Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)

Kapitel 96

Lektion 1

"Nun, Sie hatten ja schon festgestellt, dass sehr starke Gefühle - wie Wut oder Enttäuschung - Ihre Feuerkraft auslösen können.", beginnt Albus Dumbledore und schwenkt seinen Zauberstab in der Luft.

Mehrere, unterschiedlich große Kugeln erscheinen nun, die wie kleine Planeten um ihn herum schweben.

"Emotionen sind bei jedem von uns unterschiedlich stark ausgeprägt - abhängig davon, wie wir aufgewachsen sind und was wir in unserem Leben schon alles erlebt haben."

Er tippt auf eine Kugel und es erscheint ein Schriftzug.

"Hoffnungsvoll.", lese ich laut vor und ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Trotz seiner fatalen Situation hat er noch nicht aufgegeben.

Dann macht er noch einen Schwenker mit seinem Zauberstab und die Kugeln fliegen zu mir.

"Nehmen Sie bitte Ihren Zauberstab und berühren Sie sie.", weist er mich an und ich tue, was er verlangt.

Auf den drei Kugeln, die direkt vor mir schweben, erscheinen nun folgende Worte:

Einsam.

Wütend.

Schuldig.

"Und? Was fühlen Sie, Kalyn?", fragt er mich neugierig und ich lese die drei Worte laut vor.

"Sie müssen sich darüber im Klaren werden, was Sie fühlen und warum. Erst dann können Sie lernen, mit Ihren Gefühlen richtig umzugehen.", erklärt er mir und lässt die Kugeln mit einem weiteren Schlenker verschwinden.

"Ich weiß aber nicht immer genau, warum ich mich so fühle wie ich mich fühle.", entgegne ich skeptisch.

"Das mag Ihr erster Eindruck sein. Aber ich kann Ihnen versichern, Kalyn, dass Sie nicht grundlos fühlen. Wir müssen nur ganz genau hinschauen, was dahinter steckt. Auch, wenn es vielleicht nicht immer leicht ist."

Dumbledore bedeutet mir nun ihm zu folgen und wir beginnen entlang der Uferlinie spazieren zu gehen.

"Fangen wir also an: Ihr erstes Gefühl war "einsam". Warum fühlen Sie sich einsam, Kalyn? Abgesehen davon, dass Severus im Moment nicht da ist."

Ich seufze und verschränke die Arme vor der Brust.

"Ich schätze, weil ich keine Familie mehr habe."

"Aber Sie haben doch Freunde, nicht wahr?!"

"Schon ... ja."

"Und dennoch fühlen Sie sich einsam?"

"Mein Freund Steven ist quasi am anderen Ende der Welt und Tonks und Sirius... ich glaube, ich habe in den letzten Wochen ganz schön ihre Geduld strapaziert.", erkläre ich und stoße mit der Fußspitze gegen einen kleinen Stein, der in das Wasser plumpst.

Albus bleibt stehen und schaut mich an. Seine Augen schauen mich so mitfühlend an, dass ich ihn am liebsten noch einmal umarmen möchte.

"Sie sind nur wirklich einsam, wenn Sie sich vor anderen verschließen, Kalyn. Haben Sie sich denn in letzter Zeit zurückgezogen? Vielleicht sogar jemanden von sich weggestoßen?"

"Ja und ja.", antworte ich wahrheitsgemäß und wir setzen unseren Weg gemeinsam fort.

"Und wieso haben Sie das getan?"

Ich verstumme kurz, denn das, was mir als Antwort durch den Kopf geht, lässt meine Kehle ganz trocken werden.

"Ich ... hatte das Gefühl, dass ich es nicht wert bin, geliebt zu werden. Und, dass die anderen ohne mich besser dran wären."