ZAGs und Feuerwerke

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Jaime

Dolores J. Umbrigde ist zur Schulleiterin von Hogwarts ernannt worden.

Ich las mir die Anschrift auf dem schwarzen Brett erneut durch. ,,Hm."
Sollte ich jetzt erleichtert sein? Immerhin war Dumbledore nicht mehr da. Er hatte am meisten über Voldemort gewusst und mich schon in der zweiten Klasse mit ihm in Verbindung gebracht.
Gleichzeitig war er Gerüchten zufolge jedoch der einzige Zauberer, vor dem Voldemort so etwas wie Furcht verspürte. Was ja schon hilfreich war.
Trotzdem: Jetzt war Umbrigde die herrschende Macht in Hogwarts und Allana und ich hatten es in den letzten Tagen geschafft, ganz nach oben auf ihre Liste der auffälligen Schüler zu klettern. Wobei ich schweren Herzens zugeben musste, dass teilweise meine eigene Dummheit dafür verantwortlich war.
Als wäre das nicht schon schlimm genug, standen die ZAG-Prüfungen kurz bevor und ich hatte die Absicht mindestens Jahrgangsbester zu werden. Auch wenn das bedeutet hatte, dass ich teilweise bis spät in die Nacht lernen musste und kaum mehr freie Zeit hatte.
Ich seufzte und unterdrückte ein Gähnen.

In der Großen Halle war nun Dumbledores spektakuläre Flucht das Hauptthema der Schüler, sowie Umbrigdes Ernennung zur Direktorin und das, obwohl die ZAG-Prüfungen heute stattfanden.
Wenigstens sprach man deshalb nicht mehr allzu häufig über den vermaledeiten Klitterer-Artikel. Glück für mich.
,,Endlich einmal jemand Kompetentes und kein halbblutliebender Hochbetagter", ließ Nott sich begeistert aus. Andere Positionen waren durchaus kritischer: ,,Hoffentlich kommt es nicht so weit, dass wir gar keine Magie mehr benutzen dürfen", meinte Zabini nachdenklich, ,,ich meine, wir haben in Verteidigung gegen die dunklen Künste kein einziges Mal den Zauberstab verwendet! Wie sollen wir da die ZAGs meistern?!"
Viele unserer Mitschüler zuckten bei dem Wort "ZAG" hörbar zusammen und schlugen eilig noch einige Begriffe in ihren Büchern nach oder fragten sich Beschwörungsformeln ab.
Ich beschloss das Frühstück weise zu nutzen und etwas Schlaf nachzuholen. Lernen würde ich vielleicht in einer Stunde nochmal. Die Prüfungen begannen schließlich erst am Mittag.
Im Endeffekt musste Draco mich an den Haaren festhalten, da ich sonst mit dem Gesicht voran in mein Rührei geklatscht wäre. Ich merkte mir, nicht mehr einzudösen, während eine potentielle Gefahrenstelle vor mir auf dem Teller lag. ,,Du hättest mich auch vorher aufwecken können", grummelte ich und rieb mir die schmerzende Kopfhaut, wo jetzt einige Haare fehlten.
,,Das wäre aber kein halb so amüsanter Anblick gewesen", meinte Allana plötzlich hinter mir und ich zuckte zusammen.
Oh Merlin. Meine Schwester eignet sich Dracos Humor an.
,,Nein, bitte tu das nicht", murmelte ich.
Sie hob lachend eine Braue. ,,Wie Bitte?" Kurzerhand ließ sie sich neben Draco auf die Bank nieder.
Ich fuchtelte mit der Gabel herum. ,,Solche Kommentare. Die sind allein Draco und mir vorbehalten, weil wir das Talent besitzen, andere in den Wahnsinn zu treiben."
,,Ja, und zwar nicht nur durch unser gutes Aussehen", meinte Draco und zwinkerte meiner Schwester zu, die doch glatt ein wenig rot wurde.
Ich räusperte mich vernehmlich. Draco ignorierte mich, sondern sah Allana schelmisch an. Sie grinste zurück und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
Dracos Lächeln gewann an Breite und er legte sachte einen Arm um Allana, die sich an ihn lehnte und ihren Kopf auf seine Schulter bettete. Ihre Augen strahlten heller als gewöhnlich - so glücklich - und sie strich mit den Fingern gedankenverloren durch Dracos blondes Haar.
Ja. Noch mehr Anspielungen, dass ich single bin, noch nie eine Freundin hatte, geschweige denn jemanden geküsst habe, brauche ich jetzt auch nicht, Danke.
,,Ist das bei euch beiden nicht ein wenig auffällig?", fragte ich bedächtig. ,,Ich meine, wollt ihr etwa noch so einen Streit provozieren, wie am Tag des Weihnachtsballs?"
,,Potter würde es nicht mal kapieren, wenn wir direkt vor ihm knutschen würden", erklärte Draco entspannt und erntete von meiner Schwester ein kleines Schnauben.
,,Er ist noch mit Ron im Gemeintschaftsraum", erklärte sie mir.

Allana

Mein Bruder hatte das zweifelhafte Talent, die Themen anzusprechen, über die ich nicht reden wollte.
Natürlich hatte er Recht: Irgendwann musste ich Harry und Ron von meiner ... ähm ... Beziehung zu Draco erzählen. Ich machte mir keine Illusionen, dass ein wahres Donnerwetter daraus folgen würde. Und natürlich hatte ich keine Zweifel, dass Draco und Jaime dieses Donnerwetter noch munter in eine wahre Naturkatastrophe verwandeln konnten. Die andauernden Sticheleien in Richtung der Gryffindors waren mir gut genug bekannt.
Ich schenkte Jaime einen düsteren Blick, den er unschuldig blinzelnd erwiederte und vergrub mit einem schweren Seufzen meinen Kopf an Dracos Schulter. Sein Körper vibrierte leicht, als er leise lachte. Seine blonden Haare kitzelten mich am Ohr. Ein angenehm warmes Gefühl breitete sich von meinem Bauch in mir aus und füllte meinen Geist.
Ich schloss entspannt die Augen und atmete Dracos unverkennbaren Geruch ein.
Ich hätte nichts dagegen, einfach den ganzen Tag so liegen zu bleiben. Der Unterricht konnte mir mal gestohlen bleiben.
Ach ne ... ,,Verdammt, heute sind ja die Prüfungen", nuschelte ich gedämpft in Dracos Haar und unterdrückte ein Seufzen.
Plötzlich war ein dumpfer Knall zu vernehmen. 
Die lauten Gespräche verstummten augenblicklich und wurden durch angespanntes Getuschel ersetzt. Mehrere Köpfe drehten sich unruhig in die Richtung der Tür. Umbrigde erhob sich. Auch ihre Miene zeigte Ratlosigkeit. Sie zog ihren Zauberstab und stöckelte auf ihren hohen Schuhen zu dem Eingang der Halle. Sie trat durch die Tür und blickte sich um. Ich reckte den Kopf, um besser sehen zu können. Jaimes Stirn war gerunzelt.
Dann ertönte ein weiterer Knall, diesmal direkt vor der Halle.
Der Flur schien mit einem Mal nur noch ein Feuerwerk aus explodierenden Farben und Geschossen zu sein. Von überall donnerte und blitzte es ohrenbetäubend in den schrillsten Farben.
Umbrigde stieß einen winzigen Schrei aus und hastete so schnell ihre kurzen Beine sie trugen, zurück in die Halle. Auf dem Podium der Lehrer sah ich Professor McGonagall, die ihr triumphierendes Lächeln nicht sonderlich erfolgreich hinter einem Weinkelch verbarg.
Zwei rothaarige, laut lachende Gestalten rasten auf Besen durch die Tür hinein die Halle, beide mit flammenden Feuerwerkskörpern ausgestattet. Und dann brach das ganze Tohuwabohu aus. Fred und George warfen die Knallkörper in die große Halle, gleichzeitig wurde Umbrigde von einem flammenden Drachenfigur über das Podium gehetzt. Direkt daneben raste der begeistete Poltergeist Peeves durch eine Gruppe kreischender Erstklässlerinnen und mehrere Feuerwerke schienen äußerst penetrant (hauptsächlich) Schülern des Hauses Slytherin zu folgen, nur um dann vor ihnen zu explodieren und mit Ruß zu übersäen.
Jaime sah mich gehetzt an, dann tauchte er eilig unter den Tisch ab, dicht gefolgt von Draco.
Ich lachte laut auf, als ich die beiden Jungen beobachtete, die sich unter den Tisch drängten und sich dort verschreckt nach allen Seiten umsahen.
Die Weasley-Zwillinge rasten johlend auf ihren Besen durch die Fenster nach draußen und flogen somit - in mehr als nur einer Hinsicht - von der Schule. Nicht, dass es sie gekümmert hätte.

Jaime

Sahen wir es einmal positiv: Jetzt war ich wenigstens wach und munter für die anstehenden Prüfungen. Der Schreck über das Feuerwerk hatte mich aufgerüttelt, wie es keine drei Tassen starker Kaffee vermocht hätten.
Ich nahm voller Tatendrang das Buch Höchst kompentente Magie in die Hände und begann darin zu lesen.
Neben mir prägte Allana sich leise murmelnd die wichtigsten Daten der Koboldkriege ein und Draco war ganz versunken beim Lesen eines Buches für Zaubertränke.
Die Haustische der großen Halle waren bereits durch kleinere Einzeltische ersetzt worden und Professor McGonagall ermahnte uns zum wiederholten Male, dass Abschreiben streng bestraft werden würde.

Nun war es soweit. Der gesamte Jahrgang befand sich in völliger Stille in der Großen Halle, während die Hauslehrer uns die Pergamentbögen mit den Aufgaben verteilten.
,,Viel Erfolg für Sie", meinte McGonagall knapp und wir drehten die Bögen um und begannen die Fragen zu beantworten.
Einige der Fragen waren durchaus leicht zu beantworten (Nennen Sie die typischen Merkmale eines Werwolfs), während andere durchaus kniffliger waren (Beschreiben Sie den Ablauf beim Brauen eines Wachstums-Tranks und zählen Sie alle Dreiundvierzig verwendete Zutaten für diesen auf). Trotzdem hatte ich das Gefühl, die Fragen bis auf wenige Ausnahmen korrekt beantwortet zu haben.
Auch der praktische Teil war weitgehend einfach. Die Zauber gelangen mir gut, nur Kräuterkunde war ein ziemlicher Reinfall, denn dort verwechselte ich eine harmlose Gartenblume mit einer tödlichen fleischfressenden Pflanze und musste mich schnell in Sicherheit bringen, als diese mir auch schon den Kopf abbeißen wollte.
Jetzt quälte ich mich gerade durch einen meterlangen Zeitstrahl über die Koboldaufstände und versuchte alle Anführer der Achtundzwanzig Clans korrekt aufzulisten.
Ich war gerade bei der letzten Frage angelangt und versuchte mich zu erinnern, ob der Koboldkönig von 1538 Krrowat oder Krrowald hieß, als ich aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie Harry gedankenverloren über seine Narbe strich. Seine Augen waren geschlossen und er schien etwas vor sich hinzumurmeln. Er presste sich die Hände an die Schläfen.
Ich wollte mich gerade wieder der Prüfungsfrage zuwenden, als Harry wie in Zeitlupe vom Stuhl sackte. Er hielt sich wie vor Schmerz die Hände an die Narbe.
Dann schrie er einmal gellend auf.

Ja, das Finale rückt immer näher. Habt ihr schon Ideen, was dort geschehen wird? Treffen die Zwillinge und Voldemort aufeinander? Okay, dumme Frage, natürlich werden sie das!

Ich habe mich hier dazu entschlossen, die ZAGS, das Feuerwerk und Harrys Vision in ein Kapitel zu bringen. Hoffe, die Handlung wirkt so nicht allzu sehr gequetscht, da ich spontan einiges gekürzt habe.
Jedenfalls freue ich mich schon ungeheuer auf die kommenden Kapitel!

Seine Erben (2)Where stories live. Discover now