Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)

Kapitel 100

Während ich dem beruhigenden Knistern der Feuerstelle gegenüber des Bettes lausche, streiche ich ihr immer wieder sanft über den nackten Rücken. Kalyn liegt mit ihrem Kopf auf meiner Brust und hat sich dicht an mich gekuschelt. Das Gefühl ihres warmen Körpers auf mir erfüllt mich mit einer tiefen Zufriedenheit und ich versuche jede Sekunde davon auszukosten.

"Albus hat mich letztens gefragt, ob ich Poppys Stelle übernehmen will, weil sie in den Ruhestand geht. Was hältst du davon, Severus? Soll ich es tun?"

Kalyns Frage lässt mich mitten in meiner Bewegung stoppen und ich stelle mir für einen Moment vor wie es wäre, mit ihr auf Hogwarts alt zu werden. Vielleicht hätten wir irgendwann sogar Kinder, die dann hier zur Schule gehen würden. Ein Gedanke, bei dem mir ganz warm ums Herz wird.

"Severus?"

Kalyn hebt ihren Kopf von meiner Brust und schaut mich mit ihren wunderschönen grünen Augen an. Bevor ich in ihnen versinke reiße ich meinen Blick los und starre an die Decke über uns.

Meine Gedanken wandern jetzt wieder zu jenem Tag in Spinners End, als mich Narzissa Malfoy den Unbrechbaren Schwur hat schwören lassen.

An jenem regnerischen Nachmittag wurde mein Schicksal besiegelt und es gibt kein zurück mehr: Ich werde Albus Dumbledore das Leben nehmen müssen. Und was danach passiert, kann ich nur erahnen. Ich befürchte, dass Hogwarts ohne Albus' Schutz in die Arme der Todesser fallen wird. Und dann wird nichts mehr so sein, wie es einmal war.

"Ich glaube, das wäre keine gute Idee, Kalyn."

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie sich jetzt im Bett aufrichtet. Durch die ruckartige Bewegung rutscht ihr die Decke etwas runter und gibt ihren Oberkörper frei.

"Warum nicht?", will sie von mir wissen und ich höre deutlich den verwirrten Unterton in ihrer Stimme.

Ich werfe ihr einen kurzen Seitenblick zu und versuche mit meiner ganzen Willenskraft ihren wohl geformten Körper zu ignorieren, den ich erst vor wenigen Minuten mit unzähligen Küssen bedeckt hatte.

"Ganz einfach. Wenn du hier bleibst, wird Rowle irgendwann auch davon erfahren."

Kalyn schaut mich schweigend an und ich vermute, dass ihr dieser Gedanke noch gar nicht gekommen war.

"Hast du etwa vergessen, dass dich dein Schwager am liebsten tot sehen würde?"

"Nein, natürlich nicht."

Kalyn wirkt jetzt nicht mehr verwirrt, sondern enttäuscht. Langsam zieht sie die heruntergerutschte Bettdecke wieder hoch und bedeckt damit ihre Blöße.

"Rowle hat schon einmal Mittel und Wege gefunden, um dir das Leben schwer zu machen. Und mit Sicherheit würde er nichts unversucht lassen, dich hier zu töten.", fahre ich fort und schaue sie wieder ernst an.

Kalyn starrt jetzt schweigend auf die Kommode gegenüber, auf der ihr Zauberstab liegt. Dann antwortet sie nach ein paar Augenblicken ohne den Blick davon zu nehmen:

"Mag sein. Aber das würde er versuchen, egal wohin ich gehe."

"Woanders müsste er dich aber erst einmal finden. Und das wäre für ihn nicht so einfach, wie wenn du auf Hogwarts wärst."

"Aber hier auf Hogwarts wäre ich doch viel sicherer. Albus ist doch hier und-"

"Albus wird dich nicht ewig beschützen können, Kalyn.", falle ich ihr in einem ungeduldigen Tonfall ins Wort.

Sie verstummt daraufhin kurz und starrt mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. In ihrem Blick lese ich Wut und Enttäuschung.

"Das klingt fast so, als ob du gar nicht willst, dass ich hier bleibe. Ich hatte eigentlich gedacht, du würdest dich freuen."