Ungeduld im Auto & Gespräch mit Felix

1K 76 14
                                    

"Wie lange brauchen wir denn noch?", fragte ich ungeduldig und wandte mich aus Sebastians Armen. Mir war warm, meine Beine taten weh und meine Musik hing mir beinahe zum Hals heraus. Stundenlang dasselbe Album zu hören, zerstörte mich völlig.
"Noch eine dreiviertel Stunde.", behauptete Felix vom Beifahrersitz aus, was ich nicht wirklich glauben wollte, weshalb ich meinen Gurt länger zog und versuchte einen Blick auf das Navigationssystem des Wagens zu erhaschen. "Steht wirklich da, Süße.", meinte mein Freund lächelnd und zog mich wieder zu sich. Felix warf mir einen seltsamen Blick zu, woraufhin mein Herz einen Sprung tat.
"Ich habe Hunger.", stellte ich plötzlich fest. Freddy lachte laut auf, sagte aber nichts darauf, weshalb ich mich seufzend wieder der Aussicht meines Fensters zuwandte und schwieg.
"Lasst uns mal die nächste Raststätte ins Visier nehmen.", hörte ich Patrick vorne auf dem Fahrersitz in sein Handy sprechen und grummelte zustimmend. Was sein Gesprächspartner, höchstwahrscheinlich Felix oder Kathi erwiderte konnte ich allerdings nicht verstehen, weshalb davon auszugehen war, dass er unerlaubt am Steuer telefonierte und nicht die eingebaute Freisprechanlage nutzte.

Er nickte. ich sah es an seinen Harren, die ich von meiner Sitzposition aus erblicken konnte und legte dann auf. "Also, wir fahren die nächste runter.", erklärte er uns anderen kurz angebunden und trat auf das Gaspedal. Wir fuhren tatsächlich auf den Rastplatz, wo ich sofort aus dem Auto sprang und auf die Toilette rannte. Es war wirklich dringend gewesen, doch als ich endlich erleichtert zurück zum VW kehren wollte, stand er verlassen und verschlossen, einsam auf dem Parkplatz und keiner meiner Begleiter war zu sehen.
Ich wollte es nicht glauben, dass sie jetzt alle verschwunden waren. Mein Handy lag dummerweise auf meinem Sitz, ich konnte nur das dunkle Display und die leuchtende Benachrichtigungs-LED sehen.
Frustriert seufzte ich auf und trottete zurück in das Raststätten-Gebäude aus dessen Hintertür ich vor weniger als zehn Minuten erst gekommen war.
Diesmal betrat ich den Speisesaal und suchte genervt nach meinem Freund und den Begleitern, die allerdings nirgendwo zu sehen waren.
Ich hatte Hunger, mein Magen knurrte und meine Laune sank bereits wieder in den Minusbereich.
Dann entdeckte ich sie endlich, versteckt hinter Regalen, in einer Nische am Tisch sitzend und ging direkt auf sie zu.
Sebastian saß eingekeilt zwischen Freddy und dem großen Felix, der neben Kathi saß. Der einzige freie Platz war noch direkt vorne am Rand der Bank neben meinem Ex-Freund.
Ich warf meinem Aktuellem einen vernichtenden Blick zu, den er gar nicht bemerkte, sondern sich stattdessen angeregt mit den Anderen unterhielt und setzte mich genervt neben Felix.
Dieser wandte sich sofort zu mir und lächelte aufmunternd. "Ich hab dir geschrieben, dass wir hier sind.", raunte er mir leise zu. "Handy liegt im Auto.", schnaubte ich nur abweisend zurück.
Sein Blick ruhte weiterhin auf mir, was mich etwas irritierte, doch da mein Freund mich keineswegs zu beachten schien, war ich insgeheim doch froh, wenigstens wieder mit Felix reden zu können.
"Es ist nicht mehr weit bis Prag.", stellte er leise fest. "Hm. Warum flüstern wir?" "Keine Ahnung." Er lachte leise und fuhr sich durch die Haare. "Alles klar."
"Hast du Hunger?" Ich schüttelte den Kopf und sah zu Sebastian, der allerdings ziemlich vertieft in ein Gespräch mit Patrick und Freddy zu sein schien, der andere Felix und Kathi sahen sich nur verliebt an, was in mir einen Würgreiz auslösen wollte.
"Sind die immer so?", fragte ich Felix nachdenklich und beobachtete unsere Turteltäubchen. "Ja, Rewi und du sind aber nicht anders.", entgegnete er ernst, woraufhin ich rot wurde. Mit war es peinlich, so über Paare zu reden, zu denken und gleichzeitig selbst so einen schmachtenden Blick bei Sebastian zu haben.
"Wie ist Seb eigentlich so?" Felix sah mich verwirrt an, als würde er nicht verstehen was ich wollte, tat er höchstwahrscheinlich auch nicht. "Als bester Freund? Kann er gut zuhören? Gibt er gute Ratschläge?"
Er starrte mich immernoch an. "Das misst du doch selbst wissen?", meinte er dann mit leicht gepresster Stimme und sah aus dem Fenster. "Nein, ich bin mit ihm zusammen, aber du bist seit Jahren sein bester Freund."
"Das heißt noch lange nicht, dass ich ihn gut kenne." Jetzt musste ich ihn verwirrt ansehen, was meinte er mit, er kannte ihn nicht gut. "Mal ist Sebastian der beste Freund den man sich vorstellen kann und mal ist er ein richtig ignorantes Arschloch. Ich wusste nie woran ich bei ihm bin und du kannst mir jetzt nicht erzählen, dass es dich nicht verletzt, wenn er dich so ignoriert, wie jetzt.", antwortete Felix mir auf meine ungestellte Frage und sah mir tief in die Augen.
Ich musste schlucken.

Change ● Rewinside (Reupload) Where stories live. Discover now