Gespräche im Park & die Sache mit Felix' Klamotten

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Felix schien nicht gehen zu wollen. Wir hatten seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr geredet, nur schweigend nebeneinander gesessen. "Was willst du wirklich?", fragte ich in die Stille hinein und stützte mein Kinn auf meine Knie. Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. "Du würdest niemals freiwillig mit mir Zeit verbringen, solange du nichts konkretes willst.", erklärte ich daraufhin und konnte es nicht vermeiden, dass eine leichte Enttäuschung in meiner Stimme mit schwang. Felix schwieg.
Ich stand wortlos auf und ging in Richtung Wasser. Warum machte es mich traurig, dass er nicht mit mir redete? Warum wollte ich so gerne die Anerkennung dieses einen Jungen? Was war so toll an Felix?
Ich stellte mich an den Uferrand und starrte die glatte Oberfläche des Flusses an. Mein Spiegelbild zeichnete sich darauf ab, die grünen Haare, das irgendwie etwas unförmige Gesicht. Ich seufzte tief und fragte mich wieder einmal, warum ich nicht so hübsch sein konnte, wie die ganzen anderen Mädchen, die man täglich im Internet bestaunen konnte.
Plötzlich bekam ich einen Stoß von hinten, der mich geradewegs in das kalte Wasser zu meinem Füßen fallen ließ. Ich schrie auf, weniger erschrocken, als wütend. So schnell ich konnte rappelte ich mich auf und begutachtete meine komplett durchnässten Klamotten.
Mein erster Gedanke galt allerdings eher dem Arschloch, das mich geschubst hatte. Ich sah mich um und entdeckte mehrere Typen mit einem Fußball, einer von ihnen grinste mich dümmlich an, drehte sich zu seinen Freunden zurück und spielte weiter. "Arschloch.", murmelte ich frustriert und musste im nächsten Moment bemerken, dass das Wasser schrecklich kalt war. Meine Zähne fingen an zu klappern, weshalb ich die Arme um meinen Körper schlang.
"Was ist denn mit dir passiert?", fragte Felix entsetzt, als er mich sah. "Nichts.", schnauzte ich wütend und drehte mich weg, warf dabei allerdings den Fußbalspielern einen meiner finstersten Blicke zu. "Du frierst, Caro.", stellte Felix besorgt fest, zog seine Jacke aus und legte sie mir um die Schultern. Ich schüttelte sie sofort ab und wollte mich auf den Heimweg machen, als Felix mich festhielt, die Jacke wieder über meine Schultern hängte und meinte: "Wir gehen zu mir. Da kannst du dir was Frisches anziehen. Keine Diskussion. Das ist näher." Ich warf auch ihm einen finsteren Blick zu. "Und dann lässt du mich wieder irgendwo in der Pampa stehen, sodass ich keine Orientierung mehr habe? Nein, danke.", fauchte ich und traf damit genau den Punkt, der mich schon die gesamte Zeit beschäftigte. Felix starrte mich an und seufzte tief auf, ehe er meine Hand packte und mich hinter sich her zog. Ich stemmte mich gegen ihn, sein Griff verfestigte sich ein wenig. "Felix, nein, lass mich los!" Er blickte stur geradeaus und bog in die nächste Straße ein. "Felix! Das ist Freiheitsberaubung!", blaffte ich wütend und versuchte ein weiteres Mal mich loszumachen. "Jetzt ist aber gut. Du wirst krank, wenn du noch länger draußen bleibst.", sagte er streng und schob mich in einen Hauseingang, die Treppen nach oben, bis zu einer Tür.

Felix' Wohnung war groß. Ok, er wohnte natürlich noch mit seiner Mutter hier, aber trotzdem, viel größer, als unsere winzige Wohnung. "Felix! Verdammt! Ich will nicht hier sein.", blaffte ich frustriert, doch er schob mich einfach in ein Zimmer, scheinbar seins und ließ mich dann endlich los. "Felix!", motzte ich wieder und verschränkte die Arme vor der Brust. "Jetzt hakt bitte mal deinen Mund.", kam es gedämpft aus seinem großen Schrank und kurz darauf hielt ich eine Jogging-Hose und ein deutlich größeres T-Shirt in den Händen. "Das Bad ist die erste Tür vorne links.", erklärte er mir, "Wehe du versuchst wegzulaufen."

Ich hatte mich umgezogen und klopfte vorsichtig an Felix' Tür, woraufhin ein leisen 'Herein' ertönte.
Er lag auf seinem Bett, die Hände unter dem Kopf verschränkt und starrte die Decke an. "Ehhh...", begann ich unsicher, "wo kann ich meine nassen Klamotten hinpacken?" Er richtete sich auf und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Oh mein Gott, es war zu schön, um wahr zu sein. "Leg sie da vorne in eine Ecke.", meinte er nur grinsend. "Sieht gut aus mit meinen Sachen.", schob er noch ein Kompliment hinterher, woraufhin ich errötete. Wieso war er plötzlich so nett zu mir? "Jedenfalls wenn man mal davon absieht, dass du damit aussiehst, als hättest du gar keine Kurven, wovon du ja sowieso wenig hast." So viel zu seiner Nettigkeit. Danke, du Arsch.

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