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"Alexandra ist also wieder da...?" fragte meine Mutter wenig später und schien immer noch völlig fassungslos zu sein. "Ja... Sie lebt noch." "Aber wie...? Ich meine sie war doch so lange verschwunden..." "Weil sie entführt und festgehalten wurde Mama." "Und von wem?" "Von ihrem Exfreund, mit dem sie zusammen war, bevor wir uns kennengelernt haben. Alle sagen, dass das falsch ist, aber irgendwie mache ich mir doch noch Vorwürfe deswegen..." "Du macht dir Vorwürfe? Warum denn Samu?" "Naja... Vielleicht hätte ich die Entführung ja verhindern können, oder wenn ich gewusst hätte, wie krank der Typ ist, hätte ich bei der Polizei ausgesagt..." "Ok, ja ein bisschen kann ich dich ja verstehen... Aber bist du wirklich der Meinung, dass du den hättest aufhalten können? Er hat es immerhin geschafft, Alexandra über Jahre hinweg festzuhalten, ohne das es jemand bemerkt hat. Und die lässt ja auch nicht alles mit sich machen." "Stimmt schon... Ach keine Ahnung... Ich weiß nur, dass ich dafür sorgen möchte, dass es ihr so schnell wie möglich besser geht." "Was hat sie denn überhaupt? Und was ist passiert?" "Oh, das ist ne lange Geschichte... Er hat ihr verdammt wehgetan, körperlich und seelisch... Sie hat eine retrograde Amnesie, das heißt, sie erinnert sich nicht mehr an alles vor der Entführung, aber einige Sachen sind schon wieder an die Oberfläche gekommen." "Das ist schön. Welche denn zum Beispiel?" Ich musste lächeln und antwortete: "Teile von meinem Antrag damals und Mias Geburt." "Och wie süß. Das freut mich wirklich für sie. Und ist sie jetzt noch im Krankenhaus oder wie?" "J, sie wird aber morgen entlassen und kommt dann zu uns erstmal." "Ach so... Ist Isa denn damit einverstanden?" "Ja, keine Sorge. Ich hab sie gefragt." "Gefragt oder solange auf sie eingeredet, bis sie eingewilligt hat?" "Mama komm schon, es ging nicht anders. Wo soll sie denn sonst hin? Ich schick sie bestimmt nicht zu ihren idiotischen Eltern und ich bin der einzige, an den sie sich so richtig erinnern kann." "Ich verstehe ja, was du meinst, aber ich bin mir nicht sicher, ob das so gut für deine Ehe ist.. Überleg mal, Isa war die erste Frau nach dem schrecklichen Ereignis, die du an dich rangelassen hast und jetzt zieht deine Ex bei euch ein..." "Ja ich weiß und ich hab Isa an mich rangelassen, weil ich mich verliebt habe." "Das bestreite ich ja auch gar nicht, aber in dir muss doch das totale Gefühlschaos toben. Auf der einen Seite ist da deine Frau und auf der anderen Seite deine große Liebe." Ich sah sie an und wollte was sagen, allerdings fuhr sie fort: "Und jetzt versuch bloß nicht das zu leugnen. Du hättest für keine deiner Exfreundinnen Sunrise Avenue aufgegeben, das weißt du genauso gut wie ich. Du liebst Alex und daran hat sich nie etwas geändert." Ich blieb still und musste schlucken. Irgendwie hatte sie ja Recht... Für niemanden auf der Welt hätte ich freiwillig mit Musik aufgehört, ja ich hab kurz darauf wieder angefangen, aber ich bin kürzer getreten, das war unumstritten. "Wusste ich doch. Ich kenn doch meinen Sohn." entgegnete meine Mutter und schaute mich an. "Ja... Aber da wird nichts passieren. Ich weiß wo ich hingehöre... Außerdem hat Alex im Moment andere und vor allem wichtigere Probleme, um die sie sich kümmern muss." "Ich hoffe du weißt das auch noch, wenn ihr hier zu viert wohnt. Und wenn es dann so sein sollte, dass du dich zu Alex hingezogen fühlst: Sei ehrlich zu Isa ok? Was anderes hat sie nicht verdient." "Natürlich." "Und wenn was ist, ich hab immer ein offenes Ohr für dich, das weißt du." lächelte sie und legte die Hand an meine Wange. "Ja, danke Mama." erwiderte ich und zog sie in eine feste Umarmung, dann räumten wir weiter das Geschirr ein und gingen danach wieder zu den anderen. 
"Du Samu, wie geht es jetzt eigentlich mit Alexandra weiter hm? Sie ist doch wieder da, oder?" fragte Kari, mein Schwiegervater, irgendwann. "Ja, richtig. Sie wird morgen erstmal hier einziehen und im Gästezimmer schlafen, bis sie alles weitere geklärt hat und auf eigenen Beinen stehen kann." "Ach so ok. Und wo war sie über all die Jahre?" Ich schaute ihn an und antwortete: "Sie war nicht freiwillig weg, so viel kann ich sagen. Alles weitere können wir gern besprechen, wenn meine Tochter nicht anwesend ist." "Aber ich hab doch gesehen, wie verletzt sie teilweise noch war..." warf diese ein. "Ja, aber mehr musst du nicht wissen. Das erkläre ich dir ein andermal. Mama geht's gut und das ist das einzige was zählt." "Du meinst Alex... Mama war nie in Gefahr." "Ach ja.. Ja natürlich... Tut mir Leid. Das war Gewohnheit..." murmelte ich und trank einen Schluck von meinem Kaffee, den ich mir vorhin noch mitgenommen hatte, um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen. Trotzdem blieben mir die fragenden Blicke meiner Schwiegereltern nicht verborgen und ich konnte es ihnen ja nicht mal verübeln... Da kam noch was ganz großes auf uns zu, aber ob das gut oder schlecht war, konnte ich zum jetzigen Zeitpunkt beim besten Willen nicht sagen...

So, was meint ihr, wie wird die Situation sein, wenn Alex mit der Familie unter einem Dach wohnt und wie gefällt euch das Kapitel? Schreibt's in die Kommentare und bis bald! 🥰

Disappeared? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt