Duelle im Raum der Wünsche

2.7K 234 31
                                    


Jaime

Allana und ich wanderten nach dem Treffen im Eberkopf noch etwas durch die verschneiten Straßen von Hogsmeade. Ich hatte die Hände tief in den Taschen meines schwarzen Mantels vergraben, denn es war ziemlich kalt und so windig, dass ich mir den grün-silbernen Schal mehrmals um den Hals gewickelt, und die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte.
Allana rieb sich ihre behandschuhten Hände und richtete immer wieder ihre rote Mütze, die durch den heftigen Wind wegzufliegen drohte.
,,Was hältst du davon, dass wir uns irgendwo in ein Lokal setzen?", brachte ich hervor, denn meine Lippen waren bereits gefühllos geworden.
Allana nickte zustimmend und zog mich am Ärmel meines Mantels in Die drei Besen.
Im Inneren war es warm und es roch nach Tee und Honig.
,,Kannst du mir deine Jacke geben, dann hänge ich die mal auf ..."
Allana reichte mir dankbar ihre Jacke. Ihr Gesicht war von der plötzlichen Wärme ganz rot geworden. ,,Ich suche uns dann inzwischen einen Platz."
Wir ließen uns im hinteren Teil des Cafés nieder und Allana bestellte für jeden von uns einen Kakao.
Ich nippte an meinem Getränk. ,,Also, Stichwort Hermine."
Meine Schwester seufzte. ,,Das hängt mit deinem Alibi zusammen. Harry hat es Hermine gesagt."
Ich nahm einen weiteren Schluck und runzelte dann die Stirn. ,,Mein Alibi?", wiederholte ich. ,,Was für ein Alibi?"
,,Wegen des Abends, an dem ich in Umbrigdes Büro eingestiegen bin. Wir hatten ja abgesprochen, dass du ein Date mit einer Ravenclaw hattest."
,,Okaaay ", meinte ich zögernd, ,,aber warum ist Hermine deswegen wütend auf mich?"
Allana starrte mich an. ,,Jaime, ich weiß, dass hörst du jetzt zum ersten Mal, aber streng dein Hirn an!"
,,Ich verstehe es tatsächlich nicht!", verteidigte ich mich, ,,Ich meine, Hermine hat mir letztes Jahr ausdrücklich klargemacht, dass wir nichts weiter als Freunde sind. Sonst wäre sie wohl nicht mit Krum zum Ball gegangen. Warum ist sie also sauer, weil ich angeblich eine Beziehung mit einer Ravenclaw habe?"
,,Jaime, Hermine will es sich vielleicht nicht eingestehen, aber sie mag dich-"
,,Ja, ich mag sie auch."
,,- sie mag dich vielleicht mehr als sie denkt. Und vielleicht auch nicht nur als Freund. Jaime, sie ist eifersüchtig!"
,,Eifersüchtig?", wiederholte ich ungläubig und lachte nervös.
Ich konnte ihr nicht glauben. Mochte mich Hermine tatsächlich irgendwie ... mehr? Oder drehten einfach ihre Hormone gerade vollkommen durch?
Ich lehnte mich nachdenklich auf dem Stuhl zurück.

Mehrere Tage später stand endlich das erste Treffen der DA bevor (ich hasste den Namen übrigens noch immer) und ich war wirklich gespannt, wie die Stunde ablaufen würde.
Hermine schien immer noch wütend auf mich zu sein, denn sie schaffte es noch immer, mich zu ignorieren. Selbst im Unterricht zeigte mir sie ständig die kalte Schulter, was ziemlich störend war, denn nun musste ich mich immer mit nur mäßig intelligenten Lernpartnern zusammentun, was letztendlich immer mit einem genervten Kommentar meinerseits und einem Nervenzusammenbruch des Anderen führte. Ich hatte nicht gewusst, dass ich so schwer auszuhalten war.

Nun ging ich durch den Flur zum Raum der Wünsche. Auf dem Weg dorthin begegneten mir auch andere Mitglieder der DA, die sich immer wieder umsahen und allgemein sehr verdächtig wirkten. Einer von ihnen - Seamus Finnigan - nickte mir kühl zu.
Auffälliger geht's ja wohl nicht.
Ich rollte innerlich die Augen und ging drei Mal um die scheinbar nackte Wand herum, bis endlich die Tür erschien, die den Eingang markierte.
Die meisten der Schüler waren bereits anwesend, genauso wie Allana und Hermine. Ich stellte mich neben meine Schwester.
Harry Potter trat nach vorne und räusperte sich leicht. ,,Also ... ich dachte, zuerst können wir euch gegeneinander antreten lassen, um zu sehen, wo eure Stärken und Schwächen liegen und wer vielleicht zusätzliche Hilfe oder Unterstützung braucht ..."
Mein Blick wanderte automatisch zu dem ziemlich nervösen und schwitzenden Neville Longbottom.
,,Also, dann stellen wir mal Paare zusammen ... der Gewinner kommt eine Runde weiter, bis am Ende nur noch zwei Leute übrig bleiben. Die treten dann auch gegeneinander an."
Mein Herz machte vor Aufregung einen kleinen Sprung und ich bereute es gar nicht mehr, mich hier angemeldet zu haben. Echte Duelle machten wir im Unterricht nie, erst Recht nicht bei Umbrigde! Es juckte mir bereits in den Fingern, meine magischen Fähigkeiten einzusetzen. Meine Hände kribbelten förmlich!
,,Ganz ruhig", meinte Allana neben mir trocken, ,,stich dir nicht vor lauter Enthusiasmus mit deinem Zauberstab ins Auge."
,,Ach, komm schon", neckte ich sie, ,,du bist doch auch gespannt."
Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen. ,,Auch wieder wahr."
Wir wurden in Gruppen aufgeteilt, die in etwa unserem Alter entsprachen und bekamen dann per Zufall einen Gegner zugeteilt. In der ersten Runde trat ich gegen einen lächerlich schwachen Jungen aus dem vierten Jahrgang an, den ich nach mehreren einfachen Zaubern mühelos überwältigen konnte.
Danach folgte ein Hufflepuff aus meiner Stufe, der vermutlich im Fach Zauberkunst ziemlich gut war, da er beispielsweise den Schwebezauber ziemlich geschickt und flexibel einsetzte. Allerdings schien er keine Ahnung von offensiven- und Kampfzaubern zu haben, die in einem Duell eingesetzt wurden, weshalb ein einziger Stupor meinerseits genügte, um seinen hastig beschworenen Schild zu durchbrechen und ihn auszuknocken.
Als nächstes traf ich auf einen ziemlich siegessicheren Ravenclaw aus der sechsten Klasse, der mich herausfordernd angrinste. Aber als ich einen mächtigen Zauber auf seinen Schild schleuderte, verschwand sein Lächeln spurlos und eine ärgerliche Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen.
Er bombardierte mich mit einigen starken Zaubern, die jedoch unkoordiniert waren und ich diese deshalb ohne große Probleme abwehren konnte. Dann setzte ich nach und setzte einige Stupor-Zauber gegen ihn ein. Gleichzeitig nutzte ich diese Ablenkung aus und hob mit einen einfachen Schwebezauber einen schweren Sessel in die Luft, der ihn nun von hinten traf und aus dem Gleichgewicht brachte. Er konnte nicht schnell genug auf meinem nächsten Zauber reagieren und wurde zurückgeschleudert.
Somit hatte ich das Halbfinale erreicht. Ich bekam noch mit, dass Hermine gegen Weasley antrat und ihn mit einem einzigen Zauber außer Gefecht setzte. Während sie mit ihren Freundinnen giggelte, humpelte Weasley sichtlich geplättet zu seinen Geschwistern. ,,Ich hab sie gewinnen lassen", presste er hervor.
,,Schon klar", meinte einer der rothaarigen Zwillinge. Beide feixten. Jetzt trat Hermine gegen eine braunhaarige Ravenclaw aus der sechsten Klasse an. Ich hatte keine Zweifel, dass sie den Kampf für sich entscheiden würde. Hermines Fähigkeiten waren wirklich außerordentlich.
,,Bereit für unser Duell?", fragte Allana gut gelaunt. Ich hob eine Braue und musterte sie. ,,Hätte nicht erwartet, dass du noch so lange im Turnier bist."
Allana zuckte die Schultern. ,,Meine Gegner waren zu übermütig. Ich musste sie nur von Anfang an in dem Glauben lassen, dass ich nicht einmal einen Expelliarmus auf die Reihe kriege. Als sie dann siegessicher ihre Verteidigung fallengelassen haben, war es ein Leichtes sie zu überrumpeln."
,,Den Fehler werde ich nicht machen", entgegnete ich ruhig, ,,Ich weiß, wie gut du bist."
Allanas Stärke lag nicht in ihrer Magie - zumindest nicht nur. Sie war außerdem auch taktisch stark und konnte meiner magischen Stärke deswegen locker begegnen. Und sie war verdammt schnell.
Das merkte ich direkt, als ich zur ersten Einschätzung einen Stupor gegen sie einsetzte. Sie beschwor keinen Schild herauf, sondern wich in einer eleganten Drehung aus, sodass ihre schwarzen Haare um ihr Gesicht wirbelten. Gleichzeitig schoss sie aus der Hüfte heraus einen weiteren Zauber ab, den ich beinahe nicht gesehen hatte, denn durch die Drehung war ihr Gesicht verborgen gewesen, weshalb ich gar nicht wahrgenommen hatte, wie sie den Zauber ausgesprochen hatte. Ich murmelte deswegen hastig ein Protego, um den Zauber zumindest abzulenken. Allana setzte sofort nach, aber diesmal war ich vorbereitet, duckte mich und griff nun meinerseits an.
Sie darf nicht mehr ausweichen.
Allanas Taktik setzte auf Geschwindigkeit, Ausdauer und Überraschung, all das verbunden mit schnell zu sprechenden Beschwörungsformeln und Zaubern.
Meine Taktik war bis jetzt meine Gegner mit puren Können und mächtigen Zaubern zu überwältigen, denn die meisten von ihnen konnten diese Zauber nicht abblocken.
Aber Allana zerstörte diesen Plan gekonnt, indem sie nicht einmal versuchte einen Schild zu beschwören, sondern immer wieder auswich.
Deshalb noch einmal zur Wiederholung: Sie darf nicht mehr ausweichen.
Mir kam ein Gedanke und sofort begann ich eine komplizierten Beschwörung zu murmeln.
Allana kniff leicht die Augen zusammen, schien aber nicht genau zu wissen, wie sie auf ein Ausbleiben des Angriffs reagieren sollte. Ich lächelte.
In einem Radius von nur einem halben Meter von Allana bildeten sich plötzlich kleine Flammenzungen, die sie kreisförmig einschlossen und gleichzeitig immer höher loderten. Das Feuer war nicht tödlich - tatsächlich waren die Flammen nicht einmal ansatzweise so heiß wie bei einem normalen Feuer. Aber es reichte, sodass Allana nicht wusste, wie sie auf diese ungewohnte Situation reagieren sollte, verwirrt von dieser plötzlichen Änderung meiner Taktik war und auch nur über einen eingeschränkten Bewegungsfreiraum verfügte. Sie öffnete den Mund und hob den Zauberstab, um die Flammen zu löschen.
Jetzt oder nie. Ich rief einen mächtigen Zauber, den Allana nicht mehr ausweichen, oder durch einen Schild aufhalten konnte. Der Zauber traf sie mit voller Wucht und schleuderte sie mehrere Schritte nach hinten, wo sie keuchend nach Luft rang. Sie fluchte. ,,Du bist scheiße!", maulte sie und rappelte sich auf.
Ich sog gespielt geschockt die Luft ein und legte mir die Hand auf die Brust. ,,Du brichst mir das Herz."
Ihre Antwort war ein Schnauben, dann sank sie geplättet zu Boden.
Auch ich war mittlerweile ziemlich außer Atem, denn auch Allana hatte mich mit einigen ihrer starken Zauber durch den halben Saal gescheucht.
Aber nun hatte ich das Finale erreicht und würde gegen Hermine antreten müssen. Diese hatte vor wenigen Minuten ebenfalls ihre Gegnerin besiegt.
Wir stellten uns gegenüber von einander auf und eine kleine, tuschelnde Traube von Schülern bildete sich um uns.
,,Wetten, dass Gaunt plattgemacht wird?", murmelte einer der beiden Zwillinge zu seinem Bruder. Der zuckte die Schultern. ,,Ich halte dagegen."
Die beiden einigten sich auf einen Geldbetrag und sahen dann gespannt zwischen Hermine und mir hin und her.
Hermines Augen sprühten förmlich Funken als sie mich erblickte und ihre Hand ballte sich fest um ihren Zauberstab. Ich konnte ihr ansehen, dass sie mich nur allzu gern besiegen wollte.
Aber auch ich würde auch einfach nicht klein beigeben. Ich grinste. Endlich mal ein Gegner, der mir beinahe ebenbürtig ist.
Im nächsten Moment musste ich auch schon ausweichen, denn Hermine nutzte einige äußerst starke Zauber. Ich duckte mich und spürte, wie einige meiner Haare von der Hitze des Zaubers anfingen zu qualmen. Sie war tatsächlich sehr gut. Ihre Zauber waren normalerweise nicht unbedingt für den Angriff gedacht, aber da Hermine sie so vielfältig ud intelligent kombinierte, wurden sie zu einer tödlichen Waffe. Ihrer Stärke konnte ich nicht automatisch ebenfalls mit Stärke begegnen, dafür war sie zu mächtig. Aber vielleicht eine List ...
Der verbrannte Geruch meiner Haare brachte mich auf eine Idee. Was, wenn ich so tue, als hätte mich ihr Zauber getroffen ...?
Sie würde glauben, sie hätte gewonnen ...
Sie griff erneut an, diesmal mit einem Stupor. Ich sah, wie der Zauber kam und drehte mich im letzten Moment zur Seite, sodass der Zauber mich um Haaresbreite verfehlte. Gleichzeitig tat ich, als wäre genau das Gegenteil geschehen. Tatsächlich konnte es aus Hermines Perspektive so aussehen, als hätte mich der Zauber gestreift ...
Ich stellte mich ganz starr und hörte, wie Hermine vorsichtig näher kam. Jetzt hatte sie mein Blickfeld erreicht ... war fast bei mir ...
In einer blitzschnellen Bewegung richtete ich meinen Zauberstab auf sie. ,,Expelliarmus", meinte ich fast schon lässig.
Auf dieser Nähe war es für sie unmöglich auszuweichen oder einen Schild zu beschwören. Mein Zauber traf sie und ihr Zauberstab landete in meiner Hand. Sie starrte mich geschockt und wütend an. ,,Du hast mich ausgetrickst!"
Ich grinste breit und verbeugte mich leicht. Dabei fiel mein Blick auf Harry, der mich scheinbar schon mehrere Minuten lang taktierend anblickte. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er meine Kräfte jetzt genau einschätzen konnte.

Jetzt habt ihr etwas über die Kräfte der Zwillinge erfahren. Fandet ihr die Duelle und die Taktiken nachvollziehbar? Haben sie zu den jeweiligen Charakteren gepasst?

Seine Erben (2)Where stories live. Discover now