Ungeduldiges Herumzappeln & nervtötende Fragen von Freunden

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Mia und Nick kamen vormittags mit dem Zug am Kölner Hauptbahnhof an. Carlos hatte sich unbedingt mit Carina treffen wollen, weshalb ich Sebastian gefragt hatte, ob er mich begleiten wolle.
So standen wir nun nebeneinander, mein bester Freund mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze, aber dennoch Sicherheitsabstand warend.
Seit unserem Gespräch vor einer Woche war es nicht mehr dasselbe zwischen uns, jedesmal wenn der Abstand zwischen uns zu gering wurde, machte er einen Rückzieher. Ich verstand nicht Recht, weshalb er aufeinmal dachte, dass er zu alt für mich war. Ich verstand es nicht und wollte es auch nicht verstehen.
"Wo bleiben sie denn?", fragte ich ungeduldig und wünschte mir sehnsüchtig, dass ich seine Hand nehmen könnte. "Sie werden schon kommen." Ich sah auf mein Handy, dann wieder in die Menschenmenge, zurück auf das Display und wieder zu den Leuten um mich herum.
"Jetzt beruhige dich doch endlich mal. Sie werden schon auftauchen." Ich seufzte frustriert und warf wieder einen Blick in die Menge.
Die Anzeigetafel schaltete um, zeigte endlich die Ankunft des Zuges meiner zwei besten Freunde. Sofort kam meine Aufregung hervor und ich zappelte umso mehr herum.
Nach einiger Zeit sah ich sie endlich in die große Halle treten und lief sofort auf Mia zu, schloss sie in die Arme und drückte das zierliche Mädchen fest an mich. "Was hab' ich dich vermisst, Kleine.", meinte ich glücklich und eine einsame Träne lief mir die Wange hinunter. "Erstens bin ich nicht klein, du dumme Kuh und zweitens habe ich dich auch verdammt vermisst." Ich atmete ihren Geruch tief ein und zog sie vorsichtshalber noch ein wenig fester an mich.
"Bekomme ich jetzt auch eine Umarmung?", fragte Nick hinter uns, woraufhin Mia und ich voneinander zurück wichen.
"Klar, du Arsch.", meinte ich liebevoll und zog auch ihn in meine Arme. "Sagst du mir jetzt auch wie sehr du mich vermisst hast?" Lachend schlug ich ihm auf den Bizeps und ließ ihn wieder los. Dann sah ich mich nach Sebastian um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken.
"Suchst du wen?", fragte Nick aufmerksam und nahm die Hand seiner Freundin. "Meinen hier gefundenen Kumpel, der uns nach Hause begleiten soll, weil ich keine Ahnung habe, wo wir hin müssen."
"Wie jetzt? Du wohnst hier und weißt nicht, wie du zu euch nach Hause kommst?" Ich nickte peinlich berührt und sah mich ein weiteres Mal um, diesmal schon eher etwas panisch. "Wie sieht er denn aus?" "Ich beschreibe dir jetzt ganz sicher niemanden, Mia.", fauchte ich schärfer, als beabsichtigt und schickte ein entschuldigendes Lächeln hinterher.
"Suchst du mich?" Schreiend fuhr ich herum, doch im nächsten Moment machte sich die Erleichterung in mir breit und ein Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. "Ich hatte schon Angst, dass du mich im Stich gelassen hast." "Nein,", meinte er zwinkernd, "ich fand es nur faszinierend, wie schnell ich abgeschrieben war, als du die beiden entdeckt hast."
Ich drehte mich grinsend zu meinen beiden "alten" besten Freunden um und sagt mit feierlichem Ton: "Darf ich vorstellen? Sebastian, mein bester und einziger Freund hier."
Die Beiden starrten ihn mit großen Augen an, als mir klar wurde, dass sie dem YouTube-Fandom angehörten, war es bereits zu spät. "Bekomme ich ein Autogramm?", fragte Mia aufgeregt und im nächsten Moment waren meine besten Freunde untereinander damit beschäftigt Fotos zu machen und Autogramme zu geben.

"Tut mir Leid.", flüsterte ich Sebastian zu, als wir in den Bus zum Wohnhaus stiegen. Er lächelte mich nur beruhigend an und ließ sich dann neben mich auf den Sitz fallen. Es war das erste Mal, dass er wieder so nah neben mir saß und mein Herz schien für einen kurzen Moment auszusetzen. Mia vor uns drehte sich um und berichtete mir haarklein alles, was in letzter Zeit in unserem Dorf so Abgang war, ließ dabei keine Möglichkeit aus mir zu beteuern, wie blöd das ohne mich war. Ich spürte natürlich, dass es nicht ehrlich war, sie hatte so ein Strahlen in den Augen, als sie von den Unternehmungen und Erlebnissen erzählte, die sie alle ohne mich erlebt hatten.
Mir war hier immerhin auch nicht wirklich so langweilig gewesen, musste man zugeben, aber ich band ihr das nicht direkt auf die Nase, da sie es zu leicht hätte falsch verstehen können.
Irgendwann starrte ich nurncoh abwesend aus dem Fenster, bis wir endlich aussteigen und in die trockene Wohnung konnten.
Denn ausgerechnet zum Beginn der zweiten Ferienwoche musste es anfangen zu regnen, weshalb wir auch den Bus hatten nehmen müssen.
"Was ist eigentlich mit Felix? Wolltest du uns den nicht vorstellen? Ich dachte der kommt gleich mit zum Zug.", meinte Mia nachdenklich und sah mich neugierig an, war sich definitiv nicht bewusst, dass sie gerade einen meiner wunden Punkte getroffen hatte.
Meine gute Stimmung verflog sofort und hinterließ eine gähnende, resignierte Leere, in der sowieso alles egal war.
Sebastian legte mich sanft eine Hand auf die Schulter, als wollte er mir Mut machen meinen Freunden die Wahrheit zu sagen.

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