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Meril:
Es war so schön, Vater und Sohn endlich wieder vereint zu sehen. Nach einer Weile, die allen Anwesenden aber wie eine halbe Ewigkeit vorkam, lösten Thranduil und Legolas die Umarmung und standen auf. Thranduil lächelte. Und zwar ein echtes Lächeln. ,,So sieht also Euer echtes Lächeln aus", sagte ich, ,,Ich finde, Euch steht dieses Lächeln sehr gut." Alle sahen zu mir und Thranduil kam auf mich zu. ,,Nur dir ist es zu verdanken, dass ich überhaupt noch lächeln kann", meinte er, ,,Dafür bin ich dir unendlich dankbar." Er schloss mich in eine sanfte Umarmung. Ich war im ersten Moment total überrascht, fing mich aber gleich wieder. Es war eine kurze Umarmung, aber ich war froh, dass Thranduil seine Maske aus Härte und Kälte abgelegt endlich hatte. Der Elbenkönig wandte sich gerade meiner Cousine zu. Tauriel schien noch ein bisschen nervös zu sein. ,,Es tut mir leid, was ich gesagt habe, Tauriel", begann Thranduil. In seiner Stimme war nichts als Ehrlichkeit zu hören. ,,Und deinen Bogen werde ich dir natürlich ersetzen", sprach er weiter. Er sah von Tauriel zu Legolas, der inzwischen wieder auf der Bettkante neben Tauriel saß. Dann nahm er Legolas Hand und legte sie auf Tauriels. Seine Hand lag über den Händen der beiden. ,,Deine Verbannung ist aufgehoben, Tauriel", sagte er, ,,Denn du und Legolas, ihr gehört zusammen. Und nichts und niemand auf der Welt kann das ändern." Tauriel lachte überrascht auf. Thranduil beugte sich zu seinem Sohn und flüsterte so leise, dass Tauriel es nicht hören konnte: ,,Ihr habt meinen Segen, wenn du sie fragen willst." Ich hörte es allerdings auch und hielt mir eine Hand vor den Mund, um nicht loszuquietschen. Legolas lächelte seinen Vater überglücklich an und ich sah, dass er mit einem Ring in der Hand spielte. Er wollte doch nicht etwa....? Doch genau das tat er jetzt. Thranduil zog sich von ihm zurück und stellte sich neben mich. Tauriel, die übrigens immer noch im Bett saß, sah etwas verwirrt aus, doch als Legolas aufstand und sich vor das Bett kniete, weiteten sich ihre Augen. Legolas sagte irgendetwas von erster Begegnung und so weiter, doch ich hörte gerade nicht zu. Ich beobachtete Thranduil, der einfach nur neben mir stand und glücklich beobachtete, wie sein Sohn Tauriel einen Heiratsantrag machte. Das Nächste was ich wieder richtig hörte, war, dass Tauriel mehrmals ja sagte. Legolas steckte ihr den Ring an den Finger, stand auf und küsste sie. ,,Ich glaube, wir lassen sie erst mal alleine", flüsterte Thranduil mir zu und schob mich zur Tür. Nachdem wir die Tür hinter uns geschlossen hatten, hielt ich es nicht länger aus und quietschte laut. Thranduil sah mich verwirrt und erschrocken an. ,,Tut mir leid, aber das musste jetzt sein", sagte ich. ,,Ich bin so froh, dass Legolas sein Glück gefunden hat", sagte Thranduil, während wir anscheinend ziellos durch die Gänge und Hallen des Düsterwaldes liefen. Jeder, der uns entgegenkam, neigte den Kopf vor Thranduil und sah mich dann erstaunt an. Sie waren es nicht gewöhnt, dass ihr König so vertraut mit einer Person war, die er eigentlich erst ein paar Mal gesehen hatte. Schließlich erreichten wir den Thronsaal. Zwei Wachen standen an der Treppe, die zu dem Saal hinauf führte. Mir ging die ganze Zeit schon eine Frage im Kopf herum. Naja, eigentlich waren es zwei Fragen. ,,Thranduil", sprach ich den König an. Er wollte gerade zu seinem Thron nach oben gehen, hielt aber wegen mir an und drehte sich um. ,,Wird Tauriel jetzt eigentlich eine Prinzessin?", fragte ich. ,,Ja, das wird sie", antwortete Thranduil. ,,Und was bin ich dann?", stellte ich meine zweite Frage. ,,Nun, ich weiß nicht, Meril", sagte Thranduil, ,,Oder sollte ich lieber Prinzessin Meril sagen?" ,,Ich werde auch eine Prinzessin?", stieß ich hervor. Der blonde Elbenkönig nickte nur lächelnd. Dann stieg er die Stufen zu seinem Thron hinauf und ließ sich auf diesem nieder. Irgendwo fand er einen Spiegel und sah kurz hinein. "Spieglein, Spieglein in der Hand..." dachte ich nur und kicherte leise. ,,Ich sehe furchtbar aus", stellte Thranduil fest und legte den Spiegel weg. Und da war wieder seine typische Arroganz. Naja, nicht wirklich Arroganz, aber er achtete auf sehr sein Aussehen. ,,Warum hast du mir nicht gesagt, dass ich so aussehe?", fragte er mich, was mich nur noch mehr kichern ließ. ,,Ich könnte Euch helfen, das wieder hinzubekommen", bot ich ihm lachend an. Er gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich zu ihm kommen sollte. Etwas unsicher ging ich die schmale Treppe zu seinem Thron hinauf. Ein paar Minuten später war ich damit beschäftigt, Thranduils Haar zu kämmen. Und das dauerte ziemlich lange, denn ich glaube nicht, dass sich der Elb in den letzten vier Tagen mit seinen Haaren beschäftigt hatte. Kurz gesagt: Seine Haare waren komplett verstrubbelt (ka wie man des schreibt) und zum Teil verknotet. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich es endlich geschafft, seine Haare durchzukämmen. ,,Fertig", sagte ich. Thranduil nahm wieder den Spiegel und betrachtete sich darin. ,,Schon besser", sagte er. Wieder musste ich lachen. ,,Was hast du eigentlich die ganze Zeit über gemacht?", fragte Thranduil. ,,Verletzte geheilt", antwortete ich, ,,Das war viel Arbeit. Ich hatte in den letzten Tagen ungefähr vier Stunden Schlaf oder so." ,,Du siehst auch ziemlich erschöpft aus", meinte der Elbenkönig und stand auf. Dann deutete er auf seinen Thron. Ich war verwirrt. Wollte er ernsthaft, dass ich mich auf seinen Thron setzte. Thranduil schob mich etwas weiter zum Thron. ,,Jede Prinzessin sollte mindestens einmal auf einem Thron gesessen haben", meinte er. Also setzte ich mich zögernd auf den Thron. Er war gemütlicher als er aussah. ,,Kann ich dich kurz alleine lassen?", fragte Thranduil nach einer Weile, ,,Ich muss noch einen neuen Bogen für Tauriel in Auftrag geben." Ich nickte nur und er ging.
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Tauriel:
Ich konnte immer noch nicht richtig glauben, dass ich jetzt wirklich mit Legolas verlobt war. Gerade aßen wir, da ich wieder zu Kräften kommen musste. Auch Legolas aß etwas. Er schien auch ziemlich müde zu sein. ,,Wie fühlst du dich?", fragte mich mein Verlobter nach dem Essen. ,,Gut", antwortete ich, ,,Auf jeden Fall besser wie noch vor ein paar Tagen." Legolas lächelte, doch ich sah, dass ihm jeden Moment die Augen zufallen würden. ,,Leg dich hin", sagte ich und rutschte etwas auf die Seite, damit Legolas sich neben mich legen konnte, ,,Sonst schläfst du noch im stehen ein." Legolas zog seine Stiefel und sein Lederhemd aus, sodass er nur noch seine Hose und ein einfaches weißes Leinenhemd trug. Ich schlug die Decke zurück und er legte sich zu mir. ,,Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir wirklich verlobt sind", sagte ich und drehte den Ring an meinem Finger. ,,Es ist aber wahr, melethril", entgegnete Legolas, ,,Und es ist der richtige Weg." ,,Ja, das ist der richtige Weg", wiederholte ich. Legolas lächelte und beugte sich über mich. ,,Habe ich dir schon einmal gesagt, wie wunderschön du bist?", fragte er. ,,Ich glaube nicht", antwortete ich. ,,Dann weißt du es jetzt", sagte Legolas leise und küsste mich sanft auf den Mund. Ich erwiderte den Kuss sofort und steckte all meine Liebe und Leidenschaft hinein. Mit einer Hand stützte Legolas sich auf dem Bett ab, um mich nicht zu erdrücken. Mit der anderen Hand strich er zärtlich über meinen Hals. Ich hatte eine Hand in seinen Nacken gelegt und die andere an seinen Rücken. Dieser Kuss hätte von mir aus ewig dauern können, aber leider brauchen wir auch Luft zum Atmen. Legolas legte sich wieder hin, sah aber weiterhin zu mir. ,,Schlaf gut", flüsterte er, während ich mich an ihn kuschelte. Erst jetzt bemerkte ich, wie müde ich war. ,,Du auch, melethron", murmelte ich schon halb im Schlaf. Das Letzte was ich mitbekam war, dass Legolas mich sanft auf die Stirn küsste.
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Meril:
Ich saß also auf Thranduils riesigem Thron und sah mich ein wenig um. Von der erhöhten Position aus konnte ich gefühlt den halben Palast überblicken. Ich entdeckte sogar Thranduil, der anscheinend wieder auf dem Weg zu mir war. Plötzlich kam mir eine total witzige Idee. Ich versuchte, mich so in den Thron zu setzten, wie Thranduil, bei unserem Gespräch nach dem Fest der Sterne. Auch versuchte ich einen arroganten Gesichtsausdruck zu machen. Thranduil erreichte gerade den Thronsaal und sah mich leicht verwirrt an. ,,Was soll das werden?", fragte er. Ich hatte mühe, einen Lachanfall zu unterdrücken und in meiner Rolle zu bleiben, schaffte es aber vorerst relativ gut. ,,Wer wagt es, so mit mir zu sprechen?", fragte ich so arrogant wie möglich. Thranduil war immer noch verwirrt. ,,Ich wage es", sagte er. ,,Wer auch immer Ihr seid, Ihr solltet mir etwas mehr Respekt erweisen", meinte ich, ,,Immerhin bin ich der große Elbenkönig des Waldlandreiches." Thranduil schien langsam zu verstehen, was ich hier für eine Show veranstaltete. ,,Verzeiht, aber ich hatte Euch nicht als diesen erkannt", meinte er grinsend. ,,Das war nicht das, was ich hören wollte", sagte ich, ,,Dafür werdet Ihr in meine Kerker gesteckt, wo Ihr verrotten könnt." Thranduil schüttelte grinsend den Kopf. Ich konnte meinen Lachanfall nicht länger zurückhalten und prustete los. Eine ganze Weile saß ich einfach nur auf dem großen Thron und lachte. Langsam beruhigte ich mich wieder. ,,Das war merkwürdig und amüsant zugleich", meinte Thranduil, der inzwischen neben mir stand. ,,Ich muss noch erwähnen, dass Eure Erscheinung, bei dem Gespräch nach dem Fest der Sterne exakt dieselbe war", erklärte ich ihm, ,,Nur, dass Ihr noch eine sehr majestätische Ausstrahlung habt." Erstaunt sah der Elbenkönig mich an, sagte aber nichts. Ich stand von seinem Thron auf und ging die Stufen des Podests hinunter. Unten angekommen, wusste ich nicht wirklich, was ich tun sollte. Leise begann ich ein Lied zu summen, dass mir meine Mutter immer vorgesungen hatte. Dabei griff ich gedankenverloren nach Kilis Herzamulett. ,,Du vermisst ihn sehr", sagte Thranduil leise hinter mir. ,,Und wie", entgegnete ich seufzend. ,,Liebe ist eines der wundervollsten Geschenke, dass uns die Vallar machen können", meinte der Elbenkönig, ,,Und sie ist mehr wert, als Gold, Silber oder Edelsteine. Ebenso wie Freundschaft. Und ich bin mir sicher, dass du ihn schon bald wiedersehen wirst." Ich lächelte Thranduil tapfer an. Plötzlich machte sich meine Müdigkeit bemerkbar und ich musste gähnen. ,,Du solltest dich jetzt ausruhen", meinte Thranduil, ,,Ich bringe dich zu einem der Gästegemächer."

Die Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt