Gehörschaden als Folge kreischender Mädchen & Erklärungen

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Zum Bild: Uhhh ^^ was hat sie denn da an? XD bin jetzt cool und besitze einen Spielkind-Pulli *~*

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Die Tage vergingen wie im Flug. Felix ließ sich nicht blicken, worüber ich extrem froh war.
Ich hatte jeden Nachmittag mit Sebastian verbracht, wir waren in der Stadt, am Rhein und er wollte mir unbedingt Minecraft spielen beibringen, wogegen ich mich allerdings die ganze Zeit wehrte. Lieber zerrte ich ihn mit nach draußen, an die frische Luft.
"Caro...lass uns drin bleiben.", bettelte der Mann gerade und hatte dabei etwas von einem kleinen Kind an sich. Herrlich. Ich grinste, nahm seine Hand und zog ihn aus seinem Zimmer, durch den Flur bis zur Haustür. "Es ist schön draußen. Ich will zum Rhein.", meinte ich lachend und beschmiss ihn mit seinen Schuhen, "Zieh dich an und komm. Oder willst du, dass ich mich wieder verlaufe?" Er sah mich kurz genervt an, band seine Schnürsenkel zu und folgte mir durch das Treppenhaus auf die Straße.

Die Sonne schien mir ins Gesicht und verteilte eine wohlige Wärme in meinem gesamten Körper. Ich lächelte glücklich, saß an Seb gelehnt auf einer Wiese am Rhein und genoss in diesem Moment einfach mein Leben.
Plötzlich hörte ich ein lautes Kreischen in der Nähe, öffnete erschrocken meine Augen und sah mich verwirrt um. Sebastian hatte sich neben mir angespannt, sein Blick, den ich durch die Sonnenbrille nur erahnen konnte, war auf eine Gruppe Mädchen in unserer Nähe gerichtet. Sie kamen auf uns zugestürmt, völlig aufgelöst, eine weinte sogar. Sebastian erhob sich und setzte seine Brille ab. "Rewi! Rewi! Bitte mach ein Bild mit mir, Rewi!", kreischte eine von ihnen so laut, dass ich einen Gehörschaden davon tragen würde.
Sebastian hatte ein professionelles Lächeln aufgesetzt, unterschrieb freundlich ihre Klamotten, machte Fotos mit ihnen und war allgemein die gesamte Zeit höflich und nett. Allerdings nahm ich eine gewisse Anspannung in seiner Haltung wahr.
Als sie endlich fertig waren und sichtlich glücklich wieder abdampften, verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah Sebastian mit hochgezogenen Augenbrauen, erwartungsvoll an. Er räusperte sich verlegen, fuhr sich dabei unsicher durch die Haare und konnte, bzw. wollte mir niht in die Augen sehen. "Ich glaube du hast mir da was zu erklären.", stellte ich fest. Er nickte. "Können wir irgendwohin gehen, wo wir nicht so auf dem Präsentierteller sind?", fragte er ziemlich kleinlaut. Ich stand, ohne zu antworten auf und lief in Richtung unserer Wohnungen. "Wir können zu mir gehen. Dann kann ich dich mit 'ner riesigen Szene rauswerfen.", grinste ich. Er schien damit einverstanden, jedenfalls kam keine Antwort, weshalb ich beschloss, es jetzt als Plan anzusehen.
Vor meiner Wohnungstür blieb ich stehen. Tastete nacheinander alle meine Taschen ab und musste zu allem Übel feststellen, dass ich den Schlüssel vergessen hatte. Hilflos drehte ich mich zu Sebastian um und sah ihn hoffnungsvoll an. "Gehen wir halt zu mir.", murmelte er. Schon den gesamten Weg über, war er schweigsam, mit gesenktem Kopf neben mir hergetrottet. So depri hatte er mir gar nicht gefallen, weil man es von ihm ganz anders gewöhnt war. Laut, verrückt, immerzu voller Elan nach außen, ernster nach innen. Klar war es verwirrend beide Seiten in Einklang bringen zu müssen, aber wirgendwie hatte das zu funktionieren, denn Sebastian war ja keine zwei Personen, sondern nur ein Mensch.
Ich seufzte und ließ mich in sein Bett fallen. Nachdenken strenge so unglaublich an, dass ich mich jetzt herumdrehte und ihn erwartungsvoll an sah. "Und?", fragte ich und konnte mir ein Grinsen über seinen gequälten Ausdruck nicht verkneifen.
"Ich hätte es dir vielleicht schon eher sagen sollen.", begann er um das Thema herum zu reden, weshalb ich mich wieder nach hinten lehnte und die Augen schloss, würde länger dauern, "Ich wusste nur nicht so recht wie, weil es mir irgendwie ein bisschen peinlich ist." Ich horchte auf, klang, als würde er sogar eher zum Punkt kommen. "Ich bin YouTuber. Rewinside." Jetzt stockte mir tatsächlich der Atem. Wie konnte das sein? Wie hatte er es die gesamte Zeit vor mir geheim halten können, ohne, dass ich etwas merke? Ich war unendlich verwirrt, mein Kopf tat schrecklich weh und Enttäuschung kam in mir hoch. Warum auch immer, ich fühlte mich hintergangen.
Langsam, fast, wie in Zeitlupe stand ich auf und rannte aus der Wohnung bis hoch in meine Eigene, um dort zu klingeln und mich in meinem Zimmer einzusperren. Das Gesicht vergrub ich im Kissen und versuchte die Tränen zurück zu halten. Weshalb weinte ich?

Change ● Rewinside (Reupload) Where stories live. Discover now