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Samus Sicht:
Meine Gefühle und Gedanken fuhren Achterbahn, während ich ins Uniklinikum fuhr. Eins ist klar, wenn diese Ärztin mich angelogen hat kann sie was erleben, aber was mach ich, wenn sie die Wahrheit sagt und Alex wirklich noch am leben ist? Isa hatte nicht ganz Unrecht mit ihren Fragen. Es hatte ewig gedauert, bis Mia aufhörte nach ihrer Mutter zu fragen und ich war froh, dass dieses Thema keine Heulattacken mehr bei ihr auslöste. Stattdessen hatte sie in meiner Frau eine Mama gefunden und Isa meisterte diese Aufgabe mit Bravour, aber was würde passieren, wenn Alex doch lebt? Das würde meine kleine Tochter total aus der Bahn werfen, da war ich mir sicher und was war mit mir? Vier endlose Jahre habe ich darauf gewartet, meine große Liebe endlich wieder in die Arme schließen zu können, dann hab ich Isa kennengelernt und diese Frau hat dafür gesorgt, dass ich wieder Lachen konnte und glücklich war, nur wie wird das sein, wenn ich Alex gleich gegenüber stehe? Ich liebe Isa sehr, sonst hätte ich sie schließlich nicht geheiratet, aber wie ich bereits zu ihr sagte, Alex hat für immer einen Platz in meinem Herzen...
Am Ziel angekommen parkte ich meinen Wagen und ging über das riesengroße Gelände zur Notaufnahme. Da ich, zum Glück, noch nie hier war, hatte es etwas gedauert, bis ich den Weg gefunden hatte, aber als ich endlich im Gebäude war lief ich sofort zum Empfang. "Hallo, was kann ich für Sie tun?" fragte der Herr hinter dem Tresen. "Hallo, ich bin Samu Haber, Dr. Peltonen hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass meine... Frau hier ist..." "Wie heißt Ihre Frau denn?" "Alexandra Haber..." "Ok, einen Moment bitte." Er schaute im PC nach, bevor er sich wieder an mich wandte: "Tut mir Leid Herr Haber, aber im System steht nichts von einer Frau Alexandra Haber." Erschüttert sah ich ihn an. Wieder eine Sackgasse... Eigentlich sollte ich beruhigt sein, denn das bedeutete, dass unser Familienleben ganz normal weiterlaufen kann, aber ich war nicht beruhigt. Ein Teil von mir hatte irgendwie gehofft, dass die Ungewissheit endlich ein Ende hat, aber das war offensichtlich nicht der Fall... "Sind Sie ganz sicher?" fragte ich, doch als er dies bestätigte starb in mir auch der letzte Funken Hoffnung. Ich nickte leicht und entgegnete: "Dann möchte ich bitte sofort mit Dr. Peltonen sprechen." "Natürlich. Ich sag ihr Bescheid." "Danke..." Während ich wartete, versuchte ich meine Wut zu zügeln, aber das gelang mir nur mäßig. Wieso machte man sowas? Vor allem warum erst sechs Jahre später? Auf einmal hörte ich Schritte, die in meine Richtung kamen. Ich hob den Kopf und sah eine junge Frau, die auf mich zu lief. "Hallo Herr Haber, ich bin Dr. Peltonen, wir haben telefoniert. Danke, dass Sie gekommen sind." Sie reichte mir die Hand, aber ich ging nicht darauf ein. "Ich habe Ihnen mehr als einmal gesagt, dass ich rechtliche Schritte gegen Sie einleiten werde, wenn Sie mich anlügen." sagte ich stattdessen und sah sie kalt an. "Ja, aber ich versichere Ihnen, dass Ihre Frau hier ist." "Ach ja? Warum findet Ihr Kollege sie dann nicht im System? Ehrlich, haben Sie als Ärztin wirklich so wenig zu tun, dass Sie erst mit der Hoffnung anderer Menschen spielen müssen um keine Langeweile zu haben?" Sie schaute mich einen Moment lang an, bevor sie erklärte: "Herr Haber, ich verstehe Ihre Reaktion. Ich bin mit Sicherheit nicht die einzige, die behauptet hat, Ihre Frau gesehen zu haben, aber ich sage die Wahrheit. Sie ist nur nicht im System, weil mein Kollege nach einer Alexandra Haber gesucht hat." "Ja, so heißt sie ja auch...!" meinte ich und verlor langsam die Geduld. Warum bin ich überhaupt hergekommen? Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass das nicht stimmen kann. "Natürlich, aber sie wurde unter einem anderen Namen aufgenommen, weil zunächst keiner wusste, wer sie ist und da sie auch keine Papiere dabei hat, steht sie unter dem Namen Maija Meikäläinen im System." "Wenn Sie eine Unbekannte ist, woher wollen Sie wissen, ob es sich um Alex handelt?" "Ich bin ihre Ärztin und hab sie behandelt. Die ganze Zeit kam sie mir bekannt vor und nach der Behandlung hab ich die Polizei angerufen und bin so irgendwann auf die Vermisstenanzeige gestoßen." "Alex wurde vor drei Jahren für tot erklärt... Es gibt keine Vermisstenanzeige mehr..." sagte ich und musste schlucken. "Doch gibt es. Nur nicht mehr für die Öffentlichkeit, sondern nur in der Datenbank der Polizei und für solche Fälle können wir dort anrufen." "Und Sie wollen sie als einzige Person hier erkannt haben? Tut mir Leid, aber das klingt unglaublich." "Ich weiß, aber kommen Sie bitte einmal mit zu ihr und sehen Sie sie sich an. Wenn Sie dann immer noch der Meinung sind, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe, ist das ok, dann werde ich Sie nicht mehr belästigen." Ich dachte einen Augenblick nach, bevor ich seufzend nickte. "Na gut... Aber wenn sie es nicht ist, werde ich sofort gehen und dann möchte ich nichts mehr von Ihnen hören." "Selbstverständlich, kommen Sie." Damit führte sie mich zu dieser unbekannten Patientin. Meine Nervosität stieg mit jedem Schritt, der uns ihrem Zimmer näher brachte. Wieder stellte ich mir die Frage, was passieren würde, wenn es sich wirklich um Alex handelt. Ich sollte mir darüber keine Gedanken machen, schließlich bin ich glücklich verheiratet und meine Exfrau sollte daran nichts ändern, aber ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, dass sie keine Auswirkungen auf Isas und meine Ehe haben wird. "So, hier ist es. Erschrecken Sie sich bitte nicht, sie ist wirklich schlimm zugerichtet." "Ok..." Sie klopfte, öffnete die Tür und betrat den Raum. Ich wartete davor und hörte wie die beiden miteinander sprachen. Die Stimme der Patientin war etwas kratzig und es schien sie sehr anzustrengen, aber trotzdem kam sie mir bekannt vor. In dem Moment, in dem mir bewusst wurde, dass es wirklich Alex Stimme war wurde mir vor lauter Aufregung schlecht. Als mich die Ärztin herein bat ging ich langsam in Alex Zimmer. Ich schaute aufs Bett und musste schlucken. Ihre Haare waren total stumpf und ungepflegt, nicht so glänzend wie früher, ihr Gesicht war blau und geschwollen. Dazu kamen noch die ganzen Kratzer und anderen Verletzungen an ihren Armen. Das alles machte es wirklich nicht einfach sie zu erkennen, aber der Blick in ihre Augen gab mir Gewissheit. "Oh mein Gott..." flüsterte ich und spürte wie mir die Tränen in die Augen traten. Nach all den Jahren liegt meine Alex wieder vor mir und lebt!

Wie gehts weiter was denkt ihr? Und wie gefällt euch das Kapitel? Schreibt's in die Kommentare und bis bald 🤗

Disappeared? Where stories live. Discover now