Kapitel 19

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Ich erinnere mich wieder.

Ich weiß nicht wieso, aber ich tue es. Gestern Nacht im Schlaf habe ich bereits die Erinnerungen an den Autounfall gesehen und auch heute weiß ich noch, was passiert ist. Zumindest bis ich damals das Bewusstsein verloren hatte.

Aufgeregt stehe ich vor dem Denkarium in Dumbledores Büro und ziehe gerade mit meinem Zauberstab den silberfarbenen Faden aus meinem Kopf. Vorsichtig lasse ich ihn in die runde Schüssel gleiten und sehe nervös zu Dumbledore.

"Na dann, lassen Sie uns.", lädt er mich ein und taucht seinen Kopf hinein. Zögernd folge ich ihm.

Wieder fühlt es sich so an, als ob ich ins Nichts falle. Sekunden später sitze ich neben Dumbledore auf dem Rücksitz von Jamies Auto. Es spielen sich die gleichen Szenen ab, wie beim letzten Mal, als wir uns meine Erinnerung angesehen hatten. Nur dieses Mal ist alles sehr viel klarer.

Als das grelle Licht von links kommt sehe ich, dass es ein riesiger LKW ist, der uns gleich rammen wird. Ich sehe sogar den Fahrer und seine Augen haben so einen merkwürdigen leeren Blick. Es wirkt fast so, als würde er mit offenen Augen schlafen.

Mein Blick wandert nun nach vorne zu meinem früheren Ich und Jamie. Ich sehe, wie ich mein früheres Ich den LKW sieht und panisch Jamies Namen schreit. Dann sehe ich, wie meine Kette anfängt zu glühen und im Moment des Aufpralls wird aus dieser ein extrem helles Licht freigesetzt.

Genau in diesem Moment lande ich wieder mit beiden Füßen auf dem Teppich in Dumbledores Büro.

"Nun, jetzt wissen wir wenigstens mit Sicherheit, wie Sie die Unfall überleben konnten. Es ist tatsächlich Ihre Kette, Kalyn.", reisst mich Dumbledore aus meiner Schockstarre.

Meine Körper ist immer noch vollgepumpt mit dem Adrenalin, das ich im Moment des Aufpralls gespürt hatte. Meine Knie fangen unkontrolliert zu zittern an und ich greife nach dem Stuhl an seinem Tisch, um mich hinzusetzen.

"Haben... haben Sie den Fahrer gesehen?", frage ich mit bebender Stimme.

"Ja.", antwortet er und geht um seinen Schreibtisch herum und setzt sich. Nachdenklich legt er seine Finger aneinander und schaut vor sich hin.

Ich lege meine Hände auf meine Knie und versuche meine immer noch zitternden Beine zu beruhigen. Diese Erinnerung erneut zu durchleben - und dieses Mal so viel klarer - hat wieder alles von mir abverlangt. Mühsam kämpfe ich die Tränen runter, die in meinen Augen aufzusteigen drohen.

"Ich denke, der Fahrer unterlag dem Imperius-Fluch.", bricht Dumbledore plötzlich die Stille.

Erschrocken zucke ich zusammen. Wieso sollte der Fahrer unter einem Imperius-Fluch gestanden haben?

"Was... wieso glauben Sie das, Albus?", frage ich erstaunt.

"Ist Ihnen aufgefallen, wie seltsam der Fahrer geschaut hat? Und er hat nicht einmal versucht zu bremsen, sondern ist sogar noch schneller geworden.", erklärt Dumbledore nachdenklich.

Schweigen breitet sich aus, während ich seine Worte sacken lasse.

"Das würde ja bedeuten, dass ... .", setze ich an und unterbreche mich, weil ich es selber nicht glauben kann.

"Jemand will sie offenbar umbringen, Kalyn.", antwortet Dumbledore für mich und blickt mich sorgenvoll an.

Ich starre ihn mit offenem Mund an und tausend Gedanken rasen in meinem Kopf.

Jemand will mich umbringen? Aber wer sollte das sein? Und warum?

Während ich über die neuen Erkenntnisse nachdenke kriege ich nur am Rande mit, wie eine Eule auf dem Fenstersims landet. Dumbledore erhebt sich von seinem Stuhl und läuft zu ihr rüber. Er nimmt den Brief, den sie im Schnabel trägt und schaut mit großen Augen auf den Absender.

In diesem Moment klopft es an der Tür.

"Herein.", murmelt Dumbledore abwesend, dessen Blick immer noch auf den Brief geheftet ist.

++++

Als ich das Büro des Schulleiters betrete, fällt mein Blick sofort auf Kalyn. Sie sieht leichenblass aus und ihre Augen sind vor Schreck geweitet.

Was zum Teufel geht hier vor sich?

Irritiert blicke ich von ihr zu Dumbledore, der am Fenster steht und ein Pergament in den Händen hält. Er bemerkt meinen Blick nicht sofort und ich räuspere mich, um meine Anwesenheit kund zu tun.

"Hallo Severus.", grüßt er mich ohne von dem Brief aufzuschauen, den er gerade studiert. Zähneknirschend warte ich einen Moment ab, ob er mir jetzt endlich seine Aufmerksamkeit schenkt.

Eigentlich bin ich hierher gekommen, um mit Dumbledore noch einmal über die Strafe von Longbottom zu sprechen. Ich bin der Meinung, dass er nicht ungeschoren damit davonkommen darf. Immerhin hat er seine Mitschüler und Kalyn in Lebensgefahr gebracht. Für mich spielt es auch keine Rolle, ob es Absicht war oder nicht.

"Sir, wenn es gerade ein schlechter Zeitpunkt ist, dann komme ich später wieder.", sage ich ungeduldig, doch er schaut immer noch nicht zu mir. Für einen Moment bin ich mir unsicher, ob er mich überhaupt gehört hat.

Noch bevor ich das Gesagte wiederholen kann, sieht er endlich auf und starrt mich an.

"So wie es aussieht, muss ich für ein paar Tage verreisen.", höre ich den Schulleiter jetzt sagen. Seine Stimme klingt gelassen, aber er wirkt ein wenig geistesabwesend. Mein Blick wandert wieder zu Kalyn, die immer noch wie in Trance vor sich hinstarrt.

Was ist nur mit diesen beiden los?

Unschlüssig schaue ich wieder zu Dumbledore. Er wirkt jetzt etwas gefasster und hat den Brief zusammengefaltet. Als er meinen Blick bemerkt, bedeutet mir mit einem Kopfschütteln keine Fragen zu stellen.

Ich nicke stumm und will das Büro wieder verlassen, da es offenbar gerade wirklich ein schlechter Zeitpunkt zu sein scheint. Aber Dumbledore gibt mir ein Zeichen zu warten also halte ich inne. Langsam durchquert er sein rundes Büro bis er schließlich vor mir steht.

"Severus, bitte seien Sie gut und passen Sie die nächsten Tage gut auf Kalyn auf. Sie soll Hogwarts unter keinen Umständen verlassen.", sagt der Schulleiter leise und schaut mich ernst an.

Wieso darf sie Hogwarts nicht verlassen? Ist sie in Gefahr?

Obwohl mir diese Fragen gerade auf der Seele brennen, stelle ich sie ihm nicht.

"Wie Sie wünschen.", antworte ich nüchtern und er nickt zufrieden.

Sein besorgter Blick wandert nun wieder zu Kalyn, die sich wieder gefangen zu haben scheint, denn sie schaut uns beide an. In ihrem Blick spiegeln sich Fassungslosigkeit und Traurigkeit wider.

Was hat Dumbledore ihr bloß gesagt?

"Kalyn, ich muss Sie bitten jetzt zu gehen. Severus wird Sie zu Ihrem Quartier begleiten." 

***** 

 Na, wie hat dir das Kapitel gefallen? Was glaubst du, wie es weitergeht? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!Wenn dir die Story gefällt, dann freue ich mich sehr über einen Like oder Stern von dir. :-) 

 Viele Grüße 

 Deine Charlotte

Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)Where stories live. Discover now