Hass-Liebe & zu kleiner Fernseher

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Zwei Wochen waren seit diesem einen Abend vergangen und ich saß mit Sebastian bei uns in der Wohnung am Küchentisch. Meine Eltern waren mit meinem kleinen Bruder über das Wochenende verreist, während Carlos die zwei Tage bei Freunden verbringen würde und ich somit sturmfrei hatte.
"Du solltest dir echt mal 'ne Konsole anschaffen.", kritisierte Sebastian, der vergeblich versuchte mich in 'Mensch ärgere dich nicht' abzuziehen. "Du bist doch nur neidisch, weil du nicht diese Skills hast, wie ich.", gab ich gehässig zurück und sah kurz auf mein Handy. Ich erwartete Felix heute Abend hier, doch bis dahin war es noch ein wenig Zeit. Ich wusste nicht einmal, ob Felix seinem besten Freund überhaupt etwas von der Beziehung erzählt hatte oder ob Seb einfach immernoch im Dunkeln tappte. Gerade versuchte ebenjener irgendwie eine 6 zu würfeln, da er keinen Stein mehr in Spielfeld hatte. Er sah zu putzig aus, wie er sich jedesmal darüber aufregte, wenn es eine andere Zahl war.
Ich gewann die Runde schon wieder, woraufhin Sebastian beleidigt die Arme verschränkte und einen Schmollmund formte. "Das passt niht zu dir.", stellte ich mit versuchter Ernsthaftigkeit fest und musste ihn auslachen. Es ging nicht anders, zu verrückt war dieser Anblick eines erwachsenen Mannes, der sich wie ein trotziges Kleinkind benahm.
"Wollen wir heute Abend mal so richtig zocken? Irgendwie Smash oder so?", fragte er nach kurzer Zeit und seine Augen begannen sofort vor Begeisterung zu leuchten. "Nein...eh...Felix kommt später vorbei.", erklärte ich ihm etwas unsicher. "Welcher Felix?" "Na, dein Felix. Rotpilz-Felix."
Ich stand auf und wandte mich einem Teil der Küchentheke zu, die ich aufräumen wollte. Ich konnte Sebastian nicht ansehen, ich wollte nicht wissen, was er dachte. "Ich dachte immer ihr könnt euch nicht leiden.", stellte er nüchtern fest, doch schwang in seiner Stimme ein seltsamer Unterton mit. Trauer? Eifersucht? Ich konnte ihn nicht deuten. "Ja, das war auch so, aber...naja.", schloss ich meine Erklärung und stellte die Wasserflaschen, welche normalerweise immer dort standen in eine andere Ecke, nur um mich zu beschäftigen und nicht zu Seb drehen zu müssen. "Aha.", kam es von dicht hinter mir, weshalb ich mich abrupt umwandte und bemerken musste, dass der Mann unheimlich nah an mich heran getreten war. "Wie kann aus Hass so schnell Liebe werden?", fragte er und sah mir dabei tief in die Augen. "Hass-Liebe.", ich lachte kurz auf, merkte aber selbst, wie lasch meine Ausführungen klangen. "Na dann. Werdet mit eurer Hass-Liebe glücklich.", meinte er verächtlich, drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort meine Wohnung. Ich war gelähmt, starrte ihm nur hinterher und versuchte irgendwie meine Gedanken zu ordnen.

Punkt 20 Uhr klingelte es an der Wohnungstür und Felix trat ein. "Hey, Baby.", meinte er lächelnd und drückte mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Lippen. Ich antwortete mit einem Lächeln und nahm im die Tüte mit den Dönern ab. "Danke für's Essen bringen.", lachte ich und warf ihm eine Kusshand zu. Doch irgendetwas war diesmal anders. Ich hatte das Gefühl etwas falsch zu machen. Die Sache mit Sebastian beschäftigte mich wirklich sehr, da ich noch keine vergleichbare Situation erlebt hatte, geschweige denn die Gründe für sein Verhalten kannte. Ich war mir keines Fehlers bewusst, weshalb ich nicht verstand, warum er plötzlich so komisch geworden war. "Caro? Bist du noch anwesend?", riss Felix mich aus meinen Gedanken und schnippte vor meiner Nase herum. "Ehh ja, sorry, was hattest du gesagt?" "Irgendwas beschäftigt dich. Das merke ich." Ein tiefer Seufzer drang aus meinem Inneren an die Oberfläche und ich vergrub meinen Kopf in den Händen. "Nein, alles gut.", beruhigte ich ihn. Er schien mir zu glauben, jedenfalls hakte mein Freund nicht weiter nach, sondern ließ mich einfach essen.

"Euer Fernseher ist voll klein.", stellte Felix grinsend fest, als er durch die Programme zappte, um irgendeine ordentliche Sendung zu finden. "Hä? Gar nicht.", konterte ich leicht empört, da ich fand, dass dieser Bildschirm definitiv groß genug war. "Ich bin größeres gewohnt.", erklärte er mir ernst, woraufhin ich anfing zu grinsen jnd netterweise erwiderte: "YouTube-Money!"
Sein Blick daraufhin war einfach göttlich. Angepisst und liebevoll zugleich, absolut unbeschreiblich. Ich drehte mich so, dass ich auf seinem Schoß zum sitzen kam und drückte meine Lippen auf seine, während meine Hände sein Gesicht umfassten.
Nach dem Kuss lächelte Felix wieder normal und sofort fühlte ich mich wieder wohl bei ihm.
Die Sache mit Sebastian rückte währenddessen komplett in den Hintergrund.

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