Kapitel 76

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"Hallo Severus."

Dumbledore nickt mir zum Gruß freundlich zu und ich erwidere die Willkommensgeste knapp.

Seit dem Sommer komme ich mindestens einmal die Woche zu ihm in sein Büro. Nicht, weil ich ihn wegen der zunehmenden Quote an Schülern sprechen muss, die in meiner Klasse drohen durchzufallen. Nein, die Wahrheit ist, dass ich hauptsächlich wegen dem Dunklen Lord hier bin. So auch an diesem Abend.

Wie immer, wenn ich ihm berichte, stelle ich mich an das Fenster bei seinem Schreibtisch und schaue hinaus.

Die Ländereien von Hogwarts sehen unter dem Mondschein aus, als ob jemand eine große Menge Puderzucker darüber gestreut hätte. Nicht mehr lange und es wird richtig schneien. Im Grunde ist das nicht weiter verwunderlich, denn wir nähern uns langsam dem Weihnachtsfest.

Meine Gedanken wandern kurz ins vergangene Jahr, als ich Kalyn anlässlich Weihnachten mit zu meinem Elternhaus genommen hatte.

"Was gibt es Neues?"

Dumbledores ruhige aber bestimmte Stimme reißt mich aus meinen Erinnerungen und ich räuspere mich kurz, um mir etwas Zeit zu verschaffen mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren.

Als Doppelspion ist es meine Pflicht, Albus von den Unterredungen der Todesser und von Voldemorts Plänen zu unterrichten. Doch viel gibt es nicht zu berichten. Der Dunkle Lord konzentriert sich weiterhin darauf, Todesser zu bestrafen, die nicht seinem Ruf gefolgt waren oder die ihn anderweitig enttäuscht haben.

Auch mir gegenüber war Voldemort zu Beginn an etwas ungehalten. Aber ich konnte ihm erfolgreich versichern, dass ich so schnell wie möglich zu ihm zurückgekommen bin, ohne dafür meine Tarnung zu riskieren.

"Nicht viel.", antworte ich etwas verspätet und drehe mich zum grauhaarigen Schulleiter von Hogwarts herum.

"Der Dunkle Lord ist weiter auf einem Rachefeldzug. Aber mir ist es inzwischen gelungen meine Position wieder zu festigen."

Albus nickt zufrieden und ich fahre mit meinen Erzählungen fort, während ich meine Hände hinter dem Rücken verschränke. Ich erwähne, dass Voldemort den Werwolf Fenrir Greyback rekrutiert hat und dass er auch das Zaubereiministerium im Blick hat. So ganz genau weiß ich allerdings nicht, was er da vorhat.

"Das sind sehr besorgniserregende Neuigkeiten. Danke, Severus."

"Fast so besorgniserregend wie die Ereignisse hier.", erwidere ich mit einer hochgezogenen Augenbraue und Dumbledore scheint sofort zu verstehen auf wen ich anspiele.

Dolores Umbridge.

Eine der unausstehlichsten Hexen, die ich je erlebt habe. Sie wurde von dem Zaubereiministerium als neue Professorin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste eingesetzt. Seitdem triezt sie Schüler und Schulpersonal gleichermaßen mit ihren unendlich vielen Bestimmungen.

"Wir hatten diese Diskussion schon einmal, Severus. Mir sind immer noch die Hände gebunden."

Dumbledore hält seine Hände hilflos in die Luft. Dann ändert sich sein Gesichtsausdruck und der Blick, den er mir jetzt zuwirft, verrät mir, dass er das Thema wechseln will. Und ich habe so eine Ahnung, was er jetzt ansprechen wird.

"Was machen eigentlich Kalyns Schwester und ihr Schwager? Sind sie immer noch auf der Suche nach ihr?"

Ich seufze leise und spüre sofort, wie sich mein Herz bei der Erwähnung ihres Namens schmerzhaft verkrampft.

Kalyn.

Seitdem sie Hogwarts vor einem halben Jahr verlassen hatte, ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an sie gedacht habe. Besonders in den ersten Wochen habe ich Tag und Nacht nur ihr Gesicht vor Augen gehabt. Ich konnte kaum schlafen oder essen, denn mein schlechtes Gewissen hat mich in jeder Minute meiner Existenz gequält.

Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)Where stories live. Discover now