Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)

Kapitel 1

Es ist ein heißer Tag im Juli, als die lauten Schritte des alten Zauberers durch die Gänge Ilvermornys hallen. Sein langer weißer Bart wiegt sich sanft im warmen Wind, der durch die offenen Fenster bläst. Bei jeder Kurve, die er nimmt, bauschen sich seine nachtblauen Gewänder auf wie brechende Meereswellen.

Es ist nicht sein erster Besuch in der alterwürdigen Zaubererschule, die, versteckt vor den nicht-magischen Menschen, auf dem Mount Greylock im US-Bundesstaat Massachusetts liegt. Nein, seit dem letzten Jahr ist er hier ein regelmäßiger Gast und dennoch beeindruckt ihn die imposante Schönheit der Schule immer wieder von Neuem, obwohl sie seinem Schloss zu Hause so sehr ähnelt.

Doch heute ist alles anders. Seine Füße tragen ihn automatisch zu seinem Ziel, dem Büro der Schulleiterin, während er tief versunken in Gedanken ist und alles um sich herum vergisst.

Eine weitere Nachricht hatte ihn nur Stunden vorher erreicht. Eine Nachricht, die vielmehr ein scheues, angsterfülltes Flüstern gewesen war. Doch ihre Botschaft ist eindeutig: ER würde bald wieder zurückkehren.

Für den alten Zauberer ist dies allerdings keine Überraschung. Er hatte gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis ER wieder Angst und Schrecken verbreiten würde. So wie damals vor fast 16 Jahren, als ER die Eltern seines bekanntesten Schülers kaltblütig umgebracht hatte.

Viele glaubten, ER wäre damals besiegt worden. Doch der alte Zauberer wusste es besser als diese leichtgläubigen Narren.

Der Anblick des Porträts eines alten Indianers lässt ihn innehalten, denn er weiß, dass er nun am Ziel seiner Reise angekommen war. Er murmelt freundlich das Passwort, das ihm vor einigen Tagen in einem Brief mitgeteilt wurde und betritt gemächlich das Büro.

"Albus, wie schön, dich wiederzusehen.", begrüßt ihn die warme Stimme seiner alten Freundin.

Die Hexe erhebt sich von ihrem Platz und geht um ihren Schreibtisch herum, um ihn in die Arme zu nehmen. Sofort bemerkt der alte Zauberer ihre sorgenvolle Miene.

"Wie geht es dir, Maggie?", fragt der Langbärtige lächelnd, nachdem er sich von ihrer Umarmung wieder gelöst hatte.

Über das Gesicht von Professor Margaret "Maggie" Smith huscht kurz ein Schatten, doch die alternde Hexe überspielt es mit einem schiefen Lächeln und bietet ihm einen Platz vor ihrem Schreibtisch an.

"Danke, dass du meiner Einladung gefolgt bist, Albus.", beginnt sie vorsichtig und setzt sich ihm gegenüber. Sie bietet ihm ein Glas von der frisch zubereiteten Zitronenlimonade an, die er so sehr liebt und er nimmt es dankbar entgegen. Während er den ersten Schluck nimmt, hört er draußen die Vögel aufgeregt zwitschern und für einen Moment hat er das Gefühl, dass Nichts diesen traumhaften Sommertag trüben könnte.

"Es fällt mir nicht leicht dir das zu sagen, Albus, aber...", setzt Professor Smith an und hält kurz inne, um nach den richtigen Worten zu suchen. Das, was sie als Nächstes sagen will, fällt ihr offenkundig schwer.

Der alte Zauberer nimmt einen weiteren Schluck von dem süßen Getränk, das eine Wohltat für seine ausgetrocknete Kehle ist und stellt es auf dem Tisch vor ihm ab. Abwartend schaut er seine alte Freundin durch seine halbmondförmigen Brille an, während ihm immer mehr ein ungutes Gefühl beschleicht.

"Ich werde bald sterben, Albus. Sehr bald sogar.", verkündet sie und für einen Moment breitet sich Stille in den alten Schlossgemäuern aus. Das Gedanken-Karussels des alte Zauberers kommt abrupt zum Stehen. Langsam schließt er seine blauen Augen, während die Bedeutung der Worte seiner Freundin in ihm einsickert.