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Alex Sicht:
Samu und ich verbrachten den Tag gemütlich auf der Couch mit kuscheln. "Schatz?" fragte er plötzlich und sah mich an. "Ja?" "Hast du echt was dagegen, wenn ich mir ein neues Motorrad kaufe?" "Nein, natürlich nicht. Wenn du das unbedingt möchtest werde ich damit schon klar kommen, bin ich ja vorher auch, aber ich hab trotzdem ein schlechtes Gefühl dabei. Gerade nach dem Unfall jetzt. Du hast ja gesehen, es muss nicht deine eigene Schuld sein, dass was passiert." "Mhm... Ja ungefährlich ist es nicht, da hast du schon Recht, aber es macht einfach Spaß." "Das glaub ich dir auch und wie gesagt, wenn du wieder fahren willst, werde ich dir nicht im Weg stehen." "Danke, das weiß ich zu schätzen, aber ich lass mir das lieber nochmal durch den Kopf gehen... In meinem Traum hat Mia ein Elternteil verloren, wenn auch nicht für immer, aber ich will trotzdem nicht, dass das Realität wird. Zumindest solange wir es einigermaßen beeinflussen können." "Ja, find ich gut."
Am Abend holten wir Mia ab und aßen dann gemeinsam. "Es ist toll, dass du wieder hier bist Papa!" "Ja, find ich auch Süße." "Fährst du mich morgen bitte in die Schule?" "Ja klar." Mia freute sich, doch ich sah ihn zweifelnd an. "Bist du sicher?" "Warum denn nicht?" "Ich dachte vielleicht, du willst dich lieber noch ein bisschen schonen. Du gehst ja auch noch zur Physio, nicht, dass dir das zu viel auf einmal wird." Er winkte ab. "Ach Quatsch. Der Termin für die Therapie ist erst um 13 Uhr, also kann ich, nachdem ich sie weggebracht hab, im Notfall noch etwas schlafen." "Na gut, das stimmt." "Ich pass auf, keine Sorge." "Er macht das schon Mama, du wirst sehen." "Ja gut, dann vertrau ich euch mal." Wenig später räumten wir ab und Samu brachte Mia später ins Bett. Der restliche Abend verging und wir gingen ebenfalls ins Bett.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die Bettseite neben mir leer. Aufgrund der Uhrzeit nahm ich an, dass mein Mann bereits wach war und das Frühstück vorbereitete, also streckte ich mich und stand ebenfalls auf. Noch auf der Treppe nahm ich den Geruch von Kaffee wahr und ging lächelnd in die Küche, doch was mich dort erwartete, war alles andere als gut. Die Kaffeemaschine lief zwar, und Samu stand auch daneben, aber da, wo eigentlich eine Tasse stehen sollte, stand gar nichts. "Oh guten Morgen mein Engel. Hast du gut geschlafen?" Lächelnd kam er auf mich zu und küsste mich. "Morgen... Samu was ist los?" "Was soll denn los sein? Ich hab Frühstück gemacht und warte jetzt auf den Kaffee." "Ja, das mein ich doch. Warum lässt du den denn einfach durchlaufen?" Verständnislos schaute er zur Kaffeemaschine und dann schien er zu begreifen. "Fuck, ich hab vergessen, die Tasse dahin zu stellen...!" "Ja genau." Ich wartete darauf, dass er eine Tasse aus dem Schrank nahm, aber nichts passierte. Stattdessen stand er planlos herum und sah mich ziemlich verloren an. Kopfschüttelnd ging ich selbst zum Schrank und stellte eine Tasse unter den Kaffeestrahl. "So, dann funktioniert das auch." meinte ich. "Mhm... Sorry, ich wusste das, aber irgendwie..." In dem Moment kam unsere Tochter in die Küche. "Morgen!" rief sie lächelnd und setzte sich an den gedeckten Tisch. Das hatte mein Mann wohl fehlerfrei geschafft. "Morgen Maus. Hast du gut geschlafen?" "Ja und du Mama?" "Ich auch." "Toll, und was ist mit dir?" Sie sah zu Samu. "Ähm, ja ich auch... Komm ich mach eben die Sauerei da weg." "Nein, alles gut. Setz dich ruhig, ich mach schon." "Sicher?" "Ja, ich mach dir dann auch noch deinen Kaffee, in dem hier ist nicht viel drin." "Ok, danke..." Er setzte sich und die beiden fingen an zu frühstücken, während ich die Kaffeepfütze wegwischte und meinem Mann dann eine volle Tasse Kaffee hinstellte, danach setzte ich mich zu ihnen und aß ebenfalls. Nach dem Frühstück lief Mia nach oben und machte sich fertig. "Soll ich sie nicht lieber zur Schule fahren?" "Glaubst du etwa, ich bin zu blöd oder was?" "Nein selbstverständlich nicht. Das hab ich auch nie gesagt, aber es ist ja schon seltsam, dass du es nicht auf die Reihe kriegst, die blöde Tasse dahinzustellen." "Hack noch drauf rum... Ich wusste, dass die dahin musste." "Ja, du hast es auch gesagt, aber warum machst du es dann nicht?" "Weil ich es nicht kann...!" Verwirrt sah ich ihn an. "Wie? Du hast doch auch das Besteck und die Teller raus geholt." "Ja ich weiß. Und ich weiß auch, dass ich die Schranktür aufmachen, die scheiß Tasse da raus holen und sie dahinstellen muss, aber ich konnte es nicht. Keine Ahnung warum..." "Ok... Kann es vielleicht sein, dass das wegen dem Koma ist? Die Ärztin hat doch gesagt, dass eventuell noch Folgeschäden auftreten könnten." "Aber warum kann ich dann den Tisch decken? Wäre es nicht sinnvoller, dass ich dann gar nichts mehr davon kann?" "Ich weiß es nicht, ich bin kein Arzt, aber vielleicht solltest du heute nach der Physio mal mit ihr reden." "Ja, ist wahrscheinlich besser." "Das denke ich auch. Wenn du möchtest, kann ich mitkommen, ich hab noch frei." "Dann mach das bitte." "Gut. Und ich halte dich nicht für dumm oder so, ok? Es war nur eine seltsame Situation eben." erklärte ich und nahm seine Hand. Er nickte. "Ich fahr Mia dann in die Schule. Oder wäre es dir lieber, wenn du das machst?" "Wenn du denkst, dass das geht, kannst du das ruhig machen, dann freut sie sich." Ich lächelte. "Ok, dann bis gleich. Ich liebe dich." "Ich dich auch." Ich küsste ihn und er ging in den Flur, um sich Schuhe anzuziehen. "Ach ja, weißt du was Schatz?" "Ne was denn?" rief er aus dem Flur. "Diese Unterhaltung wäre vor einigen Wochen noch im Streit geendet. Schön, dass das dieses Mal nicht so ist." "Stimmt, finde ich auch." Mia kam kurz darauf runter und verabschiedete sich von mir, bevor sie ebenfalls ihre Schuhe anzog, dann verließen die zwei das Haus.

Disappeared? Where stories live. Discover now