Slughorns Feier

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Jaime

,,Al, ich krieg kaum noch Luft!"
,,Ach, jetzt stell dich nicht so an!" Sie schnürte die blaue Krawatte zuende und strich diese glatt. Ich fingerte sogleich daran herum und versuchte sie so zu lockern, dass sie nicht allzu sehr meine Luftröhre abschnürte. Meine Schwester schlug mir auf die Hand. Dann holte sie das Jacket von der Truhe und half mir hinein.
,,Ich glaube, das war keine gute Idee", jammerte ich schließlich und band mir seufzend meine dunklen Haare zu einem kleinen Knoten. Probehalber bewegte ich die Arme und verzog das Gesicht; Durch das steife Jacket konnte ich meine Arme nur teilweise strecken, bevor sie anfingen unangenehm zu kribbeln. ,,Ich finde es äußerst ungerecht, dass du dich nicht auf Slughorns Party schleichst, um mir gegen diesen Lehrer beizustehen."
,,Ich verbringe meine freie Zeit lieber damit, herauszufinden, was Dracos zweiter Auftrag ist. Wenn du jedoch im Laufe des Abends meine ungeteilte Unterstützung brauchst, wird mir schon was einfallen", meinte Allana trocken. ,,Bis dahin hast du ja Hermine."
Bei der Erwähnung dieses Namens kicherte ich nervös und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Heute war mein erstes richtiges ... Date. Mit Hermine. Mein Puls schlug schneller. Merlin, hoffentlich blamiere ich mich nicht vor ihr ... oder sage irgendetwas peinliches ...
,,Hat Draco sonst noch etwas gesagt?", fragte ich so gelassen wie möglich. Allana schenkte mir darauf nur ein wissendes Grinsen. ,,Jaime, ich kann deinen rasenden Puls fühlen. Du musst mir nichts vormachen."
Ich hüstelte verlegen.
,,Zu deiner Frage: Er meine, niemand würde zu Schaden kommen."
,,Das glaubt er doch wohl selbst nicht", grummelte ich.
,,Exakt."
Ich seufzte und stellte mich dann vor den Spiegel. ,,Wie sehe ich aus?"
,,Sehr gut- Nein, Jaime, wag' es ja nicht, schon wieder an der Krawatte herumzufummeln!" Allana zog die Krawatte wieder gerade und blickte dann auf ihre Uhr. ,,Sag mal ... seid ihr nicht ein wenig zu spät dran?"
,,Das Beste kommt zum Schluss."

Ich ging vor dem Gemeinschaftsraum der Gryffindors auf und ab und fuhr mir immer wieder durch das Haar. Dann begegnete ich dem Blick der Fetten Dame, die mich süffisant angrinste. ,,Hast es also endlich geschafft, hm?"
Ich räusperte mich. ,,Scheint so."
Das Porträtloch öffnete sich und Hermine schritt elegant hindurch. Sie trug ein rotes knielanges Kleid und hielt eine kleine, mit Perlen besetzte Handtasche umfasst. Ihr eigentlich krauses Haar war gebändigt und fiel ihr in sanften Wellen über die nackten Schultern.
Ich begann ein wenig zu schwitzen. ,,D-du siehst echt toll aus ... wirklich f-fantastisch", stotterte ich.
Ein Grinsen huschte über ihre Lippen und sie zog mich in eine Umarmung. ,,Du aber auch."
Ich lächelte und lockerte meine Krawatte ein wenig. ,,Nun denn." Ich streckte ihr meinen Arm hin und sie hakte sich bei mir unter. Ich konnte ihre Wärme durch den Stoff meines Anzuges hindurchfühlen uns spürte ihre schlanken Finger, die kurz meine Haut streiften ...

Slughorns Büro war voller Leute. Er musste es wohl mit einem Zauber ausgedehnt haben, denn ich konnte mir unmöglich vorstellen, dass so viele Menschen in ein kleines Zimmer passten. Die anwesenden Personen schienen in rege Gespräche vertieft zu sein und hielten bunte Drinks in den Händen. Die Mehrheit von ihnen war mir gänzlich unbekannt. Ein paar Köpfe drehten sich kurz in unsere Richtung, doch die meisten von ihnen wirkten reichlich desinteressiert von unseren Auftauchen.
Es waren außerdem ein paar Schüler und Lehrer anwesend. So erkannte ich Harry, neben dem eine wie immer verträumte Luna stand und der wirkte, als wolle er lieber woanders sein. Was im Anbetracht dessen, dass Professor Trelawney gerade munter auf ihn einplapperte, sogar verständlich war.
Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung war und erkannte Slughorn, der mit wichtigtuerischer Miene auf Hermine zugeschritten kam. ,,Ah, Hermine, meine Liebe, ich freue mich, dass Sie gekommen sind! Mr McLaggen ist bereits hier, ich dachte, Sie beide wollten zusammen ..."
,,Nein, Professor, ich habe eine andere Begleitung gefunden", meinte Hermine höflich. Ihre Finger griffen nach den meinen und sie zog mich sanft neben sich. ,,Das ist Jaime Gaunt, er ist einer der intelligentesten Jungen in meinem Jahrgang. Vielleicht kennen Sie ihn aus Zaubertränke ..."
Ich legte meinen Arm um Hermines Hüfte und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. Sie wurde schlagartig rot im Gesicht. Ich grinste und brachte meine Lippen etwas näher an ihr Ohr. ,,Der intelligenteste Junge, Hermine. Vergiss das nicht."
Hermine blickte mich durch ihre Wimpern hindurch an. Sie schien sich wieder gefangen zu haben. ,,Ich wollte dein Ego nicht noch bestärken", meinte sie gespielt unschuldig. Ihre großen braunen Augen funkelten jedoch verschmitzt.
,,Mmh", meinte ich und zwang mich dazu, den Blick von ihrem Gesicht zu lösen. Ich streckte meine freie Hand aus. ,,Guten Tag, Sir."
Slughorn war käseweiß geworden und seine Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Er brachte ein gequältes Lächeln zustande. ,,Mr Gaunt. Welch eine ... Freude, Sie hier begrüßen zu dürfen." Er schüttelte für einen kurzen Moment lang meine Hand und ließ sie im nächsten Augenblick wieder los, als hätte er sich verbrannt.
,,Die Freude ist ganz meinerseits."

Seine Erben (2)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora