Epilog 10 ~ Vor der Schlacht

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,,Wie viele sind es?", fragte Theoden, nachdem Aragorn berichtet hatte, dass er ein riesiges Heer von Urukhai auf Helms Klamm hatte zumaschieren sehen hatte. ,,Zehntausend kopfstark. Mindestens", antwortete Aragorn knapp, ,,Ganz Isengard ist geräumt. Bei Einbruch der Dunkelheit werden sie hier sein." Theoden seufzte und gab Befehle, die Festung auf die Schlacht vorzubereiten. ,,Bringt die Frauen und Kinder in die Höhlen", befahl er, ,,Jeder Mann und jeder Knabe, der waffenfähig ist, soll bis Einbruch der Nacht kampfbereit sein." Sie gingen durch die komplette Festung und kontrollierten die Vorbereitungsarbeiten. Thranduil war allerdings irgendwann verschwunden. Als sie schließlich auf der inneren Verteidigungsmauer standen, stritten sich Theoden und Aragorn, ob man jemanden zu Hilfe holen könnte. ,,Wo war Gond....", fuhr Theoden Aragorn an, unterbrach sich aber und senkte seine Stimme wieder, ,,Nein, mein Herr Aragorn. Wir sind allein." ,,Seid Ihr nicht", entgegnete Legolas, der zuvor schon etwas hatte sagen wollen, allerdings hatte Theoden ihn nicht zu Wort kommen lassen. Fragend sah Theoden den Elbenprinz an. ,,Mein Vater schickte Elduin, der Elb, der ihn nach Edoras begleitete, zurück zum Waldlandreich", erklärte Legolas, ,,Er gab den Befehl, dass er mit mindestens dreitausend Mann hierher kommen solle und das so schnell wie möglich. Wir müssen die Schlacht nur so lange verzögern, bis das Heer eintrifft." ,,Und wann wird es eintreffen?", fragte der König Rohans. ,,Die Urukhai sind ihnen drei bis vier Stunden voraus", sagte Meril, die Elduin soeben telepathisch gefragt hatte, wie lange sie denn noch bräuchten. ,,Glaubt Ihr wirklich, dass das Heer Isengards einfach ein paar Stunden wartet, bis es angreift!?", fragte Theoden, ,,Nein, das Heer wird sofort angreifen. Wir können nichts verzögern." ,,Dann lasst sie wenigstens zuerst angreifen, denn eigentlich werden sie erwarten, dass wir sofort mit dem Kampf beginnen", meinte Gimli. Theoden sah den Zwerg kurz an. ,,Na schön", meinte er dann.
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Alle Männer und Jungen, die für den Kampf gebraucht wurden, waren in der großen Halle und wurden mit Rüstungen und Waffen ausgestattet. Auch Aragorn, Meril, Legolas und Gimli waren dort. Aragorn begutachtete ein Schwert und gab dieses dann an einen älteren Mann. ,,Bauern, Knechte, Stallburschen", meinte er, ,,Das sind keine Soldaten." ,,Viele haben zu viele Winter gesehen", brummte Gimli. ,,Oder zu wenige", ergänzte Legolas und ließ seinen Blick kurz durch den Raum schweifen. ,,Seht sie euch", sagte er dann, ,,Sie haben Angst. Ich sehe es in ihren Augen." Schlagartig wurde es still in der ganzen Halle und alle sahen Legolas an. Der Elbenprinz sprach deshalb in Sindarin weiter: (Ich schreibs trotzdem in Deutsch) ,,Das sind sie also: dreitausend gegen zehntausend." Aragorn antwortete ebenfalls in Sindarin, doch Legolas blieb bei seiner Meinung. ,,Sie können diesen Kampf nicht gewinnen", entgegnete Legolas und nahm nur am Rande wahr, dass sein Vater sich durch die Menge zu Aragorn und ihm drängelte, ,,Sie haben keine Chance. Sie werden alle sterben." ,,Dann werde ich als einer von ihnen sterben!", fuhr Aragorn den Elbenprinz, warum auch immer in der allgemeinen Sprache, an. Dann verließ Aragorn die Halle. Legolas wollte ihm folgen, doch Gimli hielt ihn zurück. ,,Lass ihn, Junge", sagte der Zwerg und tatsächlich blieb Legolas. Allerdings sah er nicht wirklich fröhlich aus, soweit man fröhlich aussehen kann, wenn man weiß, dass man bald in eine Schlacht zieht. Die Jungen und Männer in der Halle widmeten sich wieder den Rüstungen und Waffen, während Legolas, Gimli, Meril und Thranduil eine ganze Weile schwiegen. Schließlich seufzte Legolas frustriert auf und lehnte sich an einen der Holztische, die überall in der Halle, so auch direkt neben ihm und den anderen, standen. ,,Alles in Ordnung?", fragte Thranduil schließlich. ,,Ich...warum habe ich das gesagt?", meinte Legolas und starrte auf den Boden, ,,Denn ich wünschte, ich hätte es nicht. Aragorn glaubt, ich würde an ihm zweifeln und solche Gedanken sind nicht sehr fördernd für eine Freundschaft." Thranduil sah seinen Sohn erstaunt von der Seite an. ,,Upedo ethin glavrath na eni, ion nin*", meinte der Elbenkönig sanft, doch Legolas drehte seinen Kopf weg. ,,Lavo nin ne idh, ada**", entgegnete der Elbenprinz, allerdings klang es nicht wütend, sondern...naja... irgendwie traurig. Thranduil seufzte. Gimli und Meril verfolgten das Gespräch zwischen Vater und Sohn schweigend und Meril übersetzte die Worte der Elben per Telepathie für Gimli, damit er sich nicht wieder aufregte, weil er nichts verstand. ,,Law***", sagte Thranduil schließlich und trat näher an Legolas heran, ,,Warum auch? Du bist mein Sohn und ich sorge mich nunmal um dich." Langsam hob Legolas seinen Blick und sah in das makellose Gesicht seines Vaters. ,,Warum habe ich das zu ihm gesagt?", wiederholte er seine Frage von vorhin. ,,Weil du selbst an dir zweifelst", antwortete Thranduil, ,,Du hast Angst, dass du diejenigen verlierst, die liebst und es nicht schaffen wirst, das zu verhindern. Und das nicht nur in der bevorstehenden Schlacht. Das verstehe ich nur zu gut. ... Aber statt diese Angst irgendwie zu zeigen, versteckst du sie und frisst sie in dich hinein." Der Elbenkönig senkte beinahe schuldbewusst den Blick. ,,Liegt wohl irgendwie in der Familie", meinte er dann etwas leiser, da in ihm wieder ein paar, sagen wir, nicht gerade schöne, Erinnerungen an eine Zeit hochkamen, in der er selbst jede noch so kleine Gefühlsregung versteckt und Trauer und Angst in sich hineingefressen hatte. Legolas wusste genau, an was sein Vater gerade dachte, auch wenn er keine Gedanken lesen oder sehen konnte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Thranduil schreckte aus seinen Erinnerungen auf und sah seinen Sohn an. ,,Stets hat mir dein Rat geholfen, Vater", sagte der jüngere Elb, ,,Und deshalb bitte ich dich nun um einen weiteren Rat. Was soll ich jetzt tun, nach diesem Streit mit Aragorn?" ,,Lass ihm noch einen Moment Zeit, damit er selbst darüber nachdenken kann", meinte Thranduil, ,,Dann gehe zu ihm und bitte ihn um Verzeihung. Er wird dich sicher verstehen." Legolas nickte und schenkte seinem Vater ein dankbares Lächeln. ,,Da die ganzen Problemchen jetzt offenbar gelöst sind, werde ich mich mal nach einem zusätzlichen Kettenhemd umsehen", brummte Gimli und verschwand in der Menge. Die übrigen drei (also Meril, Leggy und Thrandy) sahen ihm kopfschüttelnd und grinsend hinterher.
~ein paar Minuten später ~
Aragorn machte sich für die Schlacht bereit. Gerade als er sein Schwert vom Tisch nehmen wollte, wurde dieses schon hochgehoben. Es war Legolas, der seinem besten Freund das Schwert reichte. Aragorn nickte leicht, nahm das Schwert und befestigte es an seinem Gürtel, sagte aber kein Wort. ,,Wir vertrauten die stets, nie hast du uns fehlgeleitet", sagte Legolas, ,,Verzeih mir, ich hätte nicht zweifeln dürfen." Aragorn wandte sich Legolas zu. ,,Es gibt nichts zu verzeihen, mein Freund", meinte der Dunedain und legte Legolas eine Hand auf die Schulter. Zwei weitere Personen betraten den Raum und Legolas drehte sich um. ,,Hannon le, ada", sagte er leise. Thranduil lächelte nur, ebenso wie Meril, die neben dem Elbenkönig stand. Plötzlich hörten sie Schritte und das Rasseln eines Kettenhemdes: Gimli kam zu ihnen. ,,Wenn wir mehr Zeit hätten würde ich das ändern lassen", brummte der Zwerg und ließ das Kettenhemd, welches er zuvor mit den Händen über seinem Bauch festgehalten hatte, fallen. Es war natürlich fiel zu lang. Die anderen vier wechselten belustigte Blicke. ,,Es ist ein wenig eng um die Brust", meinte Gimli, worauf Meril kicherte. Legolas wollte etwas sagen, doch da erklang plötzlich ein Horn. ,,Das war kein Orkhorn", stellte er fest. ,,Und auch nicht das Horn des Waldlandreiches", ergänzte Thranduil und er, Legolas und Aragorn rannten nach draußen. Meril wollte ihnen folgen, hielt aber inne, als sie Gimli fluchen hörte. Der Zwerg versuchte, in dem viel zu großen Kettenhemd, ebenfalls zu laufen, was nicht ganz so gut funktionierte. Aber, wie ihr alle wisst, konnte Meril mithilfe ihres Eiszaubers Kleidung auch verändern und kurz darauf passte das Kettenhemd wie angegossen.

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Übersetzung
*Rede nicht so ein Geplapper zu mir, mein Sohn.
**Lass mich in Ruhe, Vater.
***Nein

Die Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt