Draco Malfoy

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Jaime

Mir war unwohl zumute. Wir Schüler standen in mehreren Grüppchen vor dem Kerker und warteten darauf, dass Professor Slughorn uns einließ.
Aber er war spät. Später als sonst und das bestärkte meine Unruhe noch.
Hatte der Vergessenszauber vielleicht doch nicht gewirkt? Und war Slughorn so beim ersten Sonnenstrahl bereits schnurstracks zu Dumbledore geeilt und hatte ihm von Allana und mir berichtet? Oder war er anders vorgegangen und hatte die Auroren aufgesucht, die nun beratschlagten, wie sie am effektivsten gegen uns vorgehen konnten? Es war auch möglich, dass der Zauber zu stark gewesen war, sodass Slughorn sich nun an gar nicht mehr erinnern konnte ... Vielleicht hatten wir ihm gerade seiner gesamten Erfahrungen, seiner gesamten Identität beraubt!
Ich trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und es fiel mir von Sekunde zu Sekunde schwerer, diese neutrale Maske der Gelassenheit aufrechtzuerhalten.
Plötzlich öffnete sich die Kerkertür und ich gestattete mir einen erleichterten Seufzer; Slughorn betrat den Flur und hinter ihm befanden sich weder ein missbilligend blickender Dumbledore, noch bis an die Zähne bewaffnete Auroren.
Slughorn selbst war allerdings außerordentlich bleich und dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Sein graues Haar war platt an seinen Kopf gedrückt und an einigen Stellen wirr und abstehend als hätte er sich schlaflos im Bett herumgewälzt. Seine Schritte waren ein wenig unsicher und ich bemerkte, dass er sich leicht an der Wand des Kerkers abstützte. Er blickte uns alle mit einem leichten Stirnrunzeln an, als wüsste er nicht so genau, in welches Jahr er unsere Gesichter einordnen sollte. Für einen Moment blickte er Harry und Allana an, die bis eben noch miteinander gesprochen hatten. Ich ahnte nur zu gut, was nun in seinem Kopf vorging: Waren dies James Potter und Selena Black? Oder Harry Potter und Allana Diggory? 1977 oder 1996? Slughorns Stirnrunzeln vertiefte sich und ich begann zu schwitzen.
In diesem Moment überlegte ich zum ersten Mal, ob ich den Unterricht schwänzen sollte ... - nicht auszumalen, wenn mich Slughorn plötzlich mit dem Namen Tom Riddle ansprechen würde und-
,,Professor, geht es Ihnen gut?"
Ich atmete auf. Selten war es so befreiend gewesen, die Stimme von Hermine zu hören.
Der Professor blinzelte. Denk nach, denk nach, flehte ich innerlich. Das dort ist Hermine Granger, sie ist muggelstämmig, Jahrgangsbeste und besucht mit Harry Potter zusammen Hogwarts!
Slughorn blinzelte erneut. ,,Na-natürlich, Miss Granger, treten Sie ein, treten Sie ein ..." Slughorn stolperte ein wenig, als er bemerkte, dass die Tür verschlossen war. Er kramte unbeholfen einen Schlüssel hervor und steckte ihn mit leicht zitternden Fingern ins Schloss.
,,Willst du nicht reingehen, Jaime?", fragte mich Hermine, die mich abwartend ansah. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich stocksteif stehengeblieben war, darauf bedacht den noch immer etwas desorientierten Slughorn nicht aus den Augen zu verlieren.
,,Ich- ... Jaaa", stotterte ich und machte einen plumpen Schritt vorwärts. Meine Beine fühlten sich an wie Blei.
,,Äh ... schön, dass du wieder da bist", meinte ich etwas weniger enthusiastisch als eigentlich gewollt. ,,Wie waren die Ferien?"
,,Mmh, ja, ganz angenehm", meinte sie und drückte mir einen beiläufigen Kuss auf die Lippen, den ich zwar verdutzt, aber durchaus erfreut erwiederte.
Dieser nun nicht mehr ganz so beiläufige Kuss dauerte somit länger als erwartet, doch irgendwann lösten wir uns voneinander. Erst jetzt wurden mir die überraschten und schockierten Blicke meiner Mitschüler und von Slughorn bewusst. Verlegen strich ich mir die schwarzen Haare aus der Stirn und räusperte mich leicht. Neben mir war Hermine rot angelaufen.
Die ausdrucksstärksten Emotionen auf den Kuss zwischen Hermine Granger und mir zeigten hier wohl Slughorn, dessen Mund aufgeklappt war, sowie natürlich Harry und Ron, wobei der Weasley die Fäuste geballt und die Zähne zusammengebissen hatte. Die umstehenden Mädchen blickten - was ich durchaus amüsierend fand - ein wenig enttäuscht.
Allana hüstelte unüberhörbar.

Nun. Es hätte schlimmer kommen können. Slughorns Unterricht verlief ohne weitere Zwischenfälle, nur davon ausgenommen, dass Slughorn Harry einmal James nannte. Das Getuschel um mich und Hermine blieb jedoch bestehen, auch weil wir heute in freier Arbeit einen Trank herstellen mussten. So gab es genügend Möglichkeiten sich ungestört zu unterhalten.
,,Ich verstehe nicht, warum alle so einen Wind darum machen", murmelte Allana und sah stirnrunzelnd zwei Mädchen an, die sofort hastig den Kopf wegdrehten.
,,Naja, ich bin ein Slytherin und sie eine muggelstämmige Gryffindor. Sie ist eine Freundin von Harry und ich kann ihn nicht leiden - da ist es schon merkwürdig, dass wir zusammen sind." Ich warf einen Blick auf die beiden Mädchen, die prompt rot wurden. ,,Und ich sehe natürlich auch noch unverschämt gut aus."
Allana lachte schnaubend und widmete sich wieder ihrem Trank, der während unseres Gespräches gefährlich an zu dampfen begonnen hatte. Sicherheitshalber rückte ich ein wenig von Allana und der möglichen Gefahrenquelle weg.
Sie schenkte mir einen pikierten Blick. ,,Liebster Jaime, vertraust du mir etwa nicht?"
,,Ich würde dir zwar jederzeit mein Leben anvertrauen, jedoch gehe ich nicht so weit, in dein Talent für Zaubertränke zu vertrauen."
Allana gluckste leise und rührte ihren Trank um. ,,Ich hab dich auch lieb."
Meine Lippen hoben sich zu einem Lächeln.

Seine Erben (2)Where stories live. Discover now