Kapitel 78

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"Was ist los, Steven?"

Besorgt lege ich meine Tasche ab und setze mich zu meinem Freund. Steven sieht leichenblass aus und starrt auf einen Artikel im Tagespropheten, der vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet liegt.

Mein Blick wandert von seinem düsteren Gesicht zum Artikel und schlagartig wird mir klar, warum er sich so verhält.

Todesser töten Familie einer muggelstämmigen Hexe

Sarah McCane, 9, musste gestern mit ansehen, wie Todesser ihre gesamte Familie zuerst gefoltert und dann umgebracht haben. Der Vorfall in Sussex scheint in Verbindung mit der Massenflucht aus Askaban zu stehen, die sich letzte Woche ereignet hatte. Bei dieser entkam auch Bellatrix Lestrange, die sich selbst als treueste Anhängerin von Sie-wissen-schon-wem bezeichnet.

Aktuell ist nicht klar, wo sich die Geflohenen befinden. Das Zaubereiministerium ruft alle Hexen und Zauberer zur höchsten Vorsicht und Wachsamkeit auf.

Mitfühlend lege ich Steven eine Hand auf seinen Handrücken und drücke seine Hand kurz. Daraufhin reißt er seinen Blick von der Zeitung und schaut mich an. In seinen Augen sehe ich so viel Schmerz, Wut und Trauer, dass es mir das Herz zerreisst.

Zweifellos denkt er an jenen Tag zurück, als mein Vater und seine Todesser-Freunde das Gleiche seiner Familie angetan hatten. Und das alles nur, weil ich mich meinem Vater widersetzt hatte und mit Steven - den mein Vater als Schande für den kostbaren Familiennamen angesehen hatte - zusammengeblieben war.

"Es tut mir so leid, Steven.", flüstere ich und eine Träne läuft mir über die Wange. Steven streckt seine andere Hand aus und wischt sie mir aus dem Gesicht.

"Du kannst nichts dafür, was damals passiert ist, Kalyn."

"Doch. Er hatte mich gewarnt. Ich... ich hatte nur nicht erwartet, dass mein Vater so weit gehen würde. Dass er... zu so etwas fähig ist."

"Ich weiß... ich auch nicht."

Steven nimmt seinen Blick wieder von mir und starrt auf unsere Hände. Dann legt er seine andere Hand über meine und streicht mir mit dem Finger zärtlich über die Haut.

"Ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen ohne dich zu sein. Ironischerweise musste ich es dann am Ende trotzdem sein."

"Es tut mir leid.", wiederhole ich und senke den Kopf.

"Ich habe so viel Kummer über dich gebracht."

"Du darfst dir nicht die Schuld daran geben, Kalyn!", erwidert Steven ernst, doch ich schüttele energisch den Kopf.

"Hätte ich auf meinen Vater gehört, dann wäre deine Familie heute noch am Leben. Dann wäre es nicht zu dem Streit gekommen und ich hätte nicht unser Haus abgefackelt."

Schweigen erfüllt nun den Raum und Steven senkt ebenfalls wieder seinen Kopf.

"Ich habe mit meiner Sturheit deiner und meiner Familie Schmerzen zugefügt."

"Dein Vater hat nur das bekommen, was er verdient hat. Und nach allem, was du mir über deine Schwester erzählt hast, ist sie kein Stück besser als er."

Stevens verbitterte Worte klingen so herzlos, dass ich ihn überrascht und verletzt anstarre.

"Wie kannst du nur so etwas sagen?!"

"Kannst du dich an jenem Abend damals gar nicht mehr erinnern? Ich schon!", antwortet Steven aufbrausend und lässt meine Hand los.

"Er hatte dich in den Flammen zurückgelassen, um Catherine zu retten. Ihm war dein Leben völlig egal und er hat deinen Tod billigend in Kauf genommen."

Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)Where stories live. Discover now