Entschuldigungen & Aufnahmestörungen

1.2K 81 6
                                    

Ich trampelte schnurstracks die Treppe nach oben, ohne auf Sebastian zu warten. "Caro!", keuchte er hinter mir. Ich ignorierte sein Betteln geflissentlich und verschwand schon um die nächste Kurve, als ich bemerkte, dass ich bereits an seiner Wohnungstür vorbei geschossen war. "Tschüss?", hörte ihr ihn von weiter unten rufen, während meine Füße mich einfach bis nach oben zu meiner Wohnung trugen. Warum ich so sauer war, wusste ich nicht, wollte ich auch gar nicht wissen, irgendwie. Mir war bewusst, dass es ziemlich unfair ihm gegenüber war, doch konnte ich das gerade absolut nicht ändern.
Ich schmiss mich, wie so oft, auf mein geliebtes Bett und vergrub den Kopf im Kissen.
Irgendwann zog ich mein Handy aus der Tasche und suchte vergeblich nach einer Nachricht meines Freundes. Felix hatte nichts mehr geschrieben und so langsam machte ich mir Sorgen. Kurzerhand tippte ich also eine Nachricht und wartete. Er kam nicht online.
Dafür meldete sich jedoch genau in diesem Moment mein Laptop auf dem Nachttisch. Ich klappte ihn auf und starrte auf das geöffnete Skype-Fenster. Eine neue Nachricht von Sebastian war eingegangen, in der er mich fragte, was er getan haben soll, weshalb ich so angepisst war. Ich wusste es absolut nicht. Was hatte er getan? Nichts eigentlich. Und doch war da irgendwie, irgendwo irgendwas. Ich verstand mich selbst nicht mehr und wünschte mir nichts sehnlicher, als jetzt sofort von Felix umarmt und geküsst zu werden, doch mein Freund ging ja nicht an sein Telefon.
Ein frustrierter Seufzer entwich mir und ich sprang auf, sprintete die Treppe nah unten und stand ein paar Sekunden später vor Sebastians Tür. Patrick öffnete. "Ach ne, du schon wieder.", murmelte er grinsend und trat einen Schritt auf mich zu. "Ich...will zu Sebastian.", beeilte ich mich zu sagen und wollte mich an ihm vorbei drängeln, als seine Hand plötzlich meine Schulter packte. "Ich bin besser als er.", raunte er mir leise ins Ohr und trat dann einen Schritt zurück, um mich eintreten zu lassen. Vollkommen verwirrt ließ er mich im Flur zurück und verschwand in seinem Zimmer.
Ich schüttelte kurz den Kopf, um seine Worte zu vertreiben und klopfte danach unsicher bei Sebastian. "Ja?", hörte ich es gedämpft durch die Tür und trat ein. "Seb ich...", begann ich zu sprechen, noch ehe ich wirklich drin war, "Es tut mir leid. Ich bin scheiße. Ich weiß, aber diese Mädchen da draußen und deine Art, wenn du mit ihnen redest. Es tut mir leid." Er saß an seinem Schreibtisch, der PC war an und auf einem seiner zwei Bildschirme sah ich Felix' Gesicht.
Ich starrte zwischen dem Bildschirm und dem lebendigen Menschen hin und her, bemerkte, dass Minecraft ebenfalls geöffnet war. "Scheiße. Ihr nehmt auf.", stellte ich entsetzt fest und bemerkte, wie mein Gesicht heiß wurde. "Ja tatsächlich.", gab Sebastian zurück und warf einen Blick auf Felix, dessen Bild mich mit offenem Mund anstarrte.
"Felix, es ist nicht so, wie es aussieht.", meinte mein bester Freund zu meinem festen Freund, dessen Erwiderung ich allerdings nicht hören konnte. "Verdammte Scheiße, Felix! Jetzt komm mal wieder runter!", donnerte er gleich darauf und schlug auf seinen Tisch.
"Ich glaube...ich geh mal lieber wieder.", murmelte ich und ging rückwärts aus dem Raum.
Im Treppenhaus sprintete ich nach oben, riss die Wohnungstür auf und verschwand schnurstracks in meinem Zimmer.
Felix hatte mir keine Nachricht geschrieben, geschweige denn versucht anzurufen, warscheinlich stritt er sich immernoch mit Sebastian, der ja eigentlich sein bester Freund ist. Alles wegen mir.
Frustriert drückte ich mein Gesicht in mein Kopfkissen und versuchte die Tränen zurückzuhalten. Wenn sich die beiden jetzt nicht mehr leiden konnten, ist das alles meine Schuld. Ich seufzte tief, was eher, wie ein lautes Schluchzen klang und drückte mich noch tiefer in das Kissen hinein.
Plötzlich vibrierte mein Handy. Ich setzte mich ruckartig auf und bemerkte den Hüpfer meines Herzens, als ich Felix' Namen auf dem Display laß. Kurzerhand hob ich ab: "Hi." Schweigen kam von der anderen Seite der Leitung zurück, während eiskalte Angst in mir aufkam. "Ich glaube wir müssen reden, Caro.", stellte mein Freund nach langer Stille, ausdruckslos fest. "Felix...ich...", setzte ich zu einer Erklärung an, als er mich jäh unterbrach: "Nicht am Telefon. Ich komm morgen vorbei." Ich nickte und antwortete leise: "Ok." Danach legte er einfach auf.
Heiße Tränen der Wut liefen mir über die Wange, vermischten sich mit meiner Mascara und hinterließen schwarze Spuren. Ich wischte grob darüber und versuchte mich zusammen zu reißen. Noch konnte ich die Beziehung retten. Aber wollte ich das überhaupt?

Change ● Rewinside (Reupload) Where stories live. Discover now