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Meril:
Zwei Tage später war endlich alles vorbereitet und die Waldelben machten sich auf den Weg nach Thal und zum Erebor. Tauriel und Legolas blieben aber noch ein paar Tage länger im Düsterwald, da Tauriel erst einmal wieder Kraft tanken musste. Es war ein riesiger Zug, der ehrlich gesagt an eine Armee erinnerte. Thranduil ritt an der Spitze. Bei seinem Waldspaziergang gestern war ihm ein schneeweißer Hirsch zugelaufen. Er war total zutraulich gewesen und Thranduil glaubte, dass der Hirsch ein Geschenk seiner Frau war, da sie Hirsche ebenso geliebt hatte wie er. Ich meinerseits flog auf Auras Rücken über den Köpfen der Elben. Als wir an Thal vorbeikamen, trennte sich die Hälfte der Elben unter Ferens Führung und ging nach Thal. Azura war kurz gelandet. 《Kann ich auch nach Thal? Ich würde gerne nachsehen wie es Tilda geht》, sagte sie. 《Natürlich》,antwortete ich nur und stieg von ihrem Rücken. Dann flog sie auch schon über die Stadt. Ich sah ihr lächelnd hinterher. Tilda war der Drachendame wirklich sehr ans Herz gewachsen. ,,Wie es aussieht brauchst du jemanden der dich mit zum Erebor nimmt", meinte Thranduil und streckte mir seine Hand entgegen. Der Elbenkönig sah heute wirklich sehr majestätisch aus. Er trug ein silbernes Gewand und einen Umhang, der genau dieselbe Farbe hatte wie seine Augen und beim Gehen auf dem Boden schliff. Auf dem Kopf trug er seine Krone. Ich ergriff seine Hand und stieg hinter ihm auf den weißen Hirsch. Allerdings musste ich im Damensitz sitzen, da ich ein Kleid trug, dass ich mir selbst mit meinem Eiszauber gezaubert hatte. Es war türkisgrün, bodenlang und hatte trandparente Ärmel. Die übrigen Elben machten sich also auf den Weg zum Erebor. Als die Zwerge uns entdeckten herrschte Aufregung im Berg. Thranduil und ich ritten ein bisschen voraus. Es war wirklich unglaublich wie viele Zwerge sich im Erebor befanden, als wir beide in den Berg hinein ritten. Thorin drängelte sich durch die Menge. ,,Was wollt Ihr denn hier?", fuhr er Thranduil an. Der Elbenkönig blieb aber ruhig. ,,Wir hörten ihr braucht Hilfe", antwortete Thranduil und deutete zum Tor, wo gerade drei riesige Wägen vollbeladen mit Essen und Trinken für die Zwerge hereingefahren kamen. ,,Thorin, das ist genug Essen und Trinken für Monate", rief Bofur. Thorin sah wieder zu Thranduil. Dieser war mittlerweile von seinem Hirsch gestiegen und reichte mir die Hand, um mir beim Absteigen zu helfen. ,,Tut Ihr das, um mich zu erpressen?", fragte Thorin, ohne mich zu beachten, ,,Wegen den Edelsteinen?" ,,Was die Edelsteine betrifft...", begann Thranduil, ,,Behaltet sie." Thorin glaubte wohl, sich verhört zu haben. ,,Habe ich mich gerade verhört?", fragte er, ,,Ihr habt diese Edelsteine doch mehr begehrt als irgendjemand anderes." ,,Nun, das mag so gewesen sein", entgegnete Thranduil, ,,Aber mir ist klar geworden, dass kein Schatz der Welt wertvoller ist als Familie und Freundschaft." Thorin starrte den Elbenkönig mehr als nur verwirrt an. Eigentlich war es ja auch verwirrend. Zumindest für diejenigen, die nicht miterlebt hatten, wie und warum Thranduil seine Maske aus Härte und Kälte abgelegt hatte. ,,Wir können ihm vertrauen Thorin", sagte ich, ,,Er hat sich verändert. Zum Besseren." ,,Bist du dir sicher?", entgegnete Thorin. ,,Wenn du ihm nicht vertraust, dann solltest du wenigstens mir vertrauen", sagte ich, ,,Ich weiß was ich tue, Thorin. Und habe ich dich und die Gemeinschaft je in Gefahr gebracht?" Darauf wusste der König unter dem Berg anscheinend nicht was er erwidern sollte. Trotzdem schien er den Elben noch nicht wirklich zu vertrauen. Da kam mir eine Idee, wie ich Thorin mit 98%tiger Wahrscheinlichkeit überzeugen konnte, dass die Elben wirklich nur hier waren um zu helfen. ,,Wo ist Kili?", fragte ich den Zwerg. ,,Ich glaube hinten in den großen Hallen", antwortete Thorin und deutete dorthin. 《Ich glaube ich weiß, wie wir Thorin davon überzeugen können, dass Ihr wirklich nur helfen wollt》,erklärte ich Thranduil telepathisch, 《Folgt mir.》Thorin war gerade mit einer Zwergin in ein Gespräch vertieft, sodass er Thranduil und mich für einen Moment gar nicht beachtete. Bevor ich ging, musterte ich die Zwergin kurz und stellte fest, daas sie Thorin erstaunlich ähnlich sah. Dann konzentrierte ich mich aber auf meine Suche nach Kili. Thranduil immer dicht hinter mir betrat ich die hinteren Hallen und sah mich nach Kili um. Da entdeckte ich ihn auch schon bei Fili, Jenna und Balin. Schnell, aber trotzdem leise ging ich zu ihm. Thranduil hielt jetzt etwas Abstand, was aber wahrscheinlich auch an der leise tuschelnden Zwergenmenge lag. Jenna entdeckte mich als erstes und wollte auch die anderen auf mich aufmerksam machen. Ich legte aber den Finger auf die Lippen und schüttelte grinsend den Kopf. Jenna verstand und tat so, als hätte sie mich nie gesehen. Jetzt stand ich direkt hinter Kili und legte ihm die Hände auf die Augen. ,,Was zum...! Wer ist das?", fragte Kili überrascht, was Fili, Balin und Jenna kichern ließ. ,,Geht es nicht auch etwas höflicher?", konterte ich. Blitzschnell drehte Kili sich um und sah mich mit leuchtenden Augen an. ,,Du bist wieder da", sagte er fröhlich und küsste mich. Es war ein kurzer Kuss, aber er war trotzdem wunderschön. Dann begrüßte ich auch die anderen Drei mit einer Umarmung. Jenna überhäufte mich sofort mit tausend Fragen. Wie es Tauriel ging, warum Thranduil fast an Schmerz und Trauer zerbrochen wäre und ob die Verlobung von Legolas und Tauriel wirklich wahr war. Anscheinend hatte Kili von unserem telepathischen Gespräch erzählt. Allerdings war ich im ersten Moment total überfordert. Zu viele Fragen auf einmal. ,,Tauriel geht es wieder gut", antwortete stattdessen Thranduil, ,,Und ich wäre fast an Trauer und Schmerz zerbrochen, weil ich dachte, alle die ich liebte hätten mich verlassen. Aber zum Glück war es schlussendlich doch nicht so." Balin, Fili und Kili tauschten teils fragende aber auch vielsagende Blicke. ,,Was macht Ihr überhaupt hier?", fragte Fili schließlich. ,,Meril hat mir von eurem Gespräch erzählt, Kili", erklärte der Elbenkönig, ,,Und ich habe mich entschlossen, euch zu helfen." Ungläubig sahen die Zwergenprinzen, sowie Jenna, den Elb an, während Balin schmunzelte. Er war froh, dass die Elben den Streit zwischen den Völkern beenden wollten. ,,Ist...ist das Euer Ernst?", fragte Fili, ,,Wollt Ihr uns wirklich helfen?" ,,Sonst wäre ich wohl kaum hier", entgegnete Thranduil und lächelte. Jetzt sahen ihn alle Vier erstaunt an. Noch nie hatte jemand ein echtes Lächeln in Thranduils Gesicht gesehen. ,,Ihr könnt ja wirklich richtig lächeln", rutschte es Jenna heraus. ,,Verzeiht bitte", fügte sie schnell hinzu. ,,Das ist schon in Ordnung", meinte Thranduil, ,,Und ich kann es Euch ehrlich gesagt nicht übel nehmen, dass Ihr erstaunt darüber seid. Ich habe schließlich seit Ithiliels Tod nicht mehr richtig gelacht." Es war erstaunlich, wie locker er jetzt über seine Frau sprach. Noch vor ein paar Tagen hätte er noch nicht einmal ansatzweise darüber gesprochen, aber so wie es schien hatte er sich nun fast gänzlich von seiner emotionslosen Maske getrennt. ,,WO IST DIESER ELB!?!",schallte Thorins wütende Stimme durch die Halle. Augenblicklich wurde es totenstill. Alle Zwerge starrten entweder ihren König oder Thranduil an. Thorin entdeckte den Elbenkönig und lief wütend auf ihn zu. Thranduil blieb aber vollkommen ruhig. ,,Habe ich Euch erlaubt, noch weiter in mein Königreich vorzudringen?", fragte Thorin zum Glück nicht mehr brüllend. ,,In diesem Fall trifft ihn keine Schuld", sagte ich, ,,Ich habe ihn gebeten mir zu folgen, als ich Kili suchte." ,,Du solltest doch aber wissen, dass ich vor allem diesen Elb nicht in meinen Hallen dulde", entgegnete Thorin. Thranduil war gerade etwas überfordert. So wie es schien wusste er nicht genau was er sagen sollte, da er fürchtete, den Zwergenkönig aus Gewohnheit versehentlich zu beleidigen. ,,Aber Onkel, er will uns doch nur helfen", mischte sich jetzt Kili ein, ,,Und außerdem hat er sich verändert. Er ist jetzt nicht mehr der Elb, der uns in die Kerker warf." Juhu, ein Zwerg auf der Seite der Elben. Thorin sah seinen Neffe kurz sprachlos an. Die kurze Stille nutzte Balin, um sich ebenfalls in das Gespräch einzumischen. ,,Ich kann Kili nur zustimmen. Thranduil hat sich wirklich verändert. Und zwar definitiv zum Besseren. Sonst wäre er nicht gekommen und hätte uns Verpflegung gebracht", sagte der alte Zwerg. Ein bisschen hilfesuchend sah Thorin zu Fili, doch dieser stellte sich an die Seite seines Bruders. ,,Ich verlange auch nichts dafür, dass ich Euch helfe", fügte Thranduil noch hinzu, ,,Das Einzige was ich damit bezwecken will, ist, den Streit zwischen Zwergen und Elben zu beenden." Wieder lächelte der Elbenkönig. ,,Aber ich dachte immer, Ihr würdet mein Volk nicht mögen", warf Thorin ein. Allerdings war die meiste Wut aus seiner Stimme, sowie seiner Seele, verschwunden. ,,Nun, ich denke diese Abneigung basierte fast ausschließlich auf Vorurteilen", entgegnete Thranduil, ,,Wie ich mittlerweile weiß, sind Zwerge ehrenvolle Männer und mutige, starke Krieger. Und sie sind gute und vor allem treue Freunde, wie ich hörte." Beim letzten Satz sah er kurz zu mir. Thorin hatte es momentan wirklich die Sprache verschlagen. Die umstehenden Zwerge tuschelten oder warfen sich erstaunte Blicke zu. Thorin überlegte kurz. ,,Ihr und Eure Leute dürft bleiben", sagte er schließlich, ,,Aber sollte ich irgeneinen von euren Leuten oder Euch selbst dabei erwischen, wie er hier herumschnüffelt oder gar stiehlt, fliegt ihr alle sofort raus." ,,Ich nehme die Bedingungen an", entgegnete Thranduil und nickte Thorin dann lächelnd zu. Der König unter dem Berg wandte sich jetzt an sein Volk. ,,Die Elben werden uns von jetzt an helfen", verkündete er, ,,Also nehmt ihre Hilfe auch an." ,,Ich gebe meinen Leuten Bescheid", sagte Thranduil zu Thorin und lief schnell und leichtfüßig zurück in die vordere Halle. Thorin und Balin folgte ihm. Die Zwerge in der hinteren Halle, also in der Halle in der ich mich gerade befand, widmeten sich wieder ihrer Arbeit. ,,Wo ist Bilbo denn?", fragte ich in die Runde. ,,Er ist zwei Tage nach der Schlacht zurück ins Auenland, um sein Zuhause wiederzusehen", erklärte Jenna. Ich nickte verstehend. Kili zog mich plötzlich mit sich, etwas weiter weg von der großen Masse hinter eine riesige Säule. Ich ahnte schon, was er vorhatte. ,,Ich bin so froh, dass du endlich wieder da bist", sagte er, sobald wir zum Stehen gekommen waren. ,,Ich hab dich auch schrecklich vermisst", entgegnete ich und zog meinen melethron in eine Umarmung. ,,Weißt du eigentlich, dass du in diesem Kleid noch bezaubernder aussiehst, als du sowieso schon bist?", fragte Kili. ,,Ich weiß nicht, du bist der Erste, der mich darauf anspricht", antwortete ich. Das stimmte zwar nicht ganz, denn sogar Thranduil hatte mir gesagt, wie gut mir das Kleid stand und Legolas hatte mich sogar ein bisschen damit aufgezogen, dass ich mir das Kleid extra für Kili gezaubert hatte, aber ich wollte meinen Lieblingszwerg nicht kränken. ,,Dann weißt du es jetzt", flüsterte Kili, während er mit den Fingern über das Herzamulett um meinen Hals strich. Dann zog er mich näher zu sich und küsste mich sanft auf die Lippen. Ich erwiderte den Kuss, der schnell leidenschaftlicher wurde. Wir wären sicher ewig dort gestanden und hätten uns geküsst, doch etwas unerwartet wurden wir unterbrochen. Ich hörte eine Zwergin ,,Ach du meine Güte" sagen und löste mich verwirrt und auch ein kleines bisschen erschrocken von Kili. Auch er sah zu der Zwergin, die sich gerade etwas peinlich berührt zum Gehen wandte. Es war die Zwergin, die vorhin mit Thorin gesprochen hatte.

Die Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt