Das Haus der Blacks

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Allana

,,Das scheint nicht sonderlich gut gelaufen zu sein", begrüßte mich mein Bruder, der nicht einmal von seinem Buch aufsah, als ich unser kleines Zimmer betrat.
,,Jap", murmelte ich nur und stellte meinen Koffer an die Wand.
Im Raum standen zwei Betten, sowie ein hölzerner Schreibtisch, ein Regal voller Bücher und ein kleiner Nachttisch mitsamt Lampe. In der Ecke befand sich ein Schrank.
,,Ich nehme mal an, der Grund dafür war ich", fuhr Jaime fort.
Ich begann meinen Koffer auszuräumen. ,,Na, weißt du, du bist ein Slytherin und du kennst ja diese ewige Feindschaft ..."
Jaimes Lippen hoben sich amüsiert.
,, ... und Harry musste wohl seine schlechte Laune irgendwie auslassen ..."
,,Ja, das habe ich gehört", meinte Jaime leichthin. ,,Aber er hat keinen - du weißt schon - Verdacht über den letzten Sommer?" Er senkte die Stimme und flüsterte jetzt nur noch. ,,Über mich?"
Das war eine andere Frage. Ich biss mir unruhig auf die Lippe. ,,Verdacht würde ich das nicht nennen, immerhin hat er keinerlei Beweise oder dich erkannt ... aber er ist misstrauisch. Genau wie bei der Kammer des Schreckens. Und du bist nunmal der ideale Verdächtige. Er wird dich verdächtigen, falls er das nicht bereits schon tut."
Jaime seufzte und fuhr sich nachdenklich durch die Haare. ,,Wir müssen ihn auf eine andere Spur führen und ihn dazu bringen jemand anderen als den Sohn zu sehen."
Das würde ein Problem werden. Denn Harry hatte meinen Bruder noch nie gemocht. ,,Aber wie schon gesagt: Du bist der ideale Verdächtige. Ich meine, du sprichst Parsel, ein Slytherin, unbekannte Eltern ..." Ich sah meinen Bruder an. ,,Aus Harrys Perspektive wäre es nur sinnvoll."
,,Leider läge er mit seinem Verdacht sogar richtig, was es doppelt so schwermachen würde, ihn umzulenken", grummelte er. Seine Augenbrauen zogen sich etwas zusammen, als er anfing zu überlegen.
,,Na ja, noch hat er keinen konkreten Verdacht, er vermutet nur, dass der Sohn auf Hogwarts ist, und deshalb ein Slytherin sein muss", erklärte ich schulterzuckend.
Jaime ließ geräuschvoll die Luft aus seiner Lunge entweichen. ,,Wie hat er das denn erkannt?"
,,Dumbledores Thron war zuerst in Hogwarts und dann durch den Portschlüssel auf dem Friedhof. Es schien für ihn die einzig logische Schlussfolgerung zu sein, dass der Sohn so zum Friedhof gekommen ist."
Jaime schnalzte einmal und schob die Lippe etwas vor. ,,Das hätte ich ihm nicht zugetraut."
Ich widerstand dem Drang, ihn mit einem Buch abzuwerfen. Jaimes durchgehende Abwertung der Gryffindors trieb mich in den Wahnsinn!
,,Wie lange weiß er das schon?", hakte er nach.
,,Etwa seit Ende des Schuljahres. Ich habe eine Unterhaltung von ihm und Dumbledore belauscht."
Er warf mir einen pikierten Blick zu. ,,Und du bist nicht auf die Idee gekommen, mir das zu sagen?!"
Ich rollte die Augen. ,,Es schien mir nicht so wichtig zu sein!"
,,Nicht wichtig ...?!" Er schnaubte genervt. Ein paar Sekunden lang herrschte Stille zwischen uns.
,,Ich meine nur-", begann er, ,,Ich hätte besser vorrausplanen können, mir eine Strategie für Dumbledore überlegt ..." Er schloss kurz die Augen und raufte sich durch die Haare. Dann schwieg er erneut.
,,Ist jetzt auch egal", seufzte er schließlich. ,,Komm mit, ich bin am verhungern." Er rappelte sich vom Bett auf und strich sich die Haare nach hinten. ,,Wie sehe ich aus?"
Ich blinzelte, verwirrt über seinen plötzlichen Stimmungswechsel. ,,Ähm ... normal?"
Er boxte mir spielerisch in die Seite. ,,Mit Komplimenten hast du's heute aber nicht so."
Ich grinste, froh, dass seine Wut verflogen war und seinem allseits bekannten trockenen Humor platzgemacht hatte. 
,,Versuch' auf dem Rückweg nicht schon wieder in das falsche Zimmer zu stolpern", mahnte ich ihn.
Er gluckste. ,,Ich werd' mir Mühe geben.
Aber hier sind so viele Zimmer!" Die Begeisterung war ihm anzuhören. ,,Bestimmt haben sich auch einige Ordensmitglieder hier für eine Weile einquartiert und auch noch die ganzen anderen Weasley-Geschwister und trotzdem glaube ich nicht, dass alle Zimmer besetzt sind!"
,,Glaub' ich auch nicht", stimmte ich ihm zu, ,,die Zimmer von Sirius' Familie stehen bestimmt leer ..." Meine Stimme verklang, als mir ein Gedanke kam. ,,Jaime, das hier ist doch das Haus der Blacks, oder?"
Er warf mir einen forschenden Blick zu. Offenbar wusste er nicht, worauf ich hinauswollte. ,,Jaaa."
,,Das Haus unserer Vorfahren?"
Er nickte erneut.
,,Das Haus von Regulus und Selena Black, unseres Onkel und unserer Mutter?"
Erst jetzt hellte sich sein Blick schlagartig auf. ,,Du hoffst, dass wir ihre alten Zimmer finden, nicht wahr?", fragte er begeistert. ,,Vielleicht können wir auch herausfinden, warum ..." Seine Stimme verklang und er kratzte sich gedankenverloren am Kinn.
Ich wusste genau, welche Frage ihn so quälte: Warum war unsere Mutter mit so einem Monster zusammengewesen?

Seine Erben (2)Where stories live. Discover now