Kapitel 17

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Obwohl es meinem Kopf inzwischen besser geht, will mich Madame Pomfrey auch am übernächsten Tag noch nicht wieder entlassen. Zum Glück kommt Professor McGonagall ab und zu vorbei und bringt mir Bücher aus der Bibliothek. Sonst würde ich mich ganz schnell zu Tode langweilen, denn die meiste Zeit liege ich nur in meinem Krankenbett.

Ich bin wirklich dankbar für die Bücher, denn eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es zu lesen. Das war schon so, als ich noch Kind war. Deshalb hatte der Sprechende Hut damals auch kurz überlegen müssen, ob er mich nicht lieber zu den Ravenclaws steckt.

Gestern hatte mich auch Professor Dumbledore besucht und wir sind draußen etwas spazieren gegangen. Dabei hatte er mir erzählt, dass ich schon seit Anfang August hier bin. Also seit über einem Monat!

Und warum ich hier bin, hat er mir inzwischen auch gesagt: Maggie hatte ihn darum gebeten mit mir herauszufinden, warum ich den schweren Autounfall Anfang des Jahres ohne einen Kratzer überlebt habe. Und warum ich mich nicht mehr richtig an diesen erinnern kann.

Wie sich herausgestellt hat, habe ich nicht nur diesbezüglich eine Gedächtnislücke. Denn ich weiß außerdem nicht mehr, wie ich nach Hogwarts gekommen bin. Ich kann mich noch daran erinnern, im Hogwartszug gesessen zu haben. Was danach kam, weiß ich leider nicht mehr.

Immerhin kommen mir im Schlaf zusammenhanglose Erinnerungsfetzen. Die Meisten davon handeln von diesem mysteriösen Lehrer, Professor Snape. Zuerst dachte ich, dass er und ich irgendeine Art Beziehung hätten. Aber dann hätte er mich doch auch hier besucht, oder? Die Wahrheit ist jedoch, dass ich ihn seit drei Tagen nicht mehr gesehen.

"Guten Morgen, Kalyn. Wie geht es Ihnen heute?", reisst mich Professor McGonagall aus meinen Gedanken, die mir offenbar wieder einen Besuch abstattet. Meine ehemalige Hauslehrerin tritt an mein Bett und schaut mich sorgenvoll an.

"Besser, danke, Professor."

"Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen mich Minerva nennen.", beharrt sie und ich lächele sie entschuldigend an. Es ist komisch für mich sie beim Vornamen zu nennen, wo sie doch über fünf Jahre lang meine Hauslehrerin gewesen war.

Sie reicht mir ein Buch, um das ich gebeten hatte. Es handelt um Phantastische Tierwesen und es war eines meiner Lieblingsbücher als Kind. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich es gelesen hatte, während ich mich vor meinem jähzornigen Vater versteckt hatte. Es hatte mir damals schon viel Trost gespendet. Mit meinen Fingern gleite ich für einen Moment nachdenklich über die goldenen Buchstaben des Buchcovers.

"Wie geht es Neville Longbottom, Minerva?", frage ich nun und schaue sie aufmerksam an. Von Albus habe ich erfahren, was passiert war. Es hatte einen Unfall während des Zaubertränkeunterrichts gegeben und ich wurde dabei gegen eine Wand geschleudert. Deshalb bin ich auch auch vor einigen Tagen auf der Krankenstation aufgewacht.

"Mr. Longbottom geht es den Umständen entsprechend würde ich sagen. Er muss die nächsten Monate aber bei Professor Snape nachsitzen.", antwortet sie und ihr Gesicht nimmt wieder einen besorgten Ausdruck an.

"Oh. ... Ist das wirklich nötig? Es war doch ein Unfall.", entgegne ich überrascht. Der arme Schüler tut mir so leid.

"Severus besteht darauf. Ich habe ihn selten so aufgebracht gesehen.", erklärt sie und für einen Moment breitet sich Schweigen aus.

"Wenn man vom Teufel spricht.", murmelt Minerva plötzlich und ich folge ihrem Blick zur Tür.

Der Zaubertränkelehrer betritt den Krankenflügel, in der Hand ein Fläschen mit einer goldgelben Flüssigkeit. Er spricht ein paar Worte mit Madame Pomfrey, die zögernd zu dem Fläschen in seiner Hand schaut. Dann nickt sie und deutet mit dem Finger auf mich.

Snapes Blick wandert zuerst zu mir und dann zu Minerva. Als er sie bemerkt sehe ich, wie sein Gesichtsausdruck unergründlich wird. Es wirkt fast so, als ob jemand in seinem Inneren einen Schalter umgelegt hätte.

"Nun, ich muss wieder zum Unterricht. Gute Besserung weiterhin.", wünscht mir Minerva und geht, während Snape an mein Krankenbett kommt. Die Gryffindor-Hauslehrerin nickt ihm kurz zu und verlässt dann den Krankenflügel.

Ich richte mich auf und blicke dem Zaubertränkelehrer fest in die Augen. Er steht für einen Moment nur da und erwidert stumm meinen Blick.

Warum starrt er mich so merkwürdig an?

"Hallo.", grüße ich höflich und reiße ihn damit offenbar aus seinen Gedanken. Er nimmt seinen Blick von mir und räuspert sich kurz.

"Ich habe einen Trank für Sie, Kalyn. Er soll Ihnen dabei helfen, sich wieder an alles zu erinnern."

Mit diesen Worten reicht er mir die Glasphiole und ich nehme sie zögernd entgegen.

"Was ist da drin?", frage ich skeptisch und rieche vorsichtig daran.

Snape sagt mir alle 13 Zutaten auf und bei einer schaue ich ihn ratlos an.

"Irisches Gedächtniskraut.", erklärt er knapp und ich merke, das er ungeduldig wird.

"Danke.", erwidere ich und starre erneut auf die goldgelbe Flüssigkeit. Schlechte Erinnerungen aus meiner Zeit auf Ilvermorny steigen prompt in mir auf und ich versuche sie Beiseite zu schieben, was mir eher schlecht als recht gelingt.

Mit leicht zitternden Händen versuche ich den Korken zu entstöpseln, doch es will mir einfach nicht gelingen. Plötzlich spüre ich, wie Professor Snape seine Hand über meine legt und diese so wieder zur Ruhe bringt. Mit seiner anderen Hand öffnet er den Korkstöpsel.

Überrascht schaue ich ihn an und bemerke, wie nah er mir gerade ist. Er erwidert stumm meinen Blick und ich spüre wieder das Kribbeln in meinem Bauch. Dann zieht er beide Hände wieder weg.

"Ah Severus, wie ich sehe haben Sie den Trank für Kalyn fertiggestellt."

Professor Dumbledore hat die Krankenstation betreten und schaut lächelnd zu uns. Snape tritt sofort einen Schritt von mir weg, was ich merkwürdig finde. Ich umklammere immer noch den Trank mit meiner Hand und beobachte, wie Dumbledore langsam näher tritt.

"Worauf warten Sie? Wollen Sie sich nicht wieder an alles erinnern?", fragt mich der Schulleiter lächelnd und ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Klar will ich mich an alles erinnern. Aber was, wenn die Erinnerungen zu viel für mich sind?

Anstatt zu antworten leere ich die Phiole mit einem Zug und erschaudere bei dem leicht säuerlichen Nachgeschmack.

"Und? Wie fühlen Sie sich?", fragt mich Albus nun und bevor ich ihm antworten kann verschwimmt alles vor meinen Augen.

"Ich... ich weiß nicht. Irgendwie wird alles um mich...", fange ich an, doch bevor ich meinen Satz beenden kann, wird alles wieder Schwarz um mich. 

***** 

 Na, wie hat dir das Kapitel gefallen? Was glaubst du, wie es weitergeht? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen! 

Wenn dir die Story gefällt, dann freue ich mich sehr über einen Like oder Stern von dir. :-) 

 Viele Grüße 

 Deine Charlotte

Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)Where stories live. Discover now