Fettige Hände im Gesicht & Übernachtung

1.4K 91 13
                                    

Ich saß auf Felix' Sofa, mit angezogenen Knien und wartete darauf, dass er endlich mit etwas Essbare zurück käme. Meine Eltern hatte ich bereits informiert, dass es spät werden würde, ja, dass es sogar sein könnte, dass ich erst morgen wieder komme, aber ihnen war das sowieso egal.
Mein Magen knurrte, ich zitterte immernoch ein wenig, weshalb ich mir kurzerhand die Bettdecke schnappte und mich mit dieser wieder zurück auf die Couch verzog. Ein Gähnen verließ meinen Mund, als das Klicken des Haustürschlosses erklang. Der Duft von frischer, warmer Pizza erfüllte den Flur, als ich den Kopf zur Tür hinaus steckte. Felix balancierte drei Kartons auf seinen Armen und versuchte vergeblich die Türe wieder zu zusperren. "Geht wohl nicht?", fragte ich gehässig grinsend und lehnte mich betont lässig gegen die Wand, mit vor der Brust verschränkten Armen. "Du könntest mir ja helfen.", kam es genervt von ihm zurück. "Nö."

Wir saßen schweigend am Tisch, ich stopfte das Essen nur so in mich hinein. Mein Blick wanderte langsam zu Felix, der mich ununterbrochen anstarrte, ich errötete leicht und senkte ihn sofort wieder. "Was starrst du mich so an?", fragte ich leise und widerstand nur mit Mühe dem Drang mit fettigen Händen in mein Gesicht zu fassen. "Ich weiß es nicht.", antwortete er mir aufrichtig. Jetzt hob ich den Blick wieder, weil seine Stimme so anders klang, irgendwie ungewohnt ehrlich. Seine blauen Augen trafen auf meine und ich konnte nicht mehr wegsehen. Ich verstand dieses Chaos in meinem Kopf nicht mehr und vermochte es genauso wenig wieder zu ordnen.
Als er endlich seinen Blick von mir löste, fühlte ich mich, wie ein kleines Häufchen Elend, meine Kopfschmerzen waren zurück und meine Hände zitterten, grundlos.
Felix stand auf, räumte den Müll weg und sah auf die Uhr. "Zu spät zum Gehen.", grinste Felix mich an und holte mich damit aus meiner 'Gehirnmatsch-Trance'. "Und wo soll ich dann schlafen?", fragte ich etwas patzig und hob das Kinn. Er war scheinbar überrascht über meinen plötzlichen Stimmungsumschwung, doch fasste sich schnell wieder. "Auf dem Sofa.", meinte er grinsend. Ich verzog meinen Mund zu einem falschen Lächeln, mit voller Absicht und folgte ihm in sein Zimmer.

Wir lagen im Dunkeln. Ich auf dem Sofa und er in seinem großen, kuschlig, weichem Bett, jedoch schlief keiner. "Caro?", flüsterte er in die Stille hinein und ich hörte, wie seine Decke raschelte, als würde er sich umdrehen. "Ja?", fragte ich genauso leise zurück, bewegte mich jedoch nicht. Nach kurzem Schweigen fragte er: "Findest du wirklich, dass ich ein so großes Arschloch bin?" Ich hielt den Atem an. Ja, ja auf jeden Fall, Felix ist arrogant, besserwisserisch und er hat dich eiskalt vor seiner Haustür stehen gelassen, ohne Orientierung. Er zeigte sich nie nett dir gegenüber. "Nein, nicht mehr.", antwortete ich nach einer gefühlten Ewigkeit und seufzte tief. Es stimmte. Ich mochte diesen Jungen, das konnte ich nicht länger verdrängen. "Warum?" "Ich weiß es nicht."
Sein Bett knarrte und gab mir so den Hinweis, dass er aufgestanden sein musste. Kurz darauf erleuchtete gedämpftes Licht das Zimmer und ließ den Raum sogar ziemlich romantisch aussehen. Ich setzte mich auf, Felix kam auf mich zu, in seinem Blick lag Unsicherheit. Er sah so gar nicht aus, wie sonst. Mit nacktem Oberkörper und einer Boxershorts war er gutaussehend, natürlich, aber etwas in seinem Blick hatte sich verändert. "Warum? Felix, warum?", fragte ich leise, als er sich neben mich setzte und mein Blick seinen traf. "Caro, ich mag dich schon seit unserer ersten Begegnung, aber du bist immer so negativ jedem gegenüber. Schreckst alle damit ab.", setzte er zu einer Erklärung an, "Schon als du uns nach dem Weg ins Zentrum gefragt hast, warst du abweisend. Ich habe daraufhin nunmal dumm reagiert. Ich wollte dir zeigen, wie du eigentlich auf Andere wirkst. Arrogant, abweisend und definitiv unfreundlich. Ich habe nur dein Verhalten widergespiegelt, aber du hast es einfach nicht bemerkt. Dachtest du wirklich, dass ich das wäre?" Ich nickte und errötete, mal wieder. "Bin ich echt so scheiße?", fragte ich peinlich berührt und hob meinen Blick wieder. "Ja, jedenfalls, wenn man dich nicht kennt.", antwortete Felix vorsichtig und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. "Heißt das, hier sitzt jetzt der echte Felix?" Er nickte, Erleichterung breitete sich in mir aus.
Ich wandte meinen Kopf ganz zu ihm, seine Hände umfassten mein Gesicht und meine Lippen fanden seine. Wir küssten uns. Ich küsste tatsächlich den Jungen, den ich bis gestern noch am meisten verabscheut hatte. Ein Feuerwerk explodierte in mir und wir küssten uns intensiver.
Als wir Felix sich von mir löste, strahlten seine Augen, während auf meinem Gesicht ein dauerhaftes Grinsen lag. Fühlt sich etwa so Glück an?

Change ● Rewinside (Reupload) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt