Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)

Kapitel 8

*Trigger-Warnung: Die nachfolgenden Szenen könnten manche von euch triggern, die mit Suizidgedanken zu kämpfen haben.*

Den Rest des Tages beschließe ich mich auszuruhen. Dumbledore hatte mir geraten, mich so viel wie möglich zu entspannen. Das könnte meinem Geist auch dabei helfen sich wieder zu erinnern.

Ich habe die letzten Stunden daher in meinem Bett verbracht und versucht ein Nickerchen zu machen. Aber ich habe es einfach nicht geschafft meinen Kopf auszuschalten. Meine Gedanken kreisen immer noch um meine unvollständige Erinnerungen an den Unfall.

Es ist ein schöner Sommertag und die Sonne steht nicht mehr so hoch im Himmel, weil es schon später Nachmittag ist. Ich beschließe einen Ausflug zum See zu machen und ziehe mir unter mein Sommerkleid einen rot-weiß gepunkteten Bikini an. Dann packe ich noch Handtuch und ein Buch in meine Tasche und mache mich los.

Während ich den kleinen Pfad hinunter zum See laufe, muss ich an das eine Semester denken, in dem ich fernöstliche Medizin belegt hatte. Ein Kommilitone hatte mir damals gezeigt, wie er mit Hilfe von Yoga und Meditation entspannt, um gut durch die Prüfungszeit zu kommen. Vielleicht sollte ich den Versuch wagen, das noch einmal auszuprobieren.

Ich schaue ich nach oben zum Himmel und bemerke, dass kaum eine Wolke zu sehen ist. Unten angekommen bleibe ich kurz stehen und schaue auf den glitzernden See vor mir.

Was für ein herrlicher Tag.

Dann lege ich einen Zauber über mich, der mich vor Sonnenbrand schützt und breite mein Handtuch aus. Ich ziehe meine Sandalen aus und setze mich im Schneidersitz hin und schließe die Augen.

Mal sehen, ob ich das mit dem Meditieren hinbekomme.

Ich versuche mich auf meine Atmung zu konzentrieren, doch meine Gedanken wandern immer wieder zu Jamie und der Erinnerung, die ich vor einigen Stunden erneut erleben musste.

Ich schaffe es einfach nicht, die Gedanken an seinen Tod von mir abzustreifen und merke, wie die Trauer in mir wieder hochkommt. Tränen laufen mir plötzlich über das Gesicht und ich öffne meine Augen wieder.

Es war furchtbar das Ganze noch einmal miterleben zu müssen. Seine letzten Sekunden auf dieser Welt. Und der Ausdruck von Liebe in seinen Augen, kurz bevor der Wagen sich überschlägt.

Die Wahrheit ist, dass ich ihn nie so geliebt hatte, wie er mich geliebt hatte. Und ich hatte deshalb immer ein schlechtes Gewissen. Sicher, er war mir sehr wichtig und er war auch ein Teil meines Lebens. Aber diese starke Liebe, die man in Filmen sieht, die habe ich für ihn nie empfunden. Ehrlich gesagt habe ich das noch nie für jemanden empfunden.

Das heißt aber nicht, dass ich nicht um ihn trauere und mir nicht wünschen würde, dass er wieder am Leben sei.

Ob Jamie Schmerzen hatte? Oder ging es so schnell, dass nichts davon mitbekommen hatte?

Ich wische mir resigniert mit dem Handrücken über das Gesicht und warte bis mein Schluchzen versiegt. Vielleicht hilft mir ja ein Bad im See mich abzukühlen und wieder auf andere Gedanken zu kommen.

Langsam stehe ich auf und streife mir das Kleid über den Körper. Dann lege ich meine Halskette ab, laufe ich in Richtung See und halte zuerst meine Füße rein. Das Wasser ist angenehm kühl, aber nicht zu kalt. Ich gehe weiter hinein, bis mir das Wasser bis zum Hals steht.

Dann drehe ich mich auf den Rücken und lasse mich treiben. Der See ist ganz ruhig und alles um mich herum ist so friedlich, dass ich wieder meine Augen schließe.