Erneute Schlaflosigkeit & die verlorene Wette

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Mit verschränkten Armen blieb ich auf dem Bett sitzen und starrte aus dem Fenster. Sebastian neben mir schnarchte bereits leise, doch der Schlaf wollte sich bei mir nicht einstellen. Ich konnte die Augen schließen, wann und wie ich wollte, doch einschlafen konnte ich keineswegs.
Frustriert fuhr ich mir durch die Haare, stand auf, wollte ins Badezimmer gehen, drehte allerdings wieder um und fing an durch das Zimmer zu tigern. Rastlos suchte ich nach Beschäftigungen, doch nichts in diesem Raum bot sich an, um mich zu unterhalten.
Seufzend legte ich mich also wieder neben meinen Freund, peinlich darauf bedacht, ihn weder zu berühren, noch zu wecken. Ein Gähnen bahnte sich den Weg aus meinem Mund hinaus, erschrocken schlug ich die Hände davor und beäugte Sebastian argwöhnisch. Er atmete ruhig und gleichmäßig, während seine Augen unter den geschlossenen Liedern immermal hin und her huschten. Ich fragte mich in diesem Moment, wovon er wohl träumte.
Nachdenklich betrachtete ich seine Gesichtszüge, das schmale Kinn, die großen Augen über der perfekten Nase. Er war zu gut für mich, aber ich wollte ihn nicht loslassen. Zu viel bedeutete mir dieser eine Mensch neben mir auf dem Sofa, diese eine Person, der ich immer wieder jeden Fehlschlag verzeihen würde.
Wie er so da lag, wirkte er viel jünger, als er eigentlich war, beinahe kindlich, so zufrieden und vollkommen tiefenentspannt.
Langsam überkam mich die befreiende Müdigkeit, ich lehnte meinen Kopf an seinen Rücken und schloss die Augen, als es endlich der erlösende Schlaf über mich kam.

Der nächste Morgen begann eher, als ich es erwartet hatte. Sebastian zog mit einem Ruck die Gardinen vom Fenster zur Seite und ließ gleißendes Sonnenlicht auf meine Lieder prallen, woraufhin ich bereits mit geschlossenen Augen dachte blind werden zu müssen. Grummelnd verkroch ich mein Gesicht in der Bettdecke, die mein Freund mir kurze Zeit später auch noch nahm.
Wütend fuhr ich hoch, beruhigte mich allerdings bei seinem Anblick sofort wieder. Grinsend schien Sebastian fast durch das Hotelzimmer zu schweben, wirkte dabei völlig fehl am Platz, immerhin war ich vor Müdigkeit noch fast wie betäubt. In den dicken Wattewolken, die meinen Kopf gerade ausfüllten, verfinstert sich jeder noch so kleine logische Gedanke und setzte wirre Dinge zusammen, sodass ich kurz davor war, beinahe zu glauben, dass Sebastian in einem rosa Kleidchen durch Zimmer schwebte und den Staubwedel schwang.
Müde rieb ich mir die Augen und gähnte laut. "Gute Morgen.", flötete die Prinzessin und grinste mich schief an, woraufhin ich bemerkte, dass dieses männlich ich Gesicht gar nicht zu dem rosa Kleid passte.
Seufzend fiel ich zurück ins Kissen und versuchte verzweifelt meine Gedanken zu ordnen. Sebastian war hier und das rosa Kleidchen nicht, dachte ich verwirrt und setzte mich wieder auf. Ein paar Mal schüttelte ich den Kopf und versuchte zu realisieren, was ich da sah.
Sebastian trug tatsächlich ein rosa Kleid, keins von mir, ich mochte kein rosa, aber definitiv ein Kleid. Plötzlich bahnte sich ein Lachen den Weg meine Kehle hinaus und der Versuch es zu unterdrücken scheiterte kläglich.
"Was hast du denn da an?", prustete ich los und vernahm seine Antwort gar nicht, da ich mich vor lachen nicht mehr zu retten wusste, zu seltsam war dieser Anblick.
"Ich habe eine Wette verloren.", murmelte er frustriert, während seine Miene jetzt deutlicher wurde, als ich es schaffte ihn direkt anzusehen, ohne sofort verschwommene Sicht zu bekommen. Er grinste nicht, sein Gesicht war eher zu einer Grimasse verzogen, es spiegelten sich Scham, Wut und Frustration über seinen Zustand. Ich musste dadurch allerdings nur umso mehr lachen.
"Deine Beine solltest du rasieren oder Strumpfhosen tragen.", riet ich meinem Freund lachen und kroch aus dem Bett.
Er schien heute keine Rache für die spitzen Bemerkungen meinerseits nehmen zu wollen, sondern sah mir nur unglücklich nach, als ich ihm sie Zunge heraus streckte, kurz bevor ich im Badezimmer verschwand.
"Nimm es nicht so schwer!", rief ich ihm von dort aus zu und begann mein Gesicht zu waschen und Make-up aufzutragen. "Jeder muss da mal durch." "Na danke.", kam es nur von ihm zurück und kurz darauf lehnte er mit fest verschränkten Armen im Türrahmen. "Machen wir einen Deal?", fragte er, jetzt schon gar nicht mehr so traurig, während er an mir herunter sah. "Wieso? Habe ich eine Wette verloren oder du?"
Sebastian warf mir einen finsteren Blick zu, rührte sich allerdings nicht von der Stelle.

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