Unterricht bei Dolores

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Allana

Mein Bruder fing mich vor Beginn des Unterrichts im Flur ab. Er schien dort schon eine ganze Weile gewartet zu haben, denn die Fette Dame beobachtete ihn bereits aus verengten Augen.
,,Jaime", zischelte ich, ,,geht es bei dir eigentlich noch auffälliger?!"
Eine kleine Falte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen und er stieß sich von der Wand ab, an der er sich offenbar gelehnt hatte. ,,Wie meinst du das?"
Ich deutete auf mich. ,,Gryffindor." Und dann auf ihn. ,,Slytherin. Das erscheint doch suspekt oder? Ich meine, sogar Luna hat schon die Wahrheit herausbekommen!"
,,Es ist Luna! Sie ist ständig so drauf. Sie wird es wieder vergessen und selbst wenn nicht: Niemand würde ihr glauben! Jetzt nichts gegen Luna", fügte er schulterzuckend hinzu, ,,aber es ist nunmal so."
Ich holte Luft. ,,Okay ... also warum bist du hier?"
Jaime nahm meine Hand und zog mich mit sich, sodass wir außer Sichtweite vor den neugierigen Blicken der Fetten Dame waren.
,,Ich will, dass du in Verteidigung gegen die dunklen Künste keine Aufmerksamkeit auf dich lenkst. Sei weder besonders still, noch besonders leise, folge ihren Anweisungen ... fall einfach gar nicht auf."
Ich riss mich aus seinem Griff los. ,,Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es dein Recht ist, mir zu sagen, was ich zu tun und zu lassen habe, Bruder."
Jaime nahm meine unterdrückte Wut nur allzu gut zur Kenntnis, denn er schluckte und machte eine abwehrende Geste. ,,Al, diese Frau ist ein Bluthund, verstehst du das nicht?", meinte er drängend, ,,Sie wird alles, alles, was ihr auffällt sofort dem Ministerium berichten. Wir dürfen unter keinen Umständen in dessen Radar gelangen."
,,Jaime, dein Verstand geht mit dir durch. Das Ministerium glaubt noch nicht einmal an Voldemorts Rückkehr und Umbrigde ist nur da, um Dumbledore unter Kontrolle zu bringen, den sowieso alle für einen senilen alten Mann halten. Du machst dir Sorgen um Dinge, die nicht geschehen werden!"
Jaime raufte sich durch die Haare. Er sah mich bittend an. ,,Ich weiß nicht ... ich ... Tu's für mich, Al, ja? Lass nicht zu, dass Umbrigde an Informationen über uns gelangt."
Ich schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. Sein Blick war beinahe schon flehend.
,,Schon gut", murmelte ich widerstrebend, ,,ich werd's versuchen. Einfach nicht auffallen, ja?"
Er nickte erleichtert. ,,Genau. Ich werde dasselbe tun."
Ich seufzte und warf dann einen Blick auf meinen Stundenplan. ,,Also ... Doppelstunde Zaubertränke bei Snape?"
,,Jup."
,,Na, dann los."

Zaubertränke war noch immer der gleiche Horror für die Gryffindors wie die Jahre zuvor: Snape schaffte es immer wieder Hermine zu ignorieren und sogar bei den Tränken von Crabbe und Goyle einen Aspekt zu finden, der nicht vollkommen falsch umgesetzt wurde (wie er das schaffte, war mir nach wie vor ein Rätsel). Neville und Harry wurden ständig Punkte abgezogen, Jaime und Draco heimsten Punkte ein.
Ein besonderer Tiefpunkt war allerdings, dass der heutige Trank benotet werden würde und ich hatte das Gefühl, dass ich die Aufgebenstellung nur minimal befolgt hatte. Aber es war doch nicht meine Schuld, ich war nur abgelenkt gewesen, weil Draco die ganze Zeit über mit Parkinson gequatscht hatte! Ich warf dem mopsgesichtigen Mädchen aus Slytherin einen mörderischen Blick zu, den sie jedoch anscheinend gar nicht bemerkte. Und Draco ... der Idiot hatte mir noch nicht einmal Hallo gesagt, sondern alberte mit seinen unterdurchschnittlich intelligenten Freunden herum.
Ich stocherte missmutig mit dem Zauberstab in den Flammen unter dem Kessel herum und bekam von Snape prompt zehn Punkte abgezogen.
Wenigstens kann es jetzt eigentlich nicht mehr viel schlimmer werden, dachte ich finster. Dann sah ich auf meinen Stundenplan: Gleich würden wir eine Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Umbrigde haben und Jaime würde mich dort garantiert genaustens im Auge behalten. Bereits jetzt vernahm ich immer wieder aus den Augenwinkeln, dass er mir tadelnde Blicke zuwarf. Ich erwiederte genervt seinen Blick. Er hob provozierend eine Braue. Ich rollte die Augen.
,,Diggory, Gaunt, verschieben Sie ihre nonverbale Kommunikation auf nach den Unterricht, Sie haben sich zu konzentrieren!", fauchte Snape und wir beide zuckten zusammen.

Seine Erben (2)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon