Kapitel 94

689 18 0
                                    

Justins Sicht:

„Wir sollten das wirklich nicht tun", murmelte ich leise, als Selena sich meinem Gesicht näherte und anfing zu lächeln. Seit zwei Stunden saßen wir im Restaurant des Montage Hotels und redeten über die Vergangenheit. Wir mussten unglaublich viel lachen und ich hatte wirklich einen wundervollen Geburtstag, doch dann hatte sie meine Hand in ihre genommen und in meinem Kopf wurde ein Schalter umgelegt.

Es war falsch, aber es fühlte sich so vertraut an.

„Justin wir haben doch eigentlich nie aufgehört uns zu lieben. ICH habe nie aufgehört dich zu lieben", hauchte Selena leise und schon lagen ihre Lippen auf meinen. Ich schaltete alles in meinem Kopf aus. Zumindest versuchte ich es.

Eigentlich wollte ich das hier nicht, denn es war unglaublich falsch. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass Shawn halbnackt bei Grace war und schon fühlte es sich richtig an, sich abzulenken. Und schon gab ich mich Selena voll und ganz hin und ignorierte es, dass draußen haufenweise Paparazzi standen und uns fotografierten.

Grace Sicht:

Zwei Wochen später hatte ich endlich meine Prinzessin wieder bei mir zuhause. Der Arzt hatte gesagt, dass ihr Körper die neuen Stammzellen angenommen hatte und sie so gut wie geheilt war. Ob die Leukämie endgültig bekämpft war, würden wir erst im Verlauf der nächsten Jahre sehen. Aber erstmal war meine Tochter über den Berg und ich war der glücklichste Mensch auf der Welt.

Nach der positiven Nachricht vom Arzt war ich in Tränen ausgebrochen und sofort auf die Knie gefallen, weil ich es nicht glauben konnte.

Und als Josi mir dann entgegen gelaufen kam, brachen alle Dämme und ich ließ sie zehn Minuten lang nicht mehr los, sondern hielt sie fest an meine Brust gedrückt. Ich hatte solche Angst, dass sie mir wieder weggenommen wurde, aber das würde nicht passieren. Meine Tochter war endlich wieder bei mir. Sie hatte den Kampf gegen die Leukämie vorerst gewonnen.

Etwas anderes, als das, interessierte mich gerade auch einfach gar nicht. Es war mir auch völlig egal, dass Justin sich seit zwei Wochen – seit er mit Selena geknutscht hatte – nicht mehr bei mir gemeldet hatte. Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen, oder er war tatsächlich wütend, weil Shawn an dem Morgen bei mir gewesen war.

Shawn hatte sich hingegen beinahe jeden Tag bei mir gemeldet und er erkundigte sich auch ständig nach Josi, was ich wirklich unglaublich süß fand.

„Mommy?", fragte Josi, als wir seit einer Stunde zuhause waren und die ganze Zeit gekuschelt hatten, weil wir endlich wieder Zeit miteinander verbringen konnten.

„Ja, mein Schatz?"

Sie sah mich mit großen Augen an und leckte sich über die Lippen. Durch die Therapie war sie viel dünner geworden, aber ich war mir ziemlich sicher, dass wir das schnell wieder hinbekamen und sie ganz schnell wieder zunehmen würde. Auf jeden Fall kochte ich ihr gleich ihr Lieblingsessen. Nudeln mit Tomatensauce. Da könnte sie sich reinlegen.

„Kann ich Jussy anrufen? Ich will ihn sehen", murmelte sie leise.

Ein wenig verwundert war ich schon darüber, denn sie hatte in den letzten Tagen kein Wort mehr über Justin verloren. Eigentlich dachte ich, dass sie immer noch sauer war, dass er ihr Vater war und ihr niemand etwas erzählt hatte.

„Klar", flüsterte ich leise und holte mein Handy. Ich wählte Justins Nummer und gab meiner Tochter das Handy, welches sie sich mit beiden Händen ans Ohr hielt und nervös mit den Beinen wackelte, während sie auf der Couch saß.

Ein paar Sekunden später gab sie mir das Handy traurig wieder zurück.

„Er geht nicht ran."

Sie sprang traurig von der Couch und tapste durch das Wohnzimmer. Wahrscheinlich ignorierte er den Anruf, weil er meine Nummer gesehen hatte. Aber vielleicht war er auch einfach nur mit Selena beschäftigt. Darüber wollte ich jedoch nicht weiter nachdenken.

Lifeline - j.b.Where stories live. Discover now