Treffen mit Georg & Sebastian

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Nachdem Felix sich auf den Heimweg gemacht hatte, zog ich mich um und verließ die Wohnung, mit Schlüssel natürlich.
Auf dem Weg nach unten begegnete ich Patrick, der mich unentwegt anstarrte, während ich mich beeilte an ihm vorbei zu kommen und das Haus zu verlassen.
Auf der Straße war keine Menschenseele zu sehen. Ich trottete in Richtung Stadtzentrum, Blick auf mein Handy gerichtet und alles um mich herum ausgeblendet, als ich plötzlich angerempelt wurde. "Pass doch...", fing ich wütend an zu sprechen, erstarrte aber, als ich Sebastian erkannte. Er starrte mich noch kurz ebenso verwundert an, wie ich mich fühlte, wandte sich dann allerdings ab und ging seines Weges. Ich reagierte ohne nachzudenken und lief ihm hinterher. "Seb, warte!", rief ich und packte ihn am Arm, woraufhin er sich unsanft los riss, aber trotzdem stehen blieb. Seine Schultern waren angespannt unter seiner schwarzen Lederjacke, sein Blick ausdruckslos, als er sich zu mir umdrehte. "Ich...", meine Stimme versagte, während mir die Tränen in die Augen stiegen, "Ich...es tut mir Leid." Ich konnte ihn nicht ansehen, zu stark war dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust. Er sah mich weiterhin emotionslos an, ließ sich nichts anmerken. "Bitte. Ich, ich vermisse die Gespräche mit dir, dein Lachen, deine Gegenwart. Du bist hier mein bester Freund...ich...ich vermisse dich einfach nur.", schluchzte ich und wusste, dass meine gesamte Mascara nun über mein Gesicht verteilt war. "Und trotzdem bist du mit Felix zusammen?", fragte Sebastian etwas ungläubig und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Ich wollte es dir ja erzählen, aber das kam alles so plötzlich und ich...wusste nicht wie, es war nie der richtige Zeitpunkt.", versuchte ich mich wage zu rechtfertigen. Er schien nicht überzeugt und kniff die Augen zusammen. "Können wir woanders reden?", fragte er und sah sich unauffällig um. Auf der anderen Straßenseite stand ein kleines Grüppchen Teenager und starrte ziemlich auffällig zu uns. Ich seufzte tief: "Ok. Ich muss nur Georg absagen." "Dein Schulfreund?" Ich nickte und rief ihn an. Seine Enttäuschung, als ich ihm sagte, dass ich mich nicht mit ihm treffen könnte, war beinahe greifbar.
"Ok. Lass uns zu dir gehen.", meinte ich danach und wandte mich ernst zu ihm um. "Dass du mir wieder so eine Szene machen kannst?", fragte er unglücklich und schüttelte den Kopf, "Nein danke. Wir gehen zu dir."
"Willst du jetzt ernsthaft mit mir diskutieren? Bei mir ist Carlos. Der würde sonstwas denken.", konterte ich schnippisch und sah ihn etwas überheblich an. "Will ich nicht, muss ich aber." "Warum?" Er sah mich ernst an, in seinen Augen spiegelten sich haufenweise widersprüchliche Gefühle. "Patrick.", seufzte er nur theatralisch und fuhr sich durch die perfekt sitzenden Haare.

Wir saßen zusammen am Küchentisch, so, wie ich ein paar Stunden zuvor mit Felix da gesessen hatte. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Sebastian und ich einen gewissen Sicherheitsabstand einhielten und versuchten uns gegenseitig nicht zu berühren. "Also...", fing er an und verstummte, als er bemerkte, dass ich gleichzeitig mit genau demselben Wort begonnen hatte. Ein vorsichtiges Lächeln huschte über sein Gesicht. "Du zuerst.", zwang ich mich schnell zu sagen und starrte dann meine ineinander verknoteten Hände an. Er seufzte tief und schien sich absolut unwohl in seiner Haut zu fühlen, woraufhin ich mich einfach nur fragte, wann alles so kompliziert zwischen uns geworden war.
"Du und Felix?", fragte er vorsichtig. Ich nickte. "Warum? Ihr habt euch doch nie verstanden." "Ich weiß es nicht.", gab ich ehrlich zu, schaffte es aber einfach nicht ihn anzusehen. Wir schwiegen beide, da niemand wusste, was er dem anderen sagen sollte.
"Wollen wir zocken?", fragte Sebastian hoffnungsvoll in die Stille hinein und in diesem Moment entschied ich, ihm zu verzeihen, wie er es ebenfalls gerade getan hatte. "Aufjeden!", meinte ich voller überschwänglicher Freude, "Sind wir jetzt wieder Freunde?" Er zog belustigt die Augenbrauen hoch und nickte dann, woraufhin sich ein Grinsen auf mein Gesicht stahl.
Zusammen stiegen wir die Treppe nach unten bis zu seiner Wohnung und ließen uns dann auf sein Bett fallen. "GTA?" Mir war in diesem Moment alles egal, weshalb ich ihm einfach zustimmte und wir die nächsten drei Stunden spielten, ohne wirklich darauf zu achten was wir dort taten. Ich war schlecht, so viel stand fest, doch interessierte Sebastian sich gar nicht für meine Künste, sondern schien es einfach zu genießen, genau wie ich. Ich fühlte mich wieder vollständig und schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel, um den nicht existierenden, heiligen Vater zu bitten, dass er immer für Frieden zwischen uns sorgen mag.

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