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Tauriel:
Ich löse mich aus der Umarmung mit meiner Cousine und sah etwas unsicher zu dem schwarzen Drachen, der mittlerweile neben Meril stand. ,,Keine Sorge, sie tut dir nichts", sagte Meril, die meine leichte Angst anscheinend bemerkt hatte, ,,Sie ist sogar sehr erfreut, dich kennenzulernen." ,,Du......kannst mit ihr sprechen?", fragte ich. ,,Ja, mit Telepathie", antwortete Meril, ,,Ihr Name ist übrigens Azura." Azura kam mit neugierigem Blick zu mir und umrundete mich ein paar Mal. Dann stellte sie sich vor mich hin und sah mich an. Und sah mich an....und sah mich an. Schließlich kam Meril zu mir und nahm meine Hand. Diese streckte sie dann nach vorne. ,,Und jetzt, schließ deine Augen", forderte sie mich auf. ,,Wenn ich danach noch alle Hände besitze....", entgegnete ich unsicher, schloss meine Augen aber trotzdem. Kurz darauf spürte ich etwas warmes und schuppiges an meiner ausgestreckten Hand. Erstaunt öffnete ich die Augen. Azura hatte ihre Nase an meine Hand gelegt und sah mich aus ihren azurblauen Augen sanft an. Plötzlich zog sie sich aber zurück und sah knurrend zum Waldrand. Anscheinend hatte sie etwas oder jemanden entdeckt. Kurz darauf trat Legolas mit gespanntem Bogen aus dem Wald. Azura wollte ihn angreifen, doch Meril hielt sie zum Glück auf. ,,Not!!!",sagte Meril zu ihrer Drachendame, ,,Let's see what he wants." Ich hatte diese Sprache zwar noch nie gehört, aber Azura schien sie zu verstehen. ,,Tauriel, du kannst nicht alleine diese Orks verfolgen", sagte Legolas, der seinen Pfeil mittlerweile wieder in den Köcher gesteckt hatte. ,,Ich bin doch nicht alleine", entgegnete ich, ,,Und außerdem seid Ihr doch auch hier." Über das Gesicht des Prinzen huschte ein kleines Lächeln. ,,Du wusstest, ich würde kommen", sagte er dann. Meril verfolgte das Gespräch schweigend. ,,Aber trotzdem ist das nicht unser Kampf", meinte Legolas. ,,Es ist unser Kampf", entgegnete ich, ,,Die Orks waren nur ein Vorzeichen auf noch viel schlimmere Dinge. Und dann können wir uns nicht länger vor der ganzen Welt verschließen." Für einen Moment wusste Legolas anscheinend nicht, was genau er erwidern sollte. ,,Komm Meril, sonst holen wir die Zwerge nie ein", sagte ich und ging in Richtung Esgaroth. Mein Argument, warum wir gehen sollten, war zwar aufgrund der Tatsache, dass wir eigentlich auf Azura hätten fliegen können, unnötig, doch im Moment wollte ich nicht mehr mit Legolas sprechen. Er dachte genauso wie sein Vater und das kränkte mich irgendwie. Ich hatte immer gedacht, er würde so denken wie ich, doch anscheinend hatte ich mich in ihm getäuscht.
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Meril:
Tauriels Reaktion war merkwürdig, aber auch in gewisser Weise verständlich. Ich ging ein paar Schritte, blieb aber direkt vor Legolas stehen. ,,Ich will Euch einen kleinen Rat geben", setzte ich an. ,,Von Euch brauche ich keinen Rat", entgegnete er kühl und mit leicht arrogantem Unterton, der mich stark an seinen Vater erinnerte. ,,Ihr seid nicht gezwungen es zu tun, aber.....", redete ich unbeirrt weiter, ,,Hört ab und zu auch auf Euer Herz und lasst Euch von ihm leiten. Denn oftmals ist die Entscheidung des Herzens besser, wie die des Verstandes." Dann ging ich Tauriel und Azura hinterher.
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Legolas:
,,Hört ab und zu auch auf Euer Herz und lasst Euch von ihm leiten. Denn oftmals ist die Entscheidung des Herzens besser wie die des Verstandes", sagte Tauriels Cousine zu mir und ging dann ohne ein weiteres Wort hinter ihrem Drachen und Tauriel her. Mein Vater hatte mir einmal gesagt, dass es keine gute Idee wäre, sich von seinem Herzen leiten zu lassen. Damals hatte ich diesen Rat ohne groß darüber nachzudenken als den Besten erachtet, doch jetzt geriet diese Ansicht langsam ins Wanken. Mein Verstand sagte mir klar und deutlich, dass ich wieder zurück zu meinem Vater gehen sollte. Doch was sagte mir mein Herz? Ich wusste es nicht, so sehr ich es auch versuchte herauszufinden. Da fiel mir das Gespräch mit diesem Zwerg, der mit Tauriel geredet hatte, wieder ein.
Kurzer Flashback:
,,Noch ein Wort zu ihr und es wird dein letztes sein, Zwerg!", fuhr ich den Zwerg in der Kerkerzelle wütend an. Ich wusste selbst nicht, warum ich wütend war, doch als ich bemerkt hatte, dass Tauriel mit diesem Zwerg sprach, war aus einem unerklärlichen Grund Wut in mir aufgestiegen. Das Gespräch der Beiden hatte so vertraut und Tauriel auf einmal so offen gewirkt. Das war sie mir gegenüber so gut wie nie, was meine Wut auf den Zwerg nur noch steigerte. Mittlerweile hatte ich diesem den Rücken zugedreht und starrte an die gegenüberliegende Wand. Allerdings spürte ich kurz darauf den Blick des Zwerges auf mir. Die nächste Stunde würde sicher toll werden. (Sarkasmus lässt grüßen) Eine ganze Weile starrte er mich einfach nur an und ich ignorierte seinen Blick. ,,Ihr seid nicht immer so reizbar, oder?", meinte der Zwerg schließlich, doch ich würdigte ihn keines Blickes. ,,Ihr wolltet sie nur schützen, das verstehe ich vollkommen", sprach der Zwerg weiter, ,,Sie ist wirklich eine Schönheit. Doch ich wollte in keinem Fall, dass Ihr mich als Konkurrenten seht, denn das würde ich zum einen niemanls wagen und zum anderen....denke ich, dass sie Euch ziemlich gern hat." Unbeabsichtigt schnellte mein Kopf in seine Richtung, als ich den letzten Satz gehört hatte, und ich sah ihn erstaunt an. ,,Ihr hört mich also doch...", seufzte der Zwerg. ,,Sagt das nochmal", sagte ich im Befehlston. ,,Ich sagte, dass Ihr mich ja doch hör", wiederholte der Zwerg und ich verdrehte leicht die Augen. ,,Nein, das davor", erklärte ich leicht genervt. ,,Achso", meinte der Zwerg, ,,Tauriel scheint Euch ziemlich gern zu haben." Prüfend sah ich den Zwerg an, doch ich konnte leider nicht verhindern, dass ein leichtes Lächeln für ein paar Sekunden über meine Lippen huschte. Doch der Zwerg schien es trotzdem gesehen zu haben. ,,Und lächeln könnt Ihr auch", meinte er, worauf ich ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah. Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich habe nur den Eindruck, Ihr tätet dies nicht sehr oft", erklärte er. Ich beließ es dabei und kam auf das eigentliche Thema zurück. ,,Was lässt Euch glauben, dass Tauriel mich sehr gern hat?", fragte ich und versuchte so wie immer zu klingen, denn die Worte des Zwergs waren durchaus Musik in meinen Ohren gewesen. Sofern sie überhaupt wahr waren. ,,Nun, Tauriel erzählte mir ein wenig darüber, dass die meisten Namen der Elben eine Bedeutung haben", erzählte der Zwerg, ,,Und als Beispiel wählte sie wie von selbst den Euren. Zudem lächelte sie ununterbrochen, als sie von Euch sprach." Prüfend sah ich den Zwerg an, doch keine Lüge war in seinen Augen zu sehen. Also sprach er wirklich die Wahrheit. Ich drehte mich zu ihm, damit ich mir nicht länger den Hals verrenken musste. ,,Wie heißt du?", fragte ich den Zwerg. ,,Warum ist es bei Euch von so großer Bedeutung, den Namen des anderen zu wissen, Grünes Blatt?", fragte der Zwerg. ,,Weil du den meinen zu kennen scheinst", entgegnete ich, worauf er kurz nickte. ,,Mein Name ist Kili", sagte er dann und nun war ich derjenige, der kurz nickte. ,,Was hast du getan, dass sie so offen mit dir sprach?", fragte ich schließlich. Kili grinste kurz. ,,Nun, ehrlich gesagt, weiß ich das gar nicht so wirklich", meinte er, ,,Ich..." Weiter kam er nicht, da ich den Arm hob und ihn so zum Schweigen brachte. Angestrengt lauschte ich, da ich Schritte gehört hatte und nicht riskieren wollte, dass jemand mitbekam, dass ich mit einem der Gefangenen, der dazu noch ein Zwerg war, sprach. Doch die Schritte entfernten sich wieder. Ich ließ meinen Arm wieder sinken. Kili sah mich fragend an. ,,Ich hörte Schritte", erklärte ich und er nickte. ,,Jetzt kannst du fortfahren", sagte ich dann. ,,Ich war einfach ich selbst", meinte Kili, ,,Und ich habe auch mein Herz sozusagen ein wenig sprechen gelassen. ... Allerdings wollte ich wie gesagt nie zu Eurem Konkurrenten werden, was Tauriel angeht."
Flashback ende
Auch Kili hatte hatte gesagt, dass er sein Herz habe sprechen lassen. Doch sollte ich auf einen Zwerg hören? Und hatte ich überhaupt so große und starke Gefühle für Tauriel, dass ich mich für sie dem Wille meines Vaters widersetzte? Ich wusste es nicht. Ich wusste es wirklich nicht, denn bis jetzt hatte ich mir eigentlich noch nie allzu große Gedanken darüber gemacht. Was sagte mir mein Herz? Hatte ich Gefühle für Tauriel? Würde ich ihr folgen und mich meinem Vater widersetzen? Oder würde ich ins Waldlandreich zurückkehren und Tauriel zurücklassen, mit der Sicherheit, sie wahrscheinlich nie wieder zu sehen? Ich sah über meine Schulter zu Meril, deren Drache und Tauriel. Und bei dem Gedanke, Tauriel hier draußen alleine zu lassen, ohne Gewissheit, ob sie verletzt werden oder sogar sterben würde, spürte ich einen Stich in meiner Brust. In diesem Moment fasste ich einen Entschluss, der mein Leben für immer verändern würde. Ich lief Tauriel schnellen Schrittes hinterher. ,,Tauriel, warte!", rief ich, doch sie blieb nicht stehen. ,,Tauriel, bitte", flehte ich schon fast, ,,Du hast ja recht mit dem was du gesagt hast." Jetzt blieb sie ruckartig stehen. ,,Habt Ihr das gerade wirklich gesagt?", fragte sie mit einem Hauch von Verwunderung in der Stimme. ,,Du hast recht. Wir sollten uns nicht länger vor der Welt verschließen", sagte ich. Tauriel sah zu mir und lächelte. Sie lächelte mich einfach nur an. Und durch dieses wunderschöne Lächeln fühlte ich mich, als wäre mir eine schwere Last von den Schultern genommen worden.

Die Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt