Der Auftrag

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Allana

,,Geht ihr eigentlich auch heute nach Hogsmeade?", fragte ich in die Gruppe meiner Freunde, mit denen ich gerade am Frühstückstisch in der Großen Halle saß.
,,Klar!", meinte Harry wie aus der Pistole geschossen und auch Ron nickte eifrig. Hermine grummelte ein halbherziges ,,wenn ich nicht lernen muss", was ich allerdings ebenfalls als Ja deutete.
,,Fein", meinte ich. ,,Können wir uns dann in den Drei Besen treffen? Ich wollte davor noch mit Jaime wohin ..."
Bei dem Namen meines Bruders hatte sich Harrys Miene aprupt verdüstert und er stierte finster zu dem Tisch der Slytherins. Sein Griff schloss sich fester um die Gabel in seiner Hand. Die Knöchel traten bereits weiß hervor.
Hermine und ich tauschten alamierte Blicke. Aus ihrem erschrockenen Gesichtsausdruck konnte ich entnehmen, dass sie ebenfalls nicht wusste, warum Harry so extrem reagierte.
,,Wie- uhm ... wie war der Einzelunterricht bei Dumbledore gestern?", fragte Hermine zaghaft.
Meine Augen weiteten sich eine Winzigkeit, ansonsten ließ ich mir nicht anmerken, wie überrascht ich von dieser Nachricht war. Harry hatte Unterricht bei Dumbledore ... Ich schluckte mühsam.
Der Wechsel des Themas schien jedoch keine Veränderung bei Harry zu bewirken, sondern ihn eher noch wütender zu machen. ,,Gaunt!", sprudelte es plötzlich aus ihm hervor. ,,Das war der Nachname von Voldemorts Mutter. Merope Gaunt! Ich habe sie im Denkarium von Dumbledore gesehen. Und Voldemorts Vater war auch da! Die Ähnlichkeit der beiden war wirklich verblüffend! Will mir jetzt noch einer sagen, dass Gaunt nicht mit Voldemort verwandt ist, hmm?!"
Meine Ohren rauschten. Merope Gaunt. Unsere Großmutter. Ich wiederholte den Namen flüsternd und ließ ihn mir auf der Zunge zergehen. Er gefiel mir.
Bis jetzt war mir nie aufgefallen, dass wir absolut nichts über weitere Verwandten von Lord Voldemort gewusst hatten. Und jetzt ... ein erster Hinweis, der jedoch geradezu verräterisch für Jaime enden könnte. Verdammt! Ich verkrampfte mich leicht.
,,E- es könnte auch nur eine entfernte Verwandtschaft sein", stotterte Hermine und blinzelte hektisch, ,,O- oder nur-"
,,Hermine, glaub mir doch!", meinte Harry eindringlich. ,,Voldemort, sein Vater und Jaime Gaunt sehen sich viel zu ähnlich! Ich bilde mir so etwas nicht ein!"
Doch Hermine schüttelte nur den Kopf, biss sich auf die Lippe und stand dann abrupt auf. Sie blickte keinen von uns an, als sie eilig, ihre Bücher an sich gepresst, die Halle verließ.
,,Und ... was hast du sonst noch von Dumbledore erfahren?", fragte ich Harry zögernd.
Sofort überkamen mich Schuldgefühle, da ich Harrys Vertrauen einfach so missbrauchte. Aber Jaimes Sicherheit war tausendmal wichtiger. Außerdem konnten uns diese Informationen für unseren eigenen Kampf gegen Voldemort weiterhelfen ... jeder Ort, jede Person, jeder Gegenstand konnte Hinweis für einen Horkrux sein. Ein Hinweis, den allein Jaime und ich entdecken konnten, denn nur wir waren nun langsam in der Lage das große Ganze von Voldemorts Weg zur Macht ausmachen. Harry hingegen erblickte ohne das Wissen über die Horkruxe nur unzusammenhängende Fragmente.
Trotzdem ... Ich spionierte Harry aus, benutzte sein Vertrauen in mich, manipulierte ich vielleicht sogar, um ihm immer einen Schritt voraus zu sein und gegen ihn zu agieren.
,,Da ... da war noch eine Erinnerung aus seiner Kindheit", erklärte Harry nun deutlich ruhiger als zuvor.
,,Kindheit?!", echote Ron, eindeutig verblüfft. ,,Schwer vorstellbar, dass Du-Weißt-Schon-Wer eine Kindheit hatte oder?"
,,Na, er kam sicher nicht als psychopathischer Sadist ohne Nase zur Welt", murmelte ich als Antwort. Ron schwieg daraufhin.
,,Es war eine Erinnerung an seiner Zeit im Waisenhaus", erklärte Harry und ich zuckte bei seinem letztem Wort unbewusst zusammen.
Dort waren Jaime und ich während der Ferien gewesen ...
,,Dumbledore hat Tom Riddle erzählt, dass er ein Zauberer ist ... und Riddle hatte einen Schrank mit allerlei gestohlenen Gegenständen. Das ist alles." Harry zuckte die Schultern und warf erneut dunkle Blicke in Jaimes Richtung. Dieser blickte just in diesem Augenblick auf. Jaimes Augenbrauen zogen sich zusammen, als er Harrys starren, meinen entschuldigenden und Rons verwirrten Blick bemerkte. Mein Bruder blickte scheinbar desinteressiert erneut auf seinen Teller, doch gleichzeitig spürte, wie sich sein Geist dem meinen zaghaft näherte. Da keiner von uns einen gedanklichen Schild hochgezogen hatte, fiel es mir leicht seine Ratlosigkeit zu erkennen. Ich erzähl dir in Hogsmeade davon, sandte ich ein telepathisches Signal und fühlte, dass sich sein Geist wieder von mir zurückzog.
Dumbledore hatte Harry also gezeigt, wo einer der Horkruxe verborgen gewesen war. Aber die viel wichtigere Frage ist doch immer noch, ob Dumbledore den Horkrux zerstört hat oder nicht.

Seine Erben (2)Where stories live. Discover now