42

1.3K 73 9
                                    

Meril:
Ein paar der Zwerge hatten im Morgengrauen festgestellt, dass sich die Überlebenden aus Esgaroth in der zerstörten Stadt Thal niedergelassen hatten. Thorin hatte daraufhin befohlen, das Haupttor zu verschließen. Jetzt schleppten wir also riesige Steinblöcke, die zum Glück nicht allzu weit vom Tor entfernt herumlagen, dort hin und machte daraus eine möglichst stabile und hohe Mauer. Um die Steinblöcke besser zu heben, hatten die Zwerge provisorische Seilzüge gebaut. Kili schleppte gerade einen weiteren Stein heran. ,,Macht die Mauer noch höher", befahl Thorin, der übrigens eine seeeehr große Hilfe (Sarkasmus lässt grüßen) bei unserer Arbeit war, ,,Keiner darf den Berg betreten." Kili ließ den Stein vor sich auf den Boden fallen und sah seinen Onkel zornig an. ,,Die Menschen aus Seestadt haben alles verloren", sagte er, ,,Sie kommen in der Not zu uns. Warum also helfen wir ihnen nicht?" ,,Erzähl mir nicht, was sie verloren haben. Ihr Leid ist mir durchaus bekannt", entgegnete Thorin, ,,Die die das Drachenfeuer überlebt haben sollten sich freuen. Sie haben allen Grund dankbar zu sein. ... Mehr Steine!!!" Kili wurde jetzt zunehmend wütend und wollte etwas sagen, doch ich legte ihm den Finger auf die Lippen, bevor er etwas unüberlegtes sagte. 《Lass gut sein》,sagte ich (telepathisch), 《Ein Streit würde die....Situation wahrscheinlich nur noch verschlimmern.》Kili nickte verstehend und ich wandte mich wieder Bilbo zu, mit dessen Hilfe ich einen der Steine trug. Es war wirklich harte Arbeit, die wir verrichten mussten. Und obwohl ich, dank meines elbischen Blutes, mehr Ausdauer hatte, war ich bald am Ende meiner Kräfte, Bilbo ebenfalls. Auch die Zwerge schienen sehr erschöpft, schufteten jedoch tapfer weiter. Irgendwann gab es eine Mittagspause, die aber ziemlich kurz war. ,,Wo ist Bilbo eigentlich?", fragte Bofur als wir nach der Pause weiterarbeiteten. Thorin und ich, die einzigen, die ihn gehört hatten, sahen uns um. ,,Such ihn, Elbenhexe!", befahl Thorin forsch. Ich konnte mir nur mit Mühe einen wütenden Kommentar zu Thorins Verhalten unterdrücken und machte mich auf die Suche nach dem Hobbit. Schließlich fand ich ihn in einem kleineren Gang in einer Nische sitzen. ,,Bilbo", sagte ich. Erschrocken sah der Hobbit zu mir. ,,Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Thorin fragt sich wo du bist. Ich sollte dich suchen", erklärte ich. Bilbo nickte und stand auf. Gemeinsam gingen wir zurück zum Tor.
~
Am Abend waren alle total erschöpft von der harten Arbeit. Da wir bemerkt hatten, dass jetzt auch noch unzählige Elbenkrieger aus dem Düsterwald in Thal eingetroffen waren, hatten wir die Mauer noch höher bauen müssen. In der Küche aßen wir gemeinsam und dann verteilen sich alle irgendwie. Ich saß noch eine Weile in der Küche und beschloss dann, Kili zu suchen. Schließlich fand ich den schwarzhaarigen Zwerg in der Nähe des großen Tors auf einem Stein sitzend und in die sternenklare Nacht blickend. Einen Augenblick beobachtete ich ihn nur. ,,Eine sternenklare Nacht ist wunderschön, nicht wahr?", sagte ich. Erstaunlicherweise war Kili nicht allzu überrascht darüber, dass ich hier war. Hatte er vielleicht sogar auf mich gewartet? ,,Ja, solche Nächte sind wirklich schön", entgegnete Kili, sah aber weiterhin zu den Sternen. Ich setzte mich neben ihn auf den Stein. ,,Aber noch schöner sind sie", begann Kili und sah mich an, ,,wenn jemand dabei ist, den man sehr mag. Jemand wie du." Ich musste seiner Worte wegen lächeln und er lächelte zurück. ,,Früher, als kleiner Junge, habe ich manchen Sternen, die mir besonders aufgefallen waren, Namen gegeben, oder mir vorgestellt, dass es meine Vorfahren sind, die auf mich herabblicken und auf mich aufpassen", sagte Kili. ,,Wirklich?", fragte ich etwas ungläubig. ,,Ja", antwortete Kili und deutete zum Himmel, ,,Der hellste und größte Stern von allen war immer Durin. So wie dieser dort. Der zweitgrößte Stern war mein Urgroßvater, Thror. Und der drittgrößte mein Großvater Thrain." Während seiner Erzählung deutete er auf verschiedene Sterne. Als er seine Hand wieder sinken ließ, bemerkte ich eine kleine Wunde an der Handfläche. ,,Was ist das denn?", fragte ich, während ich nach seiner Hand griff und diese so drehte, dass ich seine Handfläche betrachten konnte. ,,Nur ein kleiner Kratzer", entgegnete Kili tapfer, ,,Nicht weiter wild." Als ich aber darauf vorsichtig mit dem Finger über die Wunde strich, verzog er doch das Gesicht ein wenig vor Schmerz. ,,Es scheint aber ein bisschen zu schmerzen", stellte ich fest, ,,Woher kommt das?" ,,Von einem der Seile", erklärte Kili, ,,Der Stein den ich mit den Seilzug heben wollte, war ziemlich schwer. Ich verlor das Seil kurz aus der Hand und versuchte den Stein noch daran zu hindern, auf den Boden zu fallen. Dabei ist aber nur das hier rausgekommen." Ich kannte soetwas. Wenn man versucht ein Seil festzuhalten, dieses aber schnell aus der Hand gezogen wird. Solche Wunden waren weder tief, noch sonderlich gefährlich, doch sie brannten höllisch. Da fiel mir etwas ein. Vorsichtig legte ich meine eine Hand unter Kilis und die andere über seine Handfläche. ,,Was wird das?", fragte Kili. ,,Sieh einfach zu", entgegnete ich und schloss die Augen, um mich besser konzentrieren zu können. Dann murmelte ich eine elbische Formel. Als die letzten Worte dieser Formel verklungen waren, öffnete ich wieder die Augen und nahm meine Hand von Kilis Handfläche. Die Wunde war verschwunden. Erstaunt sah Kili auf seine Handfläche und dann zu mir. ,,Danke", brachte er schließlich hervor. ,,Immer wieder gerne", entgegnete ich lächelnd. Jetzt schwiegen wir eine Weile und jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. ,,Ich....ich wollte mich übrigens noch bei dir bedanken. Dafür, dass du mich in Esgaroth geheilt hast", sagte Kili irgendwann, ,,Ich stehe tief in deiner Schuld deswegen. Du hast mir das Leben gerettet." ,,Aber das war doch selbstverständlich", meinte ich, ,,Ich hätte dich nie sterben lassen können und könnte es auch jetzt nicht. Dafür bist.....du mir...viel zu wichtig." Ich griff nach Kilis Hand. Dieser atmete einmal tief durch. ,,Meril....ich...ich muss dir etwas sagen", stotterte er. ,,Du weißt, du kannst mir alles sagen", sagte ich, um ihn zu beruhigen, da er gerade ziemlich nervös war. ,,Ich....",setzte Kili stammelnd an. Ich sah ihm in die Augen, bemerkte aber, dass er etwas aus seiner Tasche zog. Dieses Etwas legte er in meine Hand und schloss diese um das Etwas mit seiner Hand. ,,Amralime", flüsterte Kili. Für eine Sekunde dachte ich, ich würde gleich in Ohnmacht fallen. Kili hatte....ER HAT MIR SEINE LIEBE GESTANDEN!!! ,,Ich will, dass du es weißt", sagte Kili, ,,Ich will, dass du weißt, dass du immer meine Rose sein wirst, egal was kommt." ,,Und ich will, dass du weißt, dass du immer mein Prinz sein wirst", entgegnete ich. Kili lächelte mich erleichtert und glücklich an. Langsam hob er seine Hand und strich mir zärtlich über die Wange, während ich in seinen wunderschönen schokobraunen Augen versank. Mit dem Daumen strich er mir kurz über die Lippen. Dann beugte er sich zögernd vor. Unsere Gesichter kamen sich immer näher. Unsere Lippen waren nur noch gefühlte Millimeter voneinander entfernt, als er stoppte, sich nicht weiter zu mir beugte. Mein Puls raste inzwischen und in meinem Bauch kribbelte es, als hätte ich einen ganzen Ameisenhaufen verschluckt. Und ich wollte Kilis Lippen auf meinen spüren. Es war wie ein..... starkes Verlangen und es war das einzige, woran ich gerade denken konnte. Ich hielt es nicht länger aus und überwand den noch vorhandenen Abstand zwischen unseren Lippen. Kili erwiderte den Kuss nur ein paar Sekunden später. Seine Lippen waren warm und weich und wir beide genossen unseren ersten Kuss sichtlich. Ich fühlte mich, als würde in mir ein Feuerwerk von Gefühlen explodieren und..... eigentlich war das, was ich in diesem Moment fühlte, einfach nur unbeschreiblich. Aber natürlich unbeschreiblich schön. Kili fuhr mit einer Hand durch mein langes Haar, mit der anderen strich er mir über den Rücken, was das Kribbeln in meinem Bauch noch verstärkte. Ich hatte meine eine Hand an seine Schulter gelegt. In der anderen hielt ich immer noch Kilis Geschenk. Allerdings traute ich mich noch nicht, Kilis Haare anzufassen, da das bei Zwergen nur die Familie und die Gefährtin durfte. Wir küssten uns, bis wir keine Luft mehr bekamen. Schnell atmend lösten wir uns voneinander. Ich öffnete meine Hand mit Kilis Geschenk. Es war eine Kette mit einem Herzamulett. Das Herz war aus reinem Gold und ein paar weiße Edelsteine und kleine, silberne Perlen verzierten es. (Nicht die Edelsteine die Thranduil haben will!!!) ,,Wie wunderschön", hauchte ich und sah lächelnd zu Kili. Dieser lächelte zurück und meinte: ,,Ich habe es bei der Suche nach dem Arkenstein gefunden und dachte mir, dass es dir gefallen würde." ,,Aber es ist doch sicher sehr wertvoll", entgegnete ich, ,,Kann ich das wirklich annehmen?" ,,Es gehört zu meinem vierzehntel Teil des Schatzes und deshalb kann ich es schenken wem ich will", sagte Kili lächelnd. Ich versuchte mir die Kette um den Hals zu legen, was aber nicht wirklich gelang, da sie mir unglücklicherweise aus der Hand rutschte. Kili fing sie auf. ,,Warum fragst du mich nicht einfach um Hilfe?", fragte er lächelnd und legte mir die Kette um. Ich musste währenddessen meine Haare festhalten, damit sie Kili nicht im Weg waren. Dieser hatte seine Hände mittlerweile an meine Schultern gelegt und küsste meinen Hals. Ich musste leicht kichern. ,,Hey, das kitzelt", sagte ich lachend, doch der Zwerg hörte mir nicht wirklich zu. ,,Kili, hör auf. Das kitzelt", wiederholte ich. ,,Ist das so?", entgegnete Kili. Ich wusste genau, dass er grinste, auch wenn ich sein Gesicht nicht sah. ,,Ja, das ist so", antwortete ich. ,,Was bekomme ich dafür, wenn ich auf höre?", fragte Kili dann. Ich überlegte kurz. ,,Einen Kuss", antwortete ich. ,,Ich wusste es", murmelte Kili, während ich mich zu ihm drehte. Dann küsste ich ihn und wieder fühlte es sich unbeschreiblich gut und vor allem richtig an. Diesmal wurde der Kuss aber schnell etwas leidenschaftlicher wie zuvor. Doch leider brauchen wir beide Luft zum Atmen, sodass wir uns wieder voneinander lösen mussten. ,,Das bleibt aber vorerst noch unser Geheimnis, in Ordnung?", flüsterte Kili. ,,In Ordnung", entgegnete ich genauso leise. Ich wusste, dass Kili Angst vor der Reaktion der Anderen, aber vor allem vor der seines Onkels, hatte, wenn herauskam, was zwischen uns beiden war.

Die Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt