Kapitel 117

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Ungläubig reiße ich meinen Kopf hoch und schaue den Drachen an.

Sein Blick ist immer noch auf mich gehaftet. Jedoch hat sich der Ausdruck seiner Augen nun geändert. Sie fixieren mich nicht mehr wie eine Beute. Stattdessen scheint er fast schon ... interessiert zu sein.

Erleichtert stecke ich meinen Zauberstab wieder weg und beobachte, wie Beithir einen Schritt zurücktritt.

Was willst du hier, Hexe?

Du kannst mich wirklich hören!

Natürlich kann ich das. Du sprichst ja meine Sprache. Also, was willst du hier?

Ich suche eine Kette. Morrigans Kette um genau zu sein.

Beithir reißt ungläubig seine grünen Augen auf und schnaubt. Dunkle Rauchwolken schießen aus seinen riesigen Nüstern. Sofort spüre ich ein Kribbeln im Hals und muss husten.

Die Kette Cathubodua ist sehr mächtig und nur Morrigans Erben vorbehalten.

Ich bin eine Nachfolgerin von Morrigan.

Der Drache wendet nun seinen Kopf ab und schaut in die Richtung, aus der er gekommen ist. Dann blickt er wieder zu mir. Seine grünen Augen beäugen mich misstrauisch.

Ist das so?

Ja.

Ich spüre weiter seinen kritischen Blick auf mir und er verstummt für einen Moment. Dann dreht er sich wieder um und schaut zur dunklen Seite des Raumes. Mir fällt dabei auf, dass er nervös mit seiner Schwanzspitze zuckt.

Nun, vielleicht sagst du ja die Wahrheit, Hexe Kalyn. Sonst hätte dich der Berg wohl nicht hinein gelassen.

Beithir beendet seinen Satz und dreht sich wieder zu mir um. Das Zucken in seinem Schwanz hört unvermittelt auf, als er mir wieder in die Augen schaut.

Trotzdem kann ich dir die Kette nicht einfach so geben.

Wie bitte?!

Entgeistert erwidere ich Beithirs Blick. Jetzt bin ich schon soweit gekommen, dass ich bestimmt nicht mit leeren Händen wieder hier rausgehe. Falls ich überhaupt einen Weg aus diesem Berg finden sollte.

Warum nicht, Beithir? Schließlich bin ich Morrigans Erbin. Und ich brauche sie dringend.

Wieder schnaubt der Drache und schlägt mit seinem langen Schwanz aus. Dabei trifft er einen Pfeiler und ein Brocken, so groß wie ein Menschenkopf, bröckelt heraus und fällt krachend zu Boden. Erschrocken zucke ich zusammen.

Ich darf die Kette nur an eine würdige Nachfolgerin Morrigans weitergeben.

Bin ich nicht automatisch würdig, weil ich Morrigans Nachfolgerin bin? Vor allem, wenn es außer mir niemanden mehr aus ihrer Linie gibt?

Wieder reißt der Drache seine Augen auf und starrt mich misstrauisch an.

Du willst Morrigans letzte Nachfolgerin sein, Hexe?

Ja. Mit mir endet die Linie der Sayre, die auf Morrigan zurückgeht.

Beithir schnaubt erneut und ich weiche der übelriechenden Rauchwolke, die aus seinen riesigen Nasenlöchern schießt, mit einem Satz nach links aus.

Mag sein, dass du die Letzte Erbin bist. Aber das bist du auch würdig?

Was spielt denn das für eine Rolle?

Als die große Morrigan die drei Ketten erschaffen hatte, hatte sie sie mit einem Schwur belegt. Dadurch entfalten sie ihren Zauber nur bei denjenigen, der ihrer Macht würdig sind.

Erinnere dich, Kalyn (Severus Snape & OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt