Bauchschmerzen & Sebastian in Prag

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Ich starrte Felix entsetzt an, als ich plötzlich einen Ellbogen mit voller Wucht in den Bauch bekam.
Ächzend stieß ich die Luft aus und krümmte mich zusammen. Der Schmerz schoss erst einige Sekunden später in meine Bauchhöhle, doch dafür umso stärker. Stöhnend sank ich auf die Knie, presste die Lippen zusammen und beide Hände zu Fäusten geballt auf die schmerzende Stelle.
Dass Felix sich sofort neben mich kniete bekam ich nur durch einen Tränenschleier mit, doch da umfingen mich auch schon seine verboten vertrauten Arme und ich ließ mich gegen ihn sinken.
So saßen wir also direkt vor der großen Uhr, der absoluten Attraktion Prags inmitten der Menschenmenge an Touristen, die sich den Klang dieser phänomenalen Sehenswürdigkeit abhören wollten und hielten uns gegenseitig fest.
Ich musste mir eingestehen, dass ich Felix schrecklich vermisst hatte und es mit Sebastian einfach nicht dasselbe war.
Im nächsten Moment wollte ich mich selbst ohrfeigen für diese Gedanken und gleichzeitig einfach weinend in einer Ecke verschwinden und mich in Selbstmitleid baden, weil ich mich nicht entscheiden konnte.
Felix half mir auf, als sich meine Atmung langsam wieder normalisierte und hielt plötzlich inne. Der wunderschöne Gesang der Uhr erfüllte die Luft und eine unglaubliche Stimmung umringte uns. Alle standen still da, horchten auf die Melodie des Glockenspiels und die Luft knisterte vor erwartungsvoller Anspannung.
Begeistert glänzten Felix' Augen, seine Haare leuchteten in der Sonne, als er sein Gesicht in den Himmeln streckte, die Augen geschlossen und ganz dem Gesang der großen Uhr lauschte.
Ich musterte ihn von der Seite, ein Lächeln auf den Lippen und mein Herz machte einen kleinen Satz, als Felix' Blick zu mir glitt.
Die Menge um die Uhr löste sich wieder etwas auf und der Moment dieser stillen Einvernehmlichkeit löste sich augenblicklich in Luft auf, ich hätte ihn zu gern festgehalten.
Langsam, immernoch von Felix gestützt, versuchte ich einige vorsichtige Schritte zu gehen. Er hatte einen Arm fest um meine Hüfte geschlungen und brachte mich so sicher bis zu Freddy und Patrick, die uns skeptisch beobachteten.
"Das ist aber nicht Sebastian, Caro.", meinte Patrick finster und richtete damit das erste Wort überhaupt seitdem wir weggefahren waren direkt an mich.
"Dessen bin ich mir bewusst.", motzte ich frustriert und sank auf einen der Plastikstühle am Tisch. Der Mitbewohner meines Freundes schwieg wieder, gewohnheitsmäßig sah Ch ihn noch kurz finster an und bedankte mich dann mit einem kurzen Lächeln bei Felix, als dieser mir ein eisgekühltes Mineralwasser auf den Platz stellte. Er grinste übers ganze Gesicht, lehnte sich allerdings sofort entspannt im Stuhl zurück, um sein Gesicht der Sonne entgegen zu strecken.
Freddy redete, wie immer einfach darauf los, ohne inne zu halten oder zu überprüfen, ob jemand zuhörte.
Ich zog mein Handy aus der Tasche und bemerkte, dass garniemand ein Foto von mir vor Orloj gemacht hatte, entschied aber Felix jetzt nicht darum zu bitten.
Ich hatte einen entgangenen Anruf meines Freundes und eine Nachricht von demselben erhalten. Er fragte, wo wir jetzt waren, wollte gerne mitkommen.
Ich wählte seine Nummer, da ich zu faul war eine SMS zu schreiben und wartete geduldig darauf, dass er endlich abhob.
Siehe da, er nahm nach dem sechsten Klingeln endlich meinen Anruf an: "Hey Süße." "Hi." Ich sprach leise, da es mir immer etwas unangenehm war, in der Öffentlichkeit telefonieren zu müssen. "Wo seid ihr jetzt?", fragte er, während km Hintergrund der Lärm von Autos zu hören war. "Am Orloj. Frag dich einfach bis hierher durch. Wir werden dich sehen." "Na dann, versuch ich mich halt mal daran. Bis gleich." "Ciao.", verabschiedete ich mich und atmete tief durch, als ich aufgelegt hatte.
"Sebastian kommt dann gleich.", teilte ich meinen Begleitern netterweise mit. Freddy nickte grinsend, während Patrick mich einfach weiter ignorierte und seine Kaffee begutachtete. Felix hatte sich neben mir sofort versteift und war ein wenig auf Abstand gegangen. Natürlich, er war ja der Ex-Freund, nicht mehr der Aktuelle.
Ich seufzte, hatte dank meiner seltsamen Gedanken Kopfschmerzen und wollte eigentlich nurnoch nach Hause. Ich vermisste mein unkompliziertes Leben, ohne diese verwirrenden Gefühle für beide Menschen, die mir sehr wichtig waren.
Es dauerte eine halbe Stunde, die Freddy mit seinen unlustigen Witzen absolut nicht überbrücken konnte, bis ich Sebastian auf den Platz kommen sah.
Sofort stand ich auf und lief ihm langsam entgegen, da mein Bauch immernoch ein wenig wehtat.
Als er mich entdeckte, verschnellerte er seinen Gang ein wenig und schloss mich in seine Arme.
Lächelnd vergrub ich mein Gesicht an seiner Brust und sog seinen Geruch tief ein.
"Als hätten wir uns schon ewig nicht mehr gesehen.", lachte mein Freund heißer und küsste mich mitten auf dem großen Platz vor der Kirche. Ich grinste mal wieder in den Kuss hinein.

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