Kapitel 14

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Am nächsten Morgen erwache ich erfrischt und ausgeschlafen in meinem Bett. Ich strecke mich genüsslich und genieße noch für einen Moment mein warmes, bequemes Bett.

Meine Gedanken wandern zurück zum vergangenen Abend mit Severus. Ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist. Ich bin tatsächlich vor ihm in Tränen ausgebrochen. Ich war einfach so fertig und der Alkohol hatte mir dann den Rest gegeben.

Aber das wirklich Überraschende ist, dass er mich in den Arm genommen und getröstet hat.

Gedankenversunken fange ich an mit meiner Kette zu spielen, während ich die Szenen zwischen mir und ihm im Geist rekapituliere. Irgendetwas hat sich zwischen uns verändert, das habe ich gestern ganz deutlich gespürt. Für einen Moment hatte ich sogar das Gefühl gehabt, dass er mich küssen will. Aber er hat es dann doch nicht getan.

Ich lasse den Anhänger in meinen Fingern hin und her gleiten, während ich darüber nachdenke, ob ich froh oder enttäuscht bin, dass mich Snape nicht geküsst hat.

Zugegeben er ist mit seiner Hakennase und seinen leicht fettigen Haaren nicht der attraktivste Mann, dem ich je begegnet bin. Jamie zum Beispiel war dagegen ein echter Augenschmaus gewesen, nachdem sich viele Frauen umgedreht hatten.

Aber irgendetwas hat Snape an sich. Es muss an diesen geheimnisvollen, schwarzen Augen liegen. Oder an seiner tiefen Stimme, die mir immer eine Gänsehaut beschert.

Oder weil du absolut untervögelt bist, Kalyn. Und er der einzige Mann in deiner Nähe ist, der halbwegs gut aussieht.

Bei diesem Gedanken muss ich prompt anfangen zu kichern, denn außer Snape würden nur noch Dumbledore, Hagrid, Flitwick oder Filch zur Auswahl stehen. Und ja, bei dieser "Konkurrenz" würde der Zaubertränkelehrer von Hogwarts definitiv das Rennen machen.

Definitiv.

Ich blicke nun auf meine Taschenuhr und stelle fest, dass ich nur noch eine halbe Stunde bis zu meinem Treffen mit Albus habe. Schnell springe ich unter die Dusche und mache mich für den angebrochenen Tag fertig. Dann verlasse ich mein Quartier und eile in Richtung des Büros des Schulleiters.

In den Fluren tummeln sich bereits zahllose Schüler, die alle zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde hetzen. Einige starren mich genauso an, wie gestern, aber das macht mir nichts aus. Wenige Augenblicke später stehe ich schon vor dem Wasserspeier und nenne ihm das aktuelle Passwort.

Gerade als ich an seiner Tür anklopfen will, öffnet sich diese und Severus läuft fast in mich hinein. Er bremst im letzten Augenblick und wir schauen uns für einen Moment in die Augen. In meinem Kopf wiederholen sich die gestrigen Szenen und ich fühle wieder dieses Bauchkribbeln.

"Hallo Severus.", grüße ich ihn freundlich und er nickt mir stumm zu. Dann rauscht er an mir vorbei und ich werde von Albus nach drinnen eingeladen.

"Ah Kalyn, setzen Sie sich doch bitte. Wie geht es Ihnen? Möchten Sie wieder ein Tässchen Tee?", fragt mich der langbärtige Zauberer im vergnügten Plauderton.

"Mir geht es gut, danke. Und Tee nehme ich sehr gerne."

"Sie sehen erholt aus, meine Liebe. Haben Sie sich inzwischen auf Hogwarts gut eingelebt?"

"Ja, das habe ich. Es fühlt sich, als ob ich nie weg gewesen wäre.", scherze ich. Tatsächlich fühle ich mich hier genauso heimisch wie früher.

"Und ich habe die letzte Nacht endlich mal gut geschlafen."

"Keine Alpträume?", fragt mich Albus überrascht und schaut mich aufmerksam durch seine halbmondförmige Brille an.

"Nein. Severus hatte mir einen Schlaftrunk gegeben, der hat mir gut geholfen.", entgegne ich und ernte einen überraschten Blick vom Schulleiter.

"So so, hat er das.", stellt er mit einem gewissen Unterton fest. Irritiert schaue ich ihn an, doch er wechselt einfach das Thema.

"Nun Kalyn, wir sind bei unserem ... gemeinsamen Projekt ein bisschen in eine Sackgasse geraten.", fängt er an und ich lasse den Kopf hängen.

Dumbledore hat Recht. Nachdem Vorfall am (oder besser gesagt im) See, hatte ich mich zwar besser an den Tod meiner Mutter erinnern können. Aber ich habe immer noch keine Ahnung, wie es zu dem Autounfall mit Jamie gekommen war und warum ich diesen überlebt habe.

"Nun, ich habe ebenfalls Nachforschungen betrieben und bin zusammen mit Severus auf einen interessanten Zaubertrank gestoßen."

"Er... er hat Ihnen geholfen?", frage ich überrascht und Dumbledore nickt lächelnd.

"In der Tat meine Liebe. Sie haben ihn wohl sehr beeindruckt mit Ihrem ... Engagement."

Ich starre Dumbledore mit offenem Mund ungläubig an.

"Und ich dachte, ich würde ihm mit meinen Ideen ganz schön auf die Nerven gehen, ehrlich gesagt.", antworte ich überrascht.

"Solange die Schüler davon profitieren und dieses Jahr nicht scharenweise wieder in Zaubertränke durchfallen, sollte er sich nicht beklagen, finden Sie nicht auch?", erwidert Dumbledore ebenfalls lächelnd. Ich nicke ihm zustimmend zu.

"Ich denke, der Trank ist einen Versuch wert. Ich sollte jeden Augenblick eine Eule aus London mit dem Rezept - ah, wenn man vom Teufel spricht.", fährt der Schulleiter fort und tatsächlich erscheint eine Eule an seinem runden Fenster.

Der alte Zauberer erhebt sich von seinem Schreibtisch und nimmt der Eule die kleine Pergamentrolle ab, die an ihrem Beinchen befestigt wurde. Dumbledore steckt eine Galleone in den kleinen Beutel um ihren Hals und die Eule fliegt wieder davon. Langsam entrollt er das Rezept und wirft einen Blick darauf.

Neugierig und aufgeregt rutsche ich auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch hin und her. Ich kann es kaum abwarten auch einen Blick darauf werfen zu können. Albus bemerkt meine Ungeduld und reicht mir lächelnd das Rezept.

"Ich denke, Sie werden weitaus mehr damit anfangen können.", gibt er zu.

Ich fange sofort an es aufmerksam zu studieren. Das Rezept ist ganz schön komplex und erfordert einige, mir unvertraute Zutaten. Ich bin mir etwas unsicher, ob ich diese überhaupt in Snapes Vorrat gesehen hatte.

"Ich schlage vor, Sie gehen gleich mal runter in die Kerker und schauen nach, ob Professor Snape Ihnen helfen kann.", schlägt Dumbledore vor und schaut mich aufmunternd an. Aufgeregt bedanke ich mich bei Albus und mache mich umgehend los.

Vielleicht wird mir dieser Trank endlich meine Erinnerungen zurückgeben.

Mir kommt plötzlich der Gedanke in den Sinn, was passieren wird, wenn ich meine Erinnerungen wiedererlangen würde. Dumbledore hätte sein Versprechen an Maggie erfüllt und ich müsste Hogwarts höchstwahrscheinlich wieder verlassen.

Allerdings nicht sofort, denn Dumbledore hatte mich ja gebeten Poppy während des Trimagischen Turniers zu helfen. Aber trotzdem wären meine Tage hier gezählt.

Ich spüre, wie ich bei diesem Gedanken ganz traurig werde. Wieder hier auf Hogwarts zu sein, hat mich an eine der schönsten Zeiten meines Lebens erinnert. Das Schloss war immerhin mein erstes, richtiges Zuhause.

Und da war außerdem noch dieser Zaubertränkelehrer, der mir irgendwie immer wieder in den Sinn kommt. 

Vielen Dank für's Lesen. Wenn dir die Story gefällt, dann freue ich mich über einen Like, Kommentar oder Stern von dir. :-)

Viele Grüße

Charlotte_86

Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)Where stories live. Discover now