Schule & der Plan für die Ferien

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Ich seufzte tief, als ich Georg auf seinem gewohnten Platz im Chemiesaal sitzen sah, sammelte meinen Mut und ließ mich neben ihm nieder. Er starrte stur geradeaus und sagte kein Wort, woraufhin mich sofort ein schlechtes Gewissen befiel. Er war mein einziger Freund hier an der Schule und nur, weil ich meine Probleme Zuhause nicht in den Griff bekam, musste er zurückstecken. Das war nicht fair.
"Hey, es tut mir Leid, dass ich gestern dann doch nicht konnte.", begann ich bereits mit meiner Entschuldigung, als er sich ruckartig zu mir wandte.
"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Also lass es uns einfach vergessen, ok?" Perplex sah ich ihn an und nickte dann leicht verwirrt. Glücklicherweise betrat genau in diesem Moment unsere Lehrerin den Raum und begann mit dem Unterricht.
Ih konnte mih die gesamten zwei Stunden nicht richtig konzentrieren, weil ich immer wieder an Sebastian gestern denken musste. Es war seltsam, wie schnell wir uns streiten und danach wieder vertragen konnten, so, als wäre nichts gewesen. Natürlich war ich froh darüber, aber auch etwas verunsichert. Was, wenn...? Nein, das konnte nicht sein. Nicht Sebastian.
Ich schreckte jäh aus meinen Gedanken, als Georg mich unsanft anstieß. Alle Aufmerksamkeit lag auf mir und unsere Lehrerin sah mich etwas enttäuscht an. "Ehh...wie bitte?", fragte ich verunsichert und starrte die Bank vor mir an. Ich hatte überhaupt nicht zugehört.

Die Stunde war endlich zu Ende gegangen und ich verließ beinahe fluchtartig den Raum, ohne auf Georg zu warten. Ich fühlte mich nicht gut, irgendwie schlugen mir diese Zweifel auf den Magen, doch wollte ich keineswegs den Unterricht verpassen, weshalb ich mich den Rest des Tages zwang aufmerksam zu sein und eine gute Mitarbeit zu leisten. Es war schwieriger, als gedacht, wenn man die gesamte Zeit damit verbrachte über irgendwelche Dinge zu philosophieren.
Als es endlich klingelte, war ich bereits aufgesprungen, ehe unser Lehrer überhaupt die Stunde beendet hatte und freue mich riesig endlich nach Hause zu kommen.
Georg lief mir hinterher und hielt mich an meinem Spind auf. "Was ist los mit dir, Caro? Du bist total von der Rolle." Ich zuckte nur abweisend die Schultern. "Ich weiß es nicht. Irgendwie ist momentan alles komisch.", erklärte ich wage und zog mein Handy aus der Tasche. Felix hatte mir geschrieben, weshalb das Gespräch in den Hintergrund rückte, doh bereits als ich die Nachricht las, sank meine Laune in unendliche Tiefen. Felix konnte heute nicht vorbei kommen. Ihm war etwas dazwischen gekommen. "Wollen wir vielleicht noch einen Kaffee in der Stadt trinken?", riss Georg mich aus meinen deprimierenden Gedanken und bedachte mich mit einem hoffnungsvollen Blick. Was hatte ich zu verlieren? "Ok.", stimmte ich ihm zu und gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Zentrum, um irgendein gutes Café zu finden.

Wir saßen uns gegenüber, jeder ein Stück Kuchen und einen Capuccino und wusste nicht recht, über was wir reden sollten.
"Und, ehh, hast du einen Freund?", fragte er plötzlich und starrte dabei auf seine Finger. Ich war unsicher, was er sich mit dieser Frage erhoffte, weshalb ich erst nach einem weiteren langen Schweigen ein leises "Ja" zurück gab. Er nickte, darauf bedacht mich nicht anzusehen und stand dann irgendwann abrupt auf. "Ich glaube ich muss los.", meinte er, zahlte schnell und verschwand dann ohne ein weiteres Wort. Was ging bitte mit der Welt falsch, dass sie mich irgendwie dauerhaft verarschen wollte?
Ich saß also allein in diesem Café herum, erntete neugierige Blicke von anderen Leuten, die es scheinbar sehr interessant fanden, mir zuzusehen, wie ich Schluck für Schluck meinen Capuccino trank und grübelte darüber nach, wie viel sich verändert hatte, seit ich mit Felix zusammen war.
Ich wusste nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte und begab mich deshalb auf den Heimweg, auch wenn ich dort nicht viel mehr Gesellschaft zu erwarten hatte, wie hier im Zentrum der Stadt.
Lustlos schleppte ich mich in mein Zimmer, schmiss meine Tasche auf den Boden und setzte mich an meinen Schreibtisch vor den Laptop. Mia war zwar nicht online, doch konnte ein Versuch sie anzurufen ja nicht schaden. Sie nahm tatsächlich an und kurz darauf erschien ihr Gesicht. Ein Lächeln schlich sich, wie von Zaberhand auf mein Gesicht, als ich meine beste Freundin sah. "Caro!", kreischte sie freudig und setzte sich grinsend vor ihre Facecam. "Ist Nick diesmal gar nicht bei dir?", spottete ich belustigt und fing mir einen gespielt finsteren Blick von ihr ein. "Der ist noch in der Schule, aber das ist egal. Sag, wie läuft's bei den Stadtpflanzen so?" Ich lächelte immernoch und begann ihr zu berichten, was seit unserem letzten Gespräch so alles vorgefallen war.
"Oh man. Das klingt ja, als wäre es bei dir das reinste Irrenhaus.", stellte sie fest, nachdem ich geendet hatte. Ich nickte, wohlwissend, dass sie damit gar nicht so falsch lag. "Ist es echt. Wenigstens bist du noch normal.", stimmte ich ihr lächelnd zu.
"Ihr habt bald Ferien, oder?", fragte ich neugierig, nach einem kurzen Schweigen und sah sie hoffnungsvoll an. "Jap. Ihr, glaube ich, eine Woche später?" Ich nickte zustimmend. "Du kannst ja eine Woche her kommen oder wenigstens ein paar Tage.", schlug ich freudig vor und sah, wie sich auch auf ihrem Gesicht ein begeisterter Ausdruck ausbreitete. "Auja! Ich rede gleich mit meiner Mutter darüber und schreibe dir später, ok?" Ich nicke wieder zustimmend.
Kurz tauschten wir uns noch über das altbewährte Thema Jungs aus und kamen zu dem Schluss, dass es Zeit wurde sich mal wieder zu treffen.
Nachdem ich aufgelegt hatte, fühlte ich mich schon viel besser, doch spürte ich auch tief in mir ein gewisses Unbehagen. Wie würde Felix reagieren, wenn er erfuhr, dass meine beste Freundin und ihr Freund zu Besuch kommen würden?

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