Unkontrollierte Lachflashs & überfürsorgliche Mutter

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Ich schloss unsere Wohnungstür so schnell wie möglich auf. Der Hausflur jagte mir seit letzter Nacht eine Heidenangst ein, selbst mit Carlos an meiner Seite.
Erst in der Wohnung angekommen atmete ich wieder normal und hing meine Jacke an den Haken.
"Wo seid ihr gewesen?", fragte unsere hysterische Mutter, als mein Bruder und ich an der Küchentür vorbei kamen. "Wir haben mal was gemeinsam unternommen.", antwortete ich, bevor mein Bruder irgendeine Ausrede auftischen konnte. Ich schob ihn einfach weiter bis nach oben in unsere Etage.
"Du solltest vielleicht nicht unbedingt irgendwelche verdächtigen Dinge tun, die ihren Zorn noch mehr auf dich ziehen könnten. Du hast bereits deine Freundin geschwängert."
Er seufzte resigniert, woraufhin ich ihm ein ironisches Lächeln zuwarf.
Dann verschwand ich ohne ein weiteres Wort in meinem Zimmer und schmiss mich auf das Bett, drehte mich dann auf den Rücken und starrte die Decke an.
Aus irgendeinem Grund musste ich laut lachen, konnte damit nicht aufhören, bis ich anfing zu husten und mich verschluckte.
Carlos stürmte in mein Zimmer. "Was geht denn bei dir ab?", fragte dieser belustigt und sah mich verschmitzt an. "Gar nichts.", lachte ich wieder los und versuchte irgendwie meine Kontrolle wiederzuerlangen. "Alter, komm mal wieder klar.", meinte er ebenso kurz vorm Lachanfall. "Was ist nur mit uns los?"

Es klingelte an der Haustür, Stimmen waren zu hören und kurz darauf Schritte auf der Treppe. Meine Tür wurde ohne Vorwarnung aufgerissen, Carlos und ich fuhren erschrocken hoch und sahen den unerwarteten Eindringling an.
Sebastian stand dort im Türrahmen und starrte grinsend auf uns herab. Warum war heute jeder so glücklich und warum musste ich ständig lachen? Es machte mich einfach fertig, dass ich diese Anfälle irgendwie nicht kontrollieren konnte.
"Was?", fragte ich mit schief gelegte Kopf und sah ihn an, als wäre er ein ziemlich interessantes Objekt. "Ihr seht ziemlich vertraut aus, wie ihr so daliegt. Darf ich mitmachen?"
Er grinste und kam näher, hockte sich an den Rand meines Bettes und sah währenddessen weiterhin auf uns herab. "Was macht ihr überhaupt?", fragte er dann neuguerig, woraufhin wir allerdings schwiegen, da Carlos und ich im Grunde genommen nichts taten.
"Wollen wir zocken?" Beide Jungs horchten sofort auf, als sie die allseits beliebte Frage stellte und freudig aufsprang.
"Was geht denn mit der ab?", hörte ich Sebastian Carlos zuflüstern. "Ein bisschen durchgeknallt war sie schon immer."
"Ich hab euch auch lieb!", rief ich laut zurück und fiel aufs Sofa.
Kurz darauf erschienen sie ebenfalls und hockten sich neben mich, beide erwartungsvoll grinsend.

Irgendwann verzog Carlos sich auf sein Zimmer, wollte wohl noch mit Carina telefonieren. Ich saß an Sebastian gelehnt dort, starrte auf seine Hände, die den Wii-Controller geschickt hin- und herkippten, um das Auto bei Mario Kart sicher ins Ziel zu bekommen.
"Ich habe Hunger.", maulte ich und zog an ihrem Arm. "Gibt es bei euch nicht gleich etwas?" "Nein, das dauert noch ein wenig.", murmelte ich und lehnte meinen Kopf gegen seinen Oberarm. "Gehst du mit mir was essen?" Er seufzte und legte endlich den Controller aus der Hand. "Wenn ich dich damit glücklich mache, natürlich.", meinte er lächelnd und stand auf, hielt mir seine Hand hin und wollte mit mir gerade zur Haustür hinaus verschwinden, als meine Mutter uns aufhielt.
"Wo wollt ihr hin?" "Was essen.", antwortete ich kurz angebunden, sie hinderte mich allerdings die Tür zu schließen, indem sie ihren Fuß in den Spalt schob. "Wann wirst du wieder da sein?" "Wirst du jetzt übervorsichtig, weil mein Zwilling seine Freundin geschwängert hat?", fauchte ich genervt und versuchte ein weiteres Mal die Wohnungstür zu schließen. "Ich bin deine Mutter!" "Du hast dich nie dafür interessiert, wie lange ich wegbleiben werde.", konterte ich sofort und zog Rewi an seiner Hand, die ich immernoch hielt zu mir zurück. "Jetzt interessiert es mich aber. Immerhin ist...", sie schluckte, "Sebastian etwas älter, als Felix." "Was soll das denn jetzt heißen?", fragte ich wütend und musste mich zwingen, die Hand meines besten Freundes nicht zu zerquetschen. "Pass einfach auf dich auf und komm nicht zu spät heim.", wandte sie plötzlich resigniert ein und entließ mich endlich in die Freiheit.
Seufzend knallte ich die Tür ins Schloss und wandte mich zu Sebastian, der mich nachdenklich musterte.
Gemeinsam wanderten wir schweigend durch die Straßen von Köln, als mein bester Freund plötzlich meinte: "Vielleicht hat deine Mutter ja Recht."
"Womit?" Ich sah ihn skeptisch an, er blieb stehen.
"Vielleicht bin ich ja wirklich zu alt für dich."

Change ● Rewinside (Reupload) Where stories live. Discover now