Befreiung

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Allana

Draco war blass wie ein Gespenst, als er mir in dem leeren Klassenzimmer, das unseren behilfsmäßigen Treffpunkt darstellte, drei knappe Worte ins Ohr flüsterte: ,,Es ist soweit."
Dann erzählte er mir knapp, dass eine Informantin Dumbledore und Harry in Hogsmeade gesichtet hatte.
Dabei war mir nicht ganz klar, was die beiden dort zu suchen hatten - ich bezweifelte stark, dass es sich um die gemütliche Einnahme eines Drinks handelte.
Aber von Hogsmeade aus konnte man überall hinreisen, zu jeden beliebigen Ort apperieren ... Und außerdem waren da Dumbledore und Harry offenbar alleine auf einer geheimen Mission ...
Horkruxe.
Es musste um die Horkruxe gehen.
Dumbledore besaß mehr Informationen als jeder andere Zauberer über Voldemort, wusste am meisten über seine Vergangenheit Bescheid und hatte ausgebige Kenntnisse über jeden von Voldemort besuchten Ort.
Ein Wissen, das wir heute der ewigen Zerstörung preisgeben würden.
,,In Ordnung", antwortete ich nur und begann meine Haare zu einem festen Zopf zu knoten. ,,Du holst deine Todesser-Freunde und ein paar Minuten später alarmiere ich die Auroren und rette Jaime."
Doch Draco drehte sich nicht um, sondern blieb im Türrahmen stehen.
Seine Gesichtszüge waren unnatürlich verzerrt und sein Mund öffnete und schloss sich immer wieder als würde er stumm mit sich selber ringen. Dann schien er endlich Mut zu fassen. ,,Allana ... Ich- ... ich werde gleich Dumbledore t-töten müssen."
Da diese Worte nun ausgesprochen waren, sackten seine Schultern, wie von einem immensen Gewicht beschwert, herab und er begann am ganzen Körper zu zittern.
,,Oh, Merlin", hauchte er.
Mit einem Satz war ich bei ihm und schloss ihn in meine Arme. Er presste sein Gesicht an meine Schulter.
,,Ganz ruhig ... ganz ruhig, alles wird-"
Das Wort "gut" lag mir auf der Zunge, doch ich brachte es nicht über mich, diese Lüge auszusprechen. Es würde nicht gut werden, im Gegenteil: Ein Bürgerkrieg würde ausbrechen und eine ganze Nation im Chaos versinken.
Und Draco wäre ein Mörder.
Er würde diese Tat bis ans Ende seines Lebens mit sich tragen und sie Tag für Tag bereuen.
Jeden Tag, ein Leben lang.
,,Er würde es wollen ...", murmelte ich leise in Dracos Ohr und strich behutsam über seinen Rücken. ,,Dumbledore würde wollen, dass er stirbt, um so dein Leben zu retten ... Er wird es verstehen."
Mit einem Schniefen löste Draco sich von mir und fuhr sich über die rot geschwollenen Augen. Er schüttelte immer wieder den Kopf. ,,I-Ich sollte gehen", würgte er schließlich hervor. Er gab mir einen letzten Kuss auf die Wange und eilte dann mit gesenkten Kopf zur Tür hinaus.
Ich blickte auf meine Uhr.
Gleich geht es los.

Die Minuten verstrichen wie in Zeitlupe.
Die Todesser müssten nun im Schlos sein ... War Dumbledore bereits zurück? War er schon tot? Hatte Draco ihn umgebracht oder hatte ein Todesser ihm diese Bürde abgenommen?
Ich bildete mir ein, einen Schrei zu hören, nur unweit von hier entfernt und mein Magen drehte sich um.
War das ein Todesser gewesen? Ein Auror? Ein Lehrer?
Ein Schüler?
Aber das würde bedeuten, dass die Todesser noch nicht bei Dumbledore waren. Oder? Hatte man sie erfolgreich aufgehalten oder streiften die Todesser wie Löwen auf der Jagd durch das Schloss, darauf bedacht, so viel Chaos und Zerstörung wie möglich nach Hogwarts zu bringen?
Ich blickte erneut auf meine Uhr und mein Herz verkrampfte sich in meiner Brust.
Es ist soweit.
Ich zückte den Zauberstab.
Das Klassenzimmer, in welchen ich mich jetzt noch aufhielt, befand in dem Stockwerk zwischen den Kerkern im untersten Teil des Schlosses, und des Raums der Wünsche, welcher sich im siebten Stock befand. Genau wie auch Dumledores Büro. Genau wie auch der Gemeinschaftsraum der Gryffindors.
In den Kerker zu gelangen, sollte eigentlich kein Risiko darstellen, denn die Todesser würden sich wahrscheinlich nur in den oberen Stockwerken aufhalten - zumindest hoffte ich das.
Das Problem war vielmehr, den Kerker mit Jaime zu verlassen und zum Raum der Wünsche zu bringen, da er nämlich die sofortige Aufmerksamkeit von Schülern, Lehrern, Auroren und Todessern gleichermaßen auf sich ziehen würde.
Aber dies war unsere einzige Möglichkeit.
Ich holte tief Luft und verließ den Raum.

Seine Erben (2)Where stories live. Discover now