Ernstes Gespräch & eiskalte Dusche

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Sebastian umfasste meine Hand und zog mich von unserer Gruppe weg, in eine andere Richtung.
"Weißt du dann überhaupt wie wir zurückkommen?", fragte ich unsicher und bekam nur ein lässiges Grinsen von ihm als Antwort, während wir uns immer weiter von den Anderen entfernten. "Sebastian, ich will nach Hause und keine Nachtwanderung durch Wien.", jammerte ich müde und versuchte mich seinem Griff zu entreißen. "Bitte, ich will nur kurz mal mit dir allein sein.", flüsterte er und blieb abrupt auf der Straße stehen. Sein Blick verging sich in meinem, sodass wir Ewigkeiten einfach herum standen und uns gegenseitig ansahen. "Ist es zu viel verlangt mal fünf Minuten mit meiner Freundin zu verschwinden?", fragte er mich ernst. Ein dicker Kloß bildete sich in meiner Kehle. Immerhin hatte er mich als seine Freundin bezeichnet, auch wenn ich mich eher wie seine jahrelange Ehefrau fühlte.
"Du bräuchtest gar nicht um fünf Minuten allein mit mir bitten, wenn du dich einfach immermal während irgendwelcher Aktivitäten mit mir beschäftigen würdest, aber nein, der werte Herr ignoriert mich ja. Du greifst doch nur auf mich zurück, wenn die Anderen dich nicht mehr so beachten, wie du es gern hättest!" Ich steigerte mich in meine Verletztheit immer mehr hinein, bis die Gefühle in mir irgendwann ein heilloses Durcheinander bildeten und sich einzig und allein die Wut heraus kristallisierte. Ich funkelte ihn an und wich zurück, als er nach mir greifen wollte.
"Caro.", meinte er entsetzt, die Augen vor Schreck weit aufgerissen, versuchte er wieder mir näher zu kommen. "Hättest du doch mal eher mit mir darüber geredet."
Ich starrte ihn weiterhin finster an. "Du hörst mir ja doch nicht zu.", murmelte ich sauer und wollte mich abwenden, als seine Hand sich vorsichtig auf meine Schulter legte. "Bitte, Caro, sei nicht wütend auf mich. Ich...merke das meistens gar nicht, dass ich dich so links liegen lasse. Ich bin warscheinlich der schlechteste feste Freund, den man sich vorstellen kann.", gestand er traurig und plötzlich fehlte mir seine Hand, ich drehte mich wieder um.
Sebastian stand da, mit hängenden Schultern, den Blick auf den Boden zu seinen Füßen gerichtet und sah todtraurig aus. In diesem Moment hätte ich ihm warscheinlich alles verziehen und kam trotz des Gefühlschaos in mir näher. "Seb, ich wollte dir nie unterstellen, dass du ein schlechter Freund bist. Ich möchte nur von dir beachtet werden.", erklärte ich einfühlsam und zwang ihn, mich anzusehen, "Ich will dich nicht verlieren."
Er sah mir tief in die Augen, beugte sich dann ein wenig vor und drückte mir vorsichtig einen Kuss auf die Lippen. "Ich liebe dich.", murmelte er leise und lehte mit geschlossenen Augen seine Stirn gegen meine. Ich atmete tief durch, schwieg allerdings, da mir diese Worte nicht über die Lippen kommen wollten.
"Lass uns zurück gehen. Mir ist kalt.", unterbrach ich letztendlich das bedrückende Schweigen und löste mich von Sebastian.
Er legte seinen Arm um meine Schultern, während wir uns den Weg durch die Straßen von Wien suchten. Die gesamte Zeit ließ er mich nicht los, als hätte er Angst, dass ich versuchen würde abzuhauen. Ich genoss diese Aufmerksamkeit und wollte, dass dieser Moment nie endete. Die Straßenlaternen tauchten die Gegend um uns herum in sanftes, gelbes Licht und verhinderten, dass wir uns verliefen. Ab und zu hörte man auf einer Nebenstraße ein Auto vorbeifahren oder laute Stimmen von Betrunkenen, die aus den Bars überall um uns herum, strömten.
Beim Anblick eines Paares, das sich eng umschlungen gegen die Hauswand presste, musste ich schlucken und versuchte nicht rot zu werden. Sebastian grinste mich von der Seite an, er hatte es ebenfalls gesehen und meine Reaktion darauf bemerkt.

Zurück im Hotelzimmer ließ ich mich völlig ausgelaugt mitsamt Kleidung und Schuhen ins Bett fallen und grunzte nur missmutig, als mein Freund mich dazu überreden wollte, mich zuerst im Badezimmer fertig zu machen. "Diese Geräusche sind aber gar nicht ladylike, die du da von dir gibst.", stichelte er und zog an meinem Fuß. Unwirsch trat ich nach ihm und verfehlte nur um Haaresbreite seine empfindlichste Stelle, traf stattdessen sein Bein. Er ächzte trotzdem und hob mich plötzlich vom Bett.
"Sebastian!", kreischte ich laut auf und begann zu Zappeln, "Lass mich sofort runter."
Er ignorierte mich, trug mich ins Badezimmer, setzte mich in der Dusche ab und drehte den Hahn auf. Schreiend versuchte ich an ihm vorbeizukommen, während das eiskalte Wasser auf mich herab prasselte und meine Klamotten durchweichte. "Sebastian! Lass mich raus!", kreischte ich jetzt hysterisch und schlug ihm gegen die Brust. Er verzog keine Miene und wartete mit eisernem Schweigen.
Mein Körper kühlte immer mehr aus, bis ich anfing zu zittern und plötzlich trat mein Freund zur Seite, um mich freizulassen.
"Ich hasse dich.", fauchte ich frustriert, schlang meine Arme um den Körper und ging zurück ins Schlafzimmer, um mir schnellstmöglich trockene Sachen anzuziehen. Sebastian grinste nur von einem Ohr zum Anderen und folgte mir.

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