Kapitel 135

158 14 0
                                    


"Ich befürchte, der Fluch hat sich noch weiter ausgebreitet. Tut mir sehr leid."

Ich nicke stumm, während die Bedeutung von Stevens Worten langsam in mir einsinkt. Die Angst der letzten Tage ist nun traurige Gewissheit für mich geworden. Mit jedem verstreichenden Tag sinkt meine Chance den Fluch von Lestranges Dolch zu überleben.

"Seit wann hast du denn kein Gefühl mehr in deinem linken Arm?"

"Heute Morgen.", bringe ich mühsam hervor und wende dann schnell meinen Kopf ab, damit Steven meine Tränen nicht sieht.

"Ach Kalyn... ."

Stevens mitfühlender Ton lässt den dicken Kloß in meinem Hals noch weiter anschwellen und ich wische mir hastig mit der rechten Hand die Tränen von den Wangen.

Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie sich mein Freund neben mich auf die Bettkante setzt und seinen Zauberstab nervös in seinen Fingern hin und her rollt.

"Remus soll einen Zaubertränkemeister in Frankreich aufgespürt haben, der auf alte Flüche spezialisiert ist. Vielleicht-"

"Vielleicht ist es auch schon zu spät.", komme ich ihm zuvor und meine heisere Stimme trieft voller Bitterkeit.

"Sag bitte so etwas nicht.", fleht mich Steven leise an und ich höre, wie seine Stimme bricht.

Schweigen breitet sich daraufhin aus und nur das Meeresrauschen, das durch die offenen Fenster dringt, ist zu hören.

"Wir wissen beide, dass ich mich in wenigen Tagen gar nicht mehr bewegen kann. Und dann dauert es nicht mehr lange und ich ... werde sterben."

Meine Stimme hört sich in diesem Moment seltsam sachlich an, beinahe so, als ob ich über das Schicksal von jemand Anderes spreche. Und doch ist es meine Zeit, die bald abläuft. Und das alles nur, weil ich Harry das Leben retten wollte.

Wehmütig denke ich an all die Dinge, die ich noch vorhatte. Vor allem wollte ich irgendwie diesen furchtbaren Krieg überstehen und mit Severus den Rest meines Lebens verbringen. Doch das ist für mich nun in weite Ferne gerückt.

Seufzend drehe ich meinen Kopf wieder zu Steven und sehe, wie er sich verstohlen ein paar Tränen aus seinem Gesicht wischt. Mit meiner gesunden Hand greife ich nach seiner und drücke sie fest.

"Weine nicht um mich, Steven. Genieße stattdessen lieber dein Leben und sei glücklich. Soweit es in den heutigen Zeit möglich ist."

Er schüttelt lächelnd seinen Kopf und fährt sich mit seinem Handrücken über die feuchten Augen.

"Selbst in deiner ... Situation denkst du an andere. Du bist wirklich ein guter Mensch, Kalyn."

Ich schenke ihm ein dankbares Lächeln, das er erwidert.

"Du hast abgefärbt, Steven. Deine Eltern wären sicher sehr stolz auf dich."

"Willst du mich etwa noch mehr zum heulen bringen?", schnieft er halb lachend und zieht ein Taschentuch aus seiner Hose, um sich das Gesicht zu trocknen.

"Ganz im Gegenteil. Ich will, dass du glücklich bist."

Steven starrt für einen Moment auf sein nasses Taschentuch, dass er in den Händen hält.

"Wie kann ich je wieder glücklich sein, wenn du nicht mehr ... da bist?"

"Bitte verschließe dein Herz nicht meinetwegen, hörst du?! Gib anderen die Chance, dich auch zu lieben.", bitte ich ihn eindringlich und ergänze:

"So wie Eloise. Sie hat Gefühle für dich. Das hat sie mir selber gesagt."

Ich denke an mein gestriges Gespräch mit Fleurs Cousine zurück, als sie mir mein Abendessen gebracht hatte. Wir hatten uns zum ersten Mal richtig unterhalten. Irgendwann kam sie auf Steven zu sprechen und hat mich gefragt, ob wir ein Paar sind. Ich hatte ihr daraufhin versichert, dass zwischen ihm und mir nichts Romantisches mehr ist und das mein Herz einem Anderen gehört.

Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)Where stories live. Discover now