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Meril:
,,Mutter", stieß Kili leicht vorwurfsvoll hervor. Moment, das war Kilis Mutter? Jetzt erklärte sich auch, warum sie Thorin so ähnlich sah. Es war ja schließlich seine Schwester. Wie hatte Kili gesagt, hieß nochmal? Ach ja, Dis. ,,Tut mir echt leid, ich wollte nicht stören", sagte Dis entschuldigend. ,,Ist schon in Ordnung", entgegnete ich. ,,Jetzt wo du schon da bist, kann ich euch auch bekannt machen", meinte Kili und stellte mich seiner Mutter vor und umgekehrt. ,,Eine Frage habe ich noch", sagte Dis nach einer Weile, ,,Weiß Thorin von euch beiden?" ,,Ja, er weiß es, Mutter", antwortete Kili, ,,Und er hat nichts dagegen gesagt." Dis sah ihren jüngsten Sohn erstaunt an. Dann lächelte sie und ging. Ich hörte aber noch, wie sie leise ,,Mein kleiner Junge wird erwachsen" murmelte. Ich musste deswegen schmunzeln. Dis schien wirklich eine liebevolle und fürsorgliche Mutter zu sein.
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Jenna:
An diesem Abend brauchte ich dringend Entspannung. Seit vier Tagen hatte ich kaum eine richtige Pause gemacht, also war das jetzt dringend nötig. Einen Ort dafür hatte ich erst kürzlich gefunden. Es war ein relativ großer See in einer versteckten Höhle im Berges. Als ich dort angekommen war zog ich meine Kleidung aus. Nur eine Hose, die noch nicht einmal über die Knie ging und ein bauchfreies Oberteil, beides aus leichtem Leinenstoff und mal wieder ganz in schwarz, behielt ich an. Man konnte schließlich nie wissen, ob nicht noch jemand anderes hierher kam. Das Wasser des Bergsees war nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt und ich genoss es einfach durch das kühle Nass zu schwimmen. Gerade als ich von einem 'Tauchgang' wieder auftauchte, nahm mein feines Vampirgehör Schritte war, die sich mir näherten. ,,Jenna, bist du hier?", hörte ich eine bekannte Person fragen. Kurz darauf sah ich die Person auch. Es war Fili. ,,Ja, ich bin hier", antwortete ich und setzte mich, like Arielle die kleine Meerjungfrau, auf einen niedrigen Felsen, der halb im See stand. ,,Verfolgst du mich eigentlich oder habe ich nur den Eindruck?", fragte ich, als Fili auf mich zukam. ,,Ich wollte mich eigentlich nur vergewissern, dass es dir gut geht", antwortete Fili, ,,Du hast ziemlich angespannt gewirkt in letzter Zeit. ... Was machst du eigentlich hier?" ,,Ich schwimme ein bisschen", sagte ich, ,,Das entspannt mich. Und außerdem ist das Wasser wundervoll." Ich ließ mich wieder ins Wasser gleiten. ,,Komm doch rein und schwimm ein bisschen mit", schlug ich vor. Moment, was sagte ich da? Fili schien ein bisschen verunsichert. Ich wollte meine Worte schon zurücknehmen, doch irgendetwas hielt mich davon ab. Um Fili die Entscheidung zu erleichtern spritze ich ihm eine volle Ladung Wasser ins Gesicht. ,,Das gibt Rache", sagte er grinsend und zog seine Schuhe, sowie seinen Mantel aus. Dann kam er auf mich zu. Ich schwamm vorsichtshalber etwas zurück. Aber das nütze nicht wirklich etwas. Bald alberten wir wie kleine Kinder herum, spritzen uns Wasser ins Gesicht oder tunken uns gegenseitig unter. Nach einer Weile verließen wir das Wasser und setzten uns ans Ufer. Von irgendwoher wehte eine kalte Brise zu uns. Und obwohl ich eigentlich so gut wie nie fror, bekam ich Gänsehaut und fröstelte leicht. Fili bemerkte das und legte mir seinen Mantel um die Schultern. ,,Danke", sagte ich etwas erstaunt. ,,Kein Problem", entgegnete er lächelnd. Seine Hände lagen für einen kurzen Moment noch auf meinen Schultern, was mich, warum auch immer, nervös machte. ,,Weißt du eigentlich, dass du dich ziemlich unerhört verhälst?", fragte Fili mich grinsend und nahm seine Hände von meinen Schultern. ,,Nein, wieso?", entgegnete ich. ,,Du hast den Kronprinzen Erebors ein paar Mal fast ertränkt", erklärte Fili. Ich musste bei dem Gedanken an unsere Albereinen im See lachen. ,,Aber eben nur fast", entgegnete ich und grinste ihn an. Eine ganze Weile schwiegen wir und gingen unseren eigenen Gedanken nach. Ich spielte mit zwei Armbändern, die mir meine Mutter zu meinem fünften Geburtstag geschenkt hatte. Beide hatten als Anhänger ein halbes Herz. Die Herzhälften passten aber perfekt zusammen. (Armbandanhänger im Bild. Denkt euch die eingravierte Schrift einfach weg) "Wenn du irgendwann einmal jemand ganz besonderen triffst, dann kannst du ihm eines der Armbänder schenken", hatte meine Mutter damals gesagt. Vorsichtig löste ich eines der Armbänder von meinem Hamdgelenk und betrachtete es. Sollte ich es Fili schenken? Er war ja schon jemand ganz besonderes für mich. Ich entschloss mich dafür, es ihm sozusagen heimlich zu geben und tat das Armband unauffällig in die Tasche von Filis Mantel. Warte! Warum tat ich das eigentlich? Auch wenn es sich irgendwie richtig anfühlte, ihm das Armband zu geben, fragte ich mich doch, wieso ich das tat. Ich musste dringend mit Meril sprechen. ,,Mist, ich wollte ja noch zu Meril", stieß ich hervor und stand auf. Hoffentlich bemerkte Fili nicht, dass ich nur schauspielerte. Ich nahm den Mantel von den Schultern und gab ihn Fili zurück. Dann zog ich mir meine Klamotten wieder über die Hose und das bauchfreie Oberteil. ,,Tut mir leid, dass ich jetzt so hektisch bin, aber ich muss dringend ein Allerbeste-Freundin-Gespräch mit ihr führen", sagte ich entschuldigend zu Fili, der mich die ganze Zeit beobachtet hatte. ,,Das macht doch nichts", entgegnete er, ,,Mir geht es manchmal auch so, wenn ich unbedingt mit meinem Bruder sprechen will." Ich lächelte, erleichtert darüber, dass er mir nicht böse war und, dass er nicht bemerkte, dass ich ihm nur etwas vorspielte. Auch wenn ich das nicht gerne tat. ,,Also, bis später irgendwann", sagte ich und rannte mit Vampirgeschwindigkeit davon, um Meril zu suchen. Schließlich fand ich sie. Zusammen mit Kili. Eigentlich ja alles schön und gut. Nur....naja... Meril und Kili küssten sich gerade. Und das ziemlich intensiv. Schnell drehte ich mich um. ,,Leute, nehmt euch ein Zimmer", sagte ich laut. ,,Jenna", stieß Meril vorwurfsvoll hervor. ,,Immerhin war ich so sozial und habe mich umgedreht, damit ihr Turteltauben wenigstens noch ein kleines bisschen Privatsphäre habt", entgegnete ich und drehte mich wieder zu den beiden. ,,Was machst du überhaupt hier? Wolltest du dich nicht entspannen?", fragte Meril. ,,Ich...muss dringend mit dir reden", antwortete ich. Meril verstand und bat Kili, uns alleine zu lassen. Der Zwerg tat es ungern, aber er respektierte unsere Wünsche trotzdem. ,,Also, was ist los?", fragte meine beste Freundin. ,,Ich...es...es geht um Jungs", sagte ich, ,,Ehrlich gesagt um Fili." Meril grinste. ,,Ich...ich weiß nicht, was...was ich fühlen soll", erklärte ich, ,,Geschweige denn, was ich wirklich sage und tue, wenn er in meiner Nähe ist. Was ist das?" Ich war wirklich verwirrt. Merils Grinsen wurde noch etwas breiter. ,,Sweety", begann sie, ,,I know what happened to you." ,,And what?", fragte ich. ,,You fell in love", sagte Meril. Ich schüttelte den Kopf. ,,No, Fili and I are only good friends", entgegnete ich, ,,I didn't fall in love with him." ,,Das habe ich in Beorns Haus auch zu dir gesagt, als du mich gefragt hast, was da zwischen Kili und mir läuft", sagte Meril, ,,Und jetzt hast du ja gesehen, was daraus geworden ist." Hatte Meril recht? Hatte ich mich wirklich in Fili verliebt?
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Fili:
Nachdem Jenna die Höhle mit dem See verlassen hatte, zog ich meine Schuhe und meinen Mantel wieder an, blieb allerdings noch eine Weile dort sitzen. Meine Gedanken schweiften irgendwann zu Jenna. Gedankenverloren vergrub ich meine Hände in meinen Manteltaschen. In einer der Taschen spürte ich einen Gegenstand. Was hatte ich denn da in der Tasche? Ich holte den Gegenstand aus der Tasche und betrachtete ihn. Es war ein goldenes Armband mit einer Herzhälfte als Anhänger. Allerdings konnte ich mich nicht daran erinnern, es irgendwo schon einmal gesehen zu haben, geschweige denn, es in meine Tasche gesteckt zu haben. Moment, gesehen hatte ich es doch schon einmal. Und zwar an Jennas Handgelenk, zusammen mit dem Gegenstück. Also entweder, es war ihr versehentlich vom Handgelenk gerutscht, oder...oder sie hatte es absichtlich in meine Tasche getan. Bei diesem Gedanke musste ich lächeln und mein Herz schlug ein bisschen schneller. Inzwischen wusste ich, was ich für Jenna empfand und wollte es ihr auch bald sagen, aber die Angst, dass sie nicht mehr für mich empfand wie Freundschaft, hatte mich schon ein paar Mal davon abgehalten. Wie hatte mein Bruder das nur geschafft? Jedenfalld musste ich wissen, wie und warum das Armband in meine Tasche gekommen war und sprang auf. Versehentlich schnitt ich mir ein bisschen in die Handfläche an einem scharfen Stein, ignorierte das aber und suchte Jenna. Schließlich fand ich sie in einem etwas abseits gelegenen Gang. ,,Kann ich dich kurz was fragen?", fragte ich sie. ,,Natürlich", antwortete sie. ,,Das ist doch dein Armband, oder?", setzte ich an und hielt es mit meiner rechten Hand hoch. Das war allerdings auch die Hand, an der ich mich geschnitten hatte. Immer noch quoll ein kleines bisschen Blut aus der kleinen Wunde. Jenna antwortete nicht auf meine Frage, sondern starrte meine Hand an. Ein paar Mal atmete sie tief durch und kam dann mit einem gruseligen Blick auf mich zu. ,,Jenna?", fragte ich verwirrt. Erst als sie kurz vor mir war, bemerkte ich, dass sich ihre Augen rot gefärbt hatten. Ich hörte sie leise knurren. ,,Jenna", wiederholte ich etwas lauter, doch sie reagierte nicht. ,,JENNA!!!" Jetzt blinzelte sie und sah sich verwirrt um. Ihre Augenfarbe war wieder normal. ,,Was...? Oh nein, nicht schon wieder", sagte sie und sah mich dann prüfend an. ,,Hab ich dir wehgetan?", fragte sie vorsichtig. Ich schüttelte den Kopf und sie atmete erleichtert auf. ,,Ich weiß, dass du mit mir reden willst", sagte sie dann, ,,Aber ich sollte vorher dringend jagen. Sonst tue ich dir am Ende doch noch weh. Und das könnte ich mir wirklich nie verzeihen."

Die Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt