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Meril:
Langsam begann es zu dämmern. Wir erreichten eine größere Fläche und hielten unsere Pferde/Ponys an. Wir stiegen ab und ich ging mit Gandalf etwas weiter nach vorne. Dort standen die Überreste eines Hauses. ,,Ein Bauer und seine Familie haben hier gelebt", sagte Gandalf mit einem merkwürdigen Tonfall. ,,Etwas schlimmes ist hier passiert. Ich kann es fühlen", sagte ich. Und das stimmte wirklich. Ich konnte die Angst, die die Bauernfamilie gehabt hatte, spüren und auch etwas dunkles, gefährliches, dass sich immer noch in der Nähe befand. Thorin kam zu uns. ,,Das hier ist kein guter Ort, um das Nachtlager aufzuschlagen", sagte ich, ,,Das, was dieses Haus zerstört und seine Bewohner verschleppt hat, ist noch immer in der Nähe." ,,Wir könnten ins Verborgene Tal gehen. Dort wären wir über Nacht sicher", schlug Gandalf vor. ,,Ich sagte Euch doch, dass wir nicht in die Nähe dieses Ortes gehen", sagte Thorin. ,,Thorin, Gandalf hat recht. Dort wäre es viel sicherer", sagte ich. ,,Wenn ich sage wir rasten hier, dann rasten wir auch hier", sagte Thorin und ging. Ich schüttelte nur den Kopf. Einige der Zwerge hatten mittlerweile Feuer gemacht und Bombur hatte zu kochen begonnen. Gandalf lief schnellen Schrittes an mir vorbei und verließ unser Nachtlager. ,,Herr Gandalf, wo wollt Ihr hin?", rief Bilbo dem Zauberer hinterher. ,,Ich suche die Gesellschaft des Einzigen, der hier noch bei Verstand ist", antwortete Gandalf. ,,Und wer ist das?", fragte Bilbo. ,,Ich, Herr Beutlin. Das waren genug Zwerge für einen Tag", entgegnete Gandalf und ging. ,,Und bin etwa nicht mehr bei Verstand oder wie?", rief ich Gandalf hinterher, doch dieser reagierte nicht. ,,Dieser bescheuerte Zauberer", knurrte ich wütend und versuchte, mich abzureagieren, was nicht wirklich funktionierte. Wütend trat ich gegen eine der verkohlten Säulen des ehemaligen Bauernhauses, worauf die verbrannten Überreste des Hauses entgültig in sich zusammen fielen. Ich wollte eines meiner Wurfmesser ziehen, doch eine warme, starke Hand hinderte mich daran. ,,Beruhigt Euch", sagte eine sanfte Stimme. Kili. ,,Wie soll ich mich beruhigen, wenn....aaaaahhh", sagte ich wütend. ,,Ihr dürft Gandalf nicht immer so ernst nehmen", sagte Kili und legte seine Hand zögernd auf meinen Rücken. Seine schüchterne Berührung wirkte aus irgendeinem Grund beruhigend auf mich. Ich atmete tief ein und aus und plötzlich war meine Wut wie weggeblasen. ,,Ich weiß eigentlich, dass ich Gandalf nicht immer zu ernst nehmen sollte, aber dennoch tue ich das manchmal. ... Und ich sollte meine Wut in den Griff bekommen", meinte ich und lächelte Kili leicht an. ,,Kili, komm jetzt", rief Fili seinem Bruder zu. Kili nahm seine Hand von meinem Rücken und ging zu seinem Bruder. Fili sah mich skeptisch an, bevor er mit Kili irgendwo hin ging. Was war denn jetzt plötzlich mit ihm los? Sonst war er doch immer total nett gewesen. Also eifersüchtig war er definitiv nicht. Naja, ich werde schon noch erfahren,was mit ihm los ist. Ich setzte mich zu den Zwergen ans Lagerfeuer, wo Thorin mich eine Weile mit seinem stählernen Blick durchbohrte, bevor er sich Bilbo zuwandte. ,,Herr Beutlin, bringt Fili und Kili ihr Essen", sagte Thorin und Bofur drückte ihm zwei Schüsseln mit Suppe in die Hand. Etwas ängstlich sah Bilbo in Richtung der Pferde, wo sich anscheinend Fili und Kili befanden. ,,Ich begleite dich", flüsterte ich ihm zu. Der Hobbit nickte erleichtert und gemeinsam verließen wir das Lagerfeuer. Als wir die Brüder erreichten, standen sie einfach nur da und starrten zu den Pferden. ,,Alles in Ordnung?", fragte ich. ,,Eigentlich sollten wir auf die Ponys aufpassen", antwortete Kili. ,,Nur sind wir dabei auf ein kleines Problem gestoßen", ergänzte Fili. ,,Und was für ein Problem soll das sein?", fragte ich. ,,Wir hatten 16", sagte Fili. ,,Jetzt sind es nur noch 14", ergänzte Kili. In diesem Moment nahm mein Elbengehör schwere Schritte wahr und ein merkwürdiger Geruch zog mir in meine feine Nase. ,,Trolle", flüsterte ich. ,,Das ist nicht gut. Das ist ganz und gar nicht gut. Sollten wir das nicht Thorin sagen?", sagte Bilbo und wollte zurück zum Lagerfeuer laufen, doch Fili hielt ihn zurück. ,,Belasten wir ihn nicht damit", meinte er, ,,Aber vielleicht könntet Ihr, als unser Meisterdieb, ein paar Nachforschungen betreiben." Bilbo sah sich etwas überfordert um. Dann entdeckte er einen umgerissenen Baum. ,,Etwas großes hat die Ponys gestohlen", sagte er. Fili und Kili liefen plötzlich in den Wald. Bilbo und ich einfach hinterher. Dort versteckten wir uns hinter ein paar Bäumen und beobachteten einen Troll, der gerade zwei weitere Ponys zu einem Lagerfeuer trug und sie in ein Gatter sperrte. ,,Trolle", sagten Fili und Kili gleichzeitig. Sagte ich das nicht vor ein paar Sekunden? Typisch Zwerge, sie hören einfach nicht richtig zu. ,,Er hat Mirte und Minzie", flüsterte Bilbo. Ernsthaft, er hatte allen Ponys Namen gegeben? Naja, auch egal. ,,Wir müssen sie befreien", sagte Bilbo. ,,Da bin ich ganz deiner Meinung", sagte ich. Wir 4 schlichen näher an die Lichtung mit dem Lagerfeuer, den 3 Trollen und den Pferden heran. Ja, da waren 3 Trolle. Nicht nur einer, drei. ,,Bilbo, du befreist die Ponys", sagte Fili zu dem Hobbit. ,,Was?", steißen Bilbo und ich gleichzeitig hervor. ,,Trolle sind groß, langsam und dumm", erklärte Fili, ,,Du hingegen bist klein und flink. Sie werden dich gar nicht bemerken." Mit diesen Worten steiß er Bilbo auf die Lichtung. Allerdings so, dass keiner der Trolle ihn sehen konnte. Dann wollten die Brüder gehen, doch ich hielt sie zurück. ,,Spinnt ihr? Ihr könnt ihn doch nicht allein bei drei Trollen lassen?", fuhr ich die beiden im Flüsterton an. ,,Wir haben einen Plan", sagte Kili. ,,Und der besteht darin, dass die Trolle Bilbo finden und fressen?", fragte ich wütend. ,,Nein, eben nicht. Und jetzt, lasst uns unseren Plan durchführen", sagte Fili, bevor sein Bruder antworten konnte. Fili lief los. Kili sah mich kurz entschuldigend an und folgte dann seinem Bruder zu unserem Lagerplatz. Warum reise ich nochmal mit Zwergen? Ich schüttelte den Kopf und kletterte lautlos auf einen Baum. Dann kletterte ich auf den nächsten Baum und stellte mich so hin, dass ich nicht so leicht hinunterfallen konnte, aber die ganze Lichtung im Blick hatte. Ich verschaffte mir kurz einen Überblick. Die Trolle hatten Bilbo anscheinend noch nicht bemerkt. Dieser versuchte allerdings gerade einem Troll das Messer aus dem Gürtel zu klauen. Jetzt griff der Troll nach hinten zu seinem Taschentuch, erwischte Bilbo und putzte sich sozusagen mit Bilbo die Nase. Angeekelt verzog ich das Gesicht, denn Bilbo war jetzt voller Trollrotze. Iiiiiiiihhh!!! Der Troll hatte Bilbo mittlerweile auch bemerkt. ,,Rotz und Reier", sagte der Troll, ,,Guckt mal was mir aus dem Zinken geflutscht ist." ,,Was'n das?", fragte ein anderer. ,,Keine Ahnung. Aber es ist eklig wie es rumzappelt", sagte der Taschentuch-Troll und ließ Bilbo fallen. ,,Was bist du?", fragte er, ,,Ein zu groß geratenes Eichhörnchen? " ,,Ich bin ein Meister...äh, Hobbit", antwortete Bilbo mit leicht zittender Stimme. ,,Ein Meisterhobbit...", sagte ein anderer Troll. Es war der Koch der drei. ,,Kann man ihn kochen?" ,,Wir können es ja mal versuchen", sagte der Taschentuch-Troll. Bilbo versuchte, zu fliehen, wurde aber von einem der Trolle an den Füßen gepackt und hochgehoben. ,,Haben sich noch mehr von euch hier versteckt wo sie nichts zu suchen haben?", fragte der Troll, der Bilbo hochgehoben hatte. Zum Glück verneinte Bilbo, doch die Trolle wollten ihm nicht glauben und seine Füße über das Feuer halten, damit er die Wahrheit sagte. Ich hatte mittlerweile meinen Bogen gezückt und zielte mit einem Pfeil auf den Troll, der Bilbo in der Hand hielt. Plötzlich sprang Kili aus dem Gebüsch, rutschte unter dem Troll durch und schnitt ihm währenddessen ins Bein. ,,Lasst ihn sofort los", sagte er. Der Troll ließ Bilbo fallen und dieser landete auf Kili. Jetzt kamen auch die anderen Zwerge und bekämpften die Trolle. Ich schoss von meinem Versteck aus Pfeile auf die Trolle, doch das half nicht viel. ,,Waffen weg, oder der Meisterhobbit stirbt", sagte der Koch plötzlich. Die anderen beiden hatten Bilbo an Armen und Beinen gepackt und drohten, in zu zerreißen. Mit wütender Mine steckte Thorin sein Schwert in den Boden und auch die anderen Zwerge ließen ihre Waffen fallen. Die Trolle grinsten. Kurzerhand steckten sie die Hälfte der Zwerge in Säcke. Die andere Hälfte banden sie an einen Baumstamm, der über dem Feuer hing, um sie zu braten. Wäre die Situation gerade nicht so gefährlich gewesen, hätte ich wahrscheinlich laut losgelacht, doch ich wollte ja nicht, dass die Trolle mich entdeckten. Ich sah mich nach etwas um, was ich werfen konnte und fand schließlich etwas abgestorbene Borke am Stamm des Baumes. Ich brach ein Stück ab und warf es nach unten zu den Zwergen. Die Borke traf Kili auf der Stirn und er sah wütend nach oben. Als er mich entdeckte, wollte er mir irgendetwas zurufen, doch ich legte den Finger auf meine Lippen und schüttelte den Kopf. Kili verstand und nickte. Ich überlegte kurz und rief Gandalf per Telepathie. 《Gandalf! Hilfe! Trolle haben die Zwerge!!!》 《Ich bin schon unterwegs. Beschäftige sie irgendwie》, antwortete Gandalf telepathisch. Ich hatte verstanden. Ohne noch groß nachzudenken sprang ich vom Baum neben die Zwerge, die sich gehörig erschreckten. ,,Hey, ihr drei Schwabbelmonster", schrie ich die Trolle an. ,,Was ist das denn?", fragte einer der Trolle. ,,Kann man die essen?", fragte der andere. ,,Ihr begeht gerade einen sehr großen Fehler", sagte ich. ,,Und welchen?", fragte Kochmütze. ,,Ihr könnt diese Zwerge nicht essen, die...", jetzt stockte ich. ,,Die sind verseucht", kam Bilbo mir zur Hilfe. Irgendwie hatte er es geschafft sich in seinem Sack hinzustellen. ,,Verseucht?", fragte einer der Trolle. ,,Ja, sie haben Würmer in.......ihren Gedärmen", antwortete Bilbo. Jetzt protestierten die Zwerge lauthals. Thorin trat Kili in die Seite. Anscheinend hatte er kapiert, was Bilbo und ich vorhatten. ,,Ich hab ganz viele Würmer", schrie Kili, ,,Ich weiß gar nicht wohin mit den ganzen Würmern." Jetzt schrien die Zwerge alle durcheinander, was für große, dicke Würmer sie hätten. Plötzlich entdeckte ich Gandalf auf einem Felsen hinter den Trollen. ,,Der Tag soll euch treffen", sagte er laut und rammte seinen Stab in den Felsen. Der Felsen zerbrach und das Licht der aufgehenden Sonne schien uns entgegen. Die Trolle erstarrten auf der Stelle zu Stein. Gandalf und ich machten uns daran, die Zwerge zu befreien. ,,Warum habt Ihr nicht sofort gehandelt?", fuhr Thorin mich an, ,,Um ein Haar hätten sie uns alle gefressen." ,,Ich war immerhin diejenige, die Gandalf zu Hilfe geholt hat und die Trolle beschäftigt hat, bis er da war", entgegnete ich, ,,Auf die Idee wäre keiner von euch gekommen." Thorin wollte noch etwas sagen, doch Kili kam ihm zuvor. ,,Lass sie, Onkel. Ohne sie wären wir verloren gewesen", sagte Kili. Jetzt war Thorin entgültig auf hundertachzig. ,,Du setzt dich für eine Elbin ein!?", brüllte er seinen Neffen an, ,,Bist du wahnsinnig?" ,,Thorin bitte", versuchte Gandalf den Zwerg zu beruhigen, was nicht wirklich viel brachte. ,,Sie verteidigte mich und ich verteidige sie. Jetzt sind wir wieder quitt", erklärte Kili so ruhig wie möglich, ,,Ich wollte nur nicht länger in ihrer Schuld stehen." Thorin sah ihn skeptisch an, wandte sich dann aber von uns ab. ,,Hier in der Nähe muss eine Trollhöhle sein", meinte Gandalf und wir folgten ihm. Schon von weitem zog uns der ekelhafte Geruch der Trollhöhle in die Nase. Gandalf und ein paar der Zwerge gingen in die Höhle. ,,Tut mir leid, wenn Euer Onkel meinetwegen wütend auf Euch ist", sagte ich zu Kili. Dieser lächelte mich an und meinte: ,,Ist schon in Ordnung. Ich denke er hat heute nur einen schlechten Tag." Das glaubte ich zwar nicht wirklich, aber ich sagte nichts. Kurz darauf kamen die restlichen Zwerge und Gandalf wieder. Die Zwerge hatten ein paar Säckchen mit Gold dabei und Gandalf überreichte Bilbo gerade ein kleines Schwert. Plötzlich hörte ich etwas. ,,Alles in Ordnung?", fragte Kili. ,,Da kommt etwas", sagte Ori. Alle Zwerge stellten sich kampfbereit hin. Ich hörte genauer hin. Das hörte sich an wie Kaninchen und noch irgendetwas. Einen Augenblick bestätigte sich meine Vermutung, denn der Zauberer Radagast kam mit seinem Kaninchenschlitten an. Er und Gandalf besprachen etwas. Auf einmal tauchte ein Warg auf. Blitzschnell schoss ich einen Pfeil ab und der Warg fiel tot zu Boden. ,,Das sind Späher", stellte Thorin fest, nachdem er einen zweiten Warg getötet hatte. ,,Dann kann die Orkmeute auch nicht weit sein." ,,Orkmeute!?", fragte Bilbo erschrocken und in ihm breitete sich Angst aus. ,,Ich lenke sie ab. Ihr flieht", sagte Radagast. ,,Das sind Gundabad-Warge. Sie werden dich einholen", entgegnete Gandalf. ,,Und das sind Rosgobel-Kaninchen. Sie sollen es ruhig mal versuchen", sagte Radagast. Gandalf nickte und wir rannten los. Radagast lenkte die Orks ab, doch immer wieder liefen sie uns über den Weg. Kili schaffte es irgendwie einen der Orks, der mit seinem Warg kurz stehengeblieben war, mit einem Pfeil zu töten. Allerdings kreischte der Ork so laut, bevor er starb, dass die restlichen auf uns aufmerksam wurden. Wir rannten weiter, doch schnell waren wir umzingelt. ,,Wo ist Gandalf?", fragte Ori. Wie aufs Stichwort tauchte Gandalf hinter einem Felsen auf. ,,Hierher, ihr Narren", rief er und verschwand wieder. Alle Zwerge 'hüpften' nach einander in das Loch, das sich hinter dem Felsen befand. Thorin stand neben dem Loch und wartete bis alle Zwerge unten waren. Genauso wie ich. Kili stand immer noch auf der Ebene und schoss Orks und Warge mit seinen Pfeilen ab. ,,Kili", schrie Thorin. Kili ließ Pfeil und Bogen sinken und rannte auf Thorin und mich zu. Ich schoss Pfeile auf die Orks und Warge, die ihn verfolgten. Er erreichte uns und rutschte in die Höhle hinunter. Thorin direkt hinterher. Ich wollte es ihnen gerade gleichtun, als ein Ork mich angriff und ich mich verteidigen musste, um nicht (unnötig) verletzt zu werden. Plötzlich ertönte ein Horn und ein Pfeil tötete meinen Gegner, welcher in die Höhle zu der Gemeinschaft fiel. Reiter kamen über die Ebene. Es waren Herr Elrond und einige seiner Krieger. Sie töteten die meisten Orks, nur zwei oder drei konnten auf ihren Wargen fliehen. ,,Alae Meril", begrüßte mich Herr Elrond von seinem Pferd herab, ,,Sollen wir dich nach Imladris begleiten?" Ich nickte. ,,Mithrandir", rief ich zu Gandalf nach unten in die Höhle, ,,Teg-sain na Imladris. Im tol-na.*" Dann stieg ich hinter Herr Elrond auf dessen Pferd und die Elben ritten wieder in Richtung Bruchtal.

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Übersetzung:
*Führe sie nach Imladris/Bruchtal. Ich komme nach. (Hoffe mein Sindarin ist korrekt...)

Die Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt