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Die Jahre vergingen und Alex war leider immer noch spurlos verschwunden. Ihre Eltern ließen sie sogar drei Jahre nach dem schrecklichen Vorfall für tot erklären. Zuerst wollte ich das gar nicht akzeptieren. Wie kamen die beiden bitte auf die Idee Mia und mir die letzten Hoffnungen auf ein Happy End zu nehmen? Ich war so wütend und enttäuscht deswegen, dass ich seitdem kein Wort mehr mit meinen ehemaligen Schwiegereltern gesprochen hatte, bis ich ihren Vater eines Tages zufällig beim einkaufen getroffen hatte. Wir hatten eigentlich immer ein gutes Verhältnis zueinander und so erklärte ich mich bereit, mich mit ihm auf einen Kaffee zu treffen. In dem Café erläuterte er mir dann, dass es für seine Frau und ihn alles andere als einfach war diese Todeserklärung zu erwirken. "Warum habt ihr es dann gemacht?" hatte ich ihn gefragt und musste schlucken. "Um besser damit abschließen zu können. Und du solltest das auch tun Samu. Eure Tochter verdient eine richtige Familie." Daraufhin konnte ich ihn nur fassungslos ansehen. Er konnte doch nicht von mir verlangen meine große Liebe zu ersetzen! Was ist denn, wenn Alex noch irgendwo da draußen ist? "Ich weiß was du denkst... Aber meinst du nicht, sie hätte sich schon längst gemeldet, wenn es ihr gut gehen würde?" "Vielleicht kann sie es ja auch nicht... Vielleicht macht sie gerade was furchtbares durch..." "Wenn das so wäre, hätte die Polizei sie gefunden, glaub mir. Wirklich, ich bewundere dich für deine Hartnäckigkeit, das weißt du, aber langsam ist es an der Zeit loszulassen. Komm schon, Mia braucht eine Mutter." "Mia braucht ihre Mutter!" rief ich entrüstet und stand auf. "Samu jetzt bleib doch..." "Nein! Wenn du deine Tochter so leicht aufgibst, dann ist das wohl so, aber verlange von mir nicht dasselbe!" Ich legte das Geld für den Kaffee auf den Tisch und verließ schnellen Schrittes das Café. Was glaubte der denn, was Alex für mich war? Ein netter Zeitvertreib, aus dem versehentlich ein Kind entstanden ist? So war es ganz und gar nicht! Ok, wir waren nicht lange zusammen als sie schwanger wurde und die Schwangerschaft war auch nicht gerade geplant, aber spätestens als mir bewusst wurde, dass sie unser Kind unter ihrem Herzen trug war mir klar, dass ich diese Frau bis zu meinem Lebensende an meiner Seite haben wollte! Bei unserer Hochzeit war Alex hochschwanger und ein paar Tage später wurde unsere Tochter geboren. Diese zwei Tage waren die schönsten in meinem Leben, das konnte ich nicht einfach so mit einer anderen Frau ersetzen. Vielleicht war mir das irgendwann möglich, aber noch nicht jetzt.

Nach einem weiteren Jahr fiel es mir deutlich leichter, Alex Verschwinden zu akzeptieren. Natürlich fehlte sie mir immer noch und sie wird immer meine große Liebe bleiben, aber ich glaube, dass ich langsam offen für etwas Neues war. Ein paar Wochen später hatte Sara, die Mutter von Mias bester Freundin, Geburtstag und uns beide zu ihrer Feier eingeladen. Mia und ihre beste Freundin Jenna spielten mit einigen anderen Kindern, während ich mit den Erwachsenen im Wohnzimmer war. Plötzlich klingelte es an der Tür. Jennas Vater stand auf und ging dorthin. Wenig später kam er in Begleitung einer hübschen Blondine zurück. Sie gratulierte Sara zum Geburtstag, dann begrüßte sie die anderen und kam schlussendlich zu mir. "Hey, ich bin Isa, die beste Freundin von Sara." meinte sie lächelnd und hielt mir ihre Hand hin. "Samu, freut mich." antwortete ich ebenfalls lächelnd und wir gaben uns die Hand. "Es freut mich ebenso." Als sich unsere Hände berührten, fühlte es sich an wie ein Stromschlag, der durch meinen Körper fuhr und ich wurde leicht nervös. Das letzte Mal hatte ich sowas bei Alexandra und irgendwie hatte ich dieses Gefühl vermisst. Isa ließ mich los und setzte sich an den Tisch genau in mein Blickfeld. Der Tag verging und irgendwann waren Isa, Mia und ich die einzigen, die noch da waren. Ich konnte nicht erklären warum, aber ihre Anwesenheit tat mir irgendwie gut. Die ganze Zeit hatten wir geredet und ich hatte dabei kein einziges Mal das Gefühl, dass ich sie langweilen würde oder dass sie mich als den erfolgreichen Musiker wahrnehmen würde.
"Ich glaube Mia und ich machen uns dann langsam mal auf den Heimweg." meinte ich irgendwann und trank mein Getränk aus. "Ihr wollt schon gehen? Schade." Ich sah Isa an und nickte leicht. "Ja, es ist ja schon was später und Mia muss gleich ins Bett." "Ach so, ja stimmt... War schön dich kennenzulernen Samu." "Das fand ich auch Isa." antwortete ich lächelnd und wollte aufstehen um Mia zu holen, aber dann schlug Sara vor: "Und was ist, wenn Mia heute bei uns schläft? Dann könntet ihr beide euch noch einen schönen Abend machen." "Sara hör auf. Ich weiß doch gar nicht, ob er das überhaupt will." Einen Moment lang dachte ich nach. War ich dafür wirklich bereit? Ich meine, wir mussten ja nicht direkt übereinander herfallen, also wieso eigentlich nicht? "Also, wenn du möchtest, warum nicht." sagte ich an sie gewandt. "Bist du sicher?" "Ja klar." meinte ich lächelnd. "Ok na gut." "Ok, dann sag ich Mia eben Bescheid und dann können wir los." "Gut." Ich ging zu den Kindern und wenig später verließen Isa und ich das Haus. "Samu, du musst mich nicht mit zu dir nach Hause nehmen wenn du nicht willst." sagte sie als wir auf dem Weg zum Auto waren. "Wie kommst du darauf, dass ich das nicht will?" "Naja, du klangst nicht gerade überzeugt, als Sara das vorgeschlagen hatte." Ich blieb stehen und sah sie an. "Das liegt aber nicht an dir Isa. Ich... Ich hab vor vier Jahren meine Frau verloren..." Erschrocken schaute sie mich an. "Oh nein... Was ist passiert?" "Ich bin von einem Termin nach Hause gekommen und während ich weg war ist jemand bei uns eingebrochen... Derjenige oder diejenigen sind wahrscheinlich von Alex überrascht worden und haben sie..." Ich musste schlucken und senkte den Kopf. "Sie ist also tot...?" fragte Isa vorsichtig. "Offiziell schon." "Was heißt das?" Ich hob den Kopf und erklärte: "Ihre Eltern haben sie letztes Jahr für tot erklären lassen, nachdem sie drei Jahre lang unauffindbar ist. Ich habe aber irgendwie immer noch die Hoffnung, dass sie lebt... Also, versteh mich nicht falsch, ich weiß, dass ich langsam damit abschließen muss und das Leben weitergeht und... naja, du bist seit langer Zeit die erste Frau, dessen Nähe mir irgendwie gut tut..." gab ich zu und sah sie etwas verlegen an. Isa lächelte leicht und sah mir in die Augen. "Das bedeutet mir sehr viel Samu, aber wir müssen den restlichen Abend trotzdem nicht zusammen verbringen wenn du noch nicht bereit bist." "Doch, ich bin bereit. Wir können uns ja einen gemütlichen Abend machen." "Das klingt gut." "Sehr schön, dann komm." Ich lächelte und wir gingen weiter zum Auto.

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und bis bald 😊

Disappeared? Where stories live. Discover now