Kapitel 27

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist gerade die Sonne über Hogwarts aufgegangen. Oder besser gesagt, es wird langsam heller draußen. Heute ist nämlich ein richtiger Novembertag. Und die ganze Welt da draußen sieht ungemütlich grau und verregnet aus.

Eingemummelt in meinem warmen Bett bleibe ich noch für einen Moment liegen und beobachte die Krähen, die im Himmel ihre Kreise ziehen. Prompt wandert meine Hand zu meiner Kette, auf der auch eine Krähe abgebildet ist.

Meine Gedanken wandern nun wieder zu dem Autounfall, bei dem mir die Kette das Leben gerettet hatte. Irgendjemand hatte versucht mich umzubringen. Nun kommt mir wieder der Drohbrief in den Sinn, der vor einigen Tagen vor meiner Tür lag.

Ich richte mich kurzentschlossen auf und ziehe mir fröstelnd die Decke über die Schultern. Dann stehe ich auf und gehe zu dem Stuhl in der Ecke meines Zimmer. Dort liegen noch die Sachen, die ich gestern anhatte.

Ich fange an alle Taschen zu durchsuchen, aber ich kann den Brief einfach nicht finden. Ratlos setze ich mich wieder zurück auf mein Bett und überlege.

Habe ich ihn irgendwo verloren? Und, was noch viel schlimmer wäre, hat ihn jemand gefunden?

Panik erfüllt mich bei diesen Gedanken und plötzlich bin ich hellwach. Ich vermute, dass ich ihn gestern verloren hatte, als ich mit Severus in der Kammer war.

Ich muss den Brief schnellstmöglich wiederfinden.

Schnell springe ich unter die Dusche und mache mich für den Tag fertig. Dann verlasse ich mein Quartier und laufe in Richtung der Kammer. Als ich sie aufmache, sehe ich nur ein paar Pergamentrollen sowie Scherzartikel, Bälle und Karten auf dem Boden liegen. Von dem Brief fehlt weiter jede Spur.

Wo kann er nur sein?

Nachdenklich laufe ich zur Großen Halle und bemerke die tuschelnden Schüler auf dem Gang nur am Rande. Doch als ich die Halle betrete, sind plötzlich alle Blicke auf mich gerichtet.

Was glotzen die denn alle so?

Irritiert schaue ich an mir herunter. Vielleicht habe ich mich ja heute früh in der Eile bei meiner Kleiderwahl etwas vergriffen. Erleichtert stelle ich nach wenigen Sekunden fest, dass dem nicht so ist und setze meinen Weg zur Lehrertafel fort.

Doch ich kann jetzt nicht mehr ausblenden, wie mich sowohl die Schüler als auch einige der Lehrer weiterhin fassungslos anstarren und miteinander tuscheln.

Ob es immer noch wegen dem Harry Potter-Artikel ist?

Ein ungutes Gefühl beschleicht mich und ich ahne, dass es einen anderen Grund gibt, warum ich auf einmal so im Mittelpunkt stehe.

Als ich mich nun der langen Lehrer-Tafel nähere, sehe ich immer schärfer die Titelseite des Tagespropheten, den Madam Pince gerade in den Händen hält. Wie vom Donner gerührt bleibe ich stehen.

Mörderin zu Gast auf Hogwarts: Professor Kalyn Crawley von Ilvermorny hat das Leben ihres Schülers auf dem Gewissen. Wie groß ist die Gefahr, die von ihr ausgeht?

Alles um mich herum fängt an sich zu drehen und mir wird speiübel. Mein Herz rast nun wie ein D-Zug in meiner Brust, genau wie meine Gedanken. Mein dunkelstes Geheimnis steht nun auf der Titelseite des Tagespropheten und alle wissen davon.

Ob es Severus schon weiß?

Meine Augen fliegen über die Personen, die an der Lehrertafel sitzen und mich anstarren. Es sind noch nicht alle da. Nur Madame Pince, Hagrid, die riesige Schulleiterin der Beauxbatons und Flitwick sind anwesend. Albus' Platz ist dagegen leer, genau wie der von Severus.

Das allgemeine Gemurmel in der Halle schwellt jetzt deutlich an und einige der Slytherins, die ich damals wegen Harry Potter zurechtgewiesen hatte, fangen an, mir Beleidigungen an den Kopf zu werfen.

Ich stehe immer noch wie zu einer Salzsäule erstarrt da und weiß nicht, was ich tun soll. Soll ich mich etwa an die Tafel setzen und so tun, als ob nix wäre?

"Dumbledore hat wirklich seinen Verstand verloren, wenn er eine bekannte Mörderin in unsere Nähe lässt. Wartet nur ab, bis mein Vater davon erfährt. Dann steckt Dumbledore richtig in Schwierigkeiten.", höre ich eine Stimme links neben mir.

Ich drehe mich um und sehe zu einem Tisch der Slytherins, an denen ein blonder Junge sitzt. Es ist Draco Malfoy, der Harry immer am meisten zusetzt.

Ich öffne meinen Mund, um etwas darauf zu erwidern. Aber aus meinem Mund kommen keine Worte. Malfoy und seine Freunde blicken mich jetzt mit einer Mischung aus Verachtung und Schadenfreude an.

Plötzlich wird mir schwindelig und ich muss mich kurz an einer Tischkante festhalten. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie Hagrid aufspringt und meinen Namen ruft. Er sieht besorgt aus.

Links von mir gibt der junge Malfoy wieder eine gehässige Bemerkung über mich ab, aber seine Stimme klingt für mich wie in Watte eingepackt.

Ich muss hier raus. Schnell.

Taumelnd versuche ich meine Füße in Richtung Ausgang zu bewegen. Doch es fällt mir so schwer, als ob ich mich durch Treibsand bewegen will. Aber irgendwie schaffe ich es trotzdem und stolpere hinaus. Tränen laufen mir über die Wangen und ich habe das Gefühl gleich erbrechen zu müssen.

Atme, Kalyn, Atme.

Ich versuche mich jetzt nur noch auf meine Atmung zu konzentrieren, bis die Übelkeit wieder verschwindet. Es dauert ein paar Minuten, doch schließlich schaffe ich es wieder mit einigermaßen zu beruhigen.

Albus. Ich muss unbedingt zu Albus.

Ohne zu zögern renne ich los. 

***** 

 Na, wie hat dir das Kapitel gefallen? Was glaubst du, wie es weitergeht? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!Wenn dir die Story gefällt, dann freue ich mich sehr über einen Like oder Stern von dir. :-) 

 Viele Grüße 

 Deine Charlotte

Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)Where stories live. Discover now