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"Naja, also..." fing ich an und musste schlucken. Warum fiel es mir so schwer darauf zu antworten? Eigentlich war es doch ganz einfach... Ich führte seit mehreren Jahren eine glückliche Beziehung mit einer anderen Frau. Ich hatte Isa geheiratet, weil ich sie liebe und sie mich als einzige aus dem Loch holen konnte, in dem ich mich nach Alex Verschwinden befunden hatte. Richtig wäre also, wenn ich Alex sagen würde, dass ich vollkommen über sie hinweg bin, genau das hab ich auch mehrfach zu Isa gesagt, bevor wir geheiratet haben, und damals war ich völlig davon überzeugt, dass diese Worte der Wahrheit entsprachen, aber jetzt? Natürlich freute ich mich, dass meine Exfrau wieder da war, aber es machte alles so verdammt kompliziert... "Samu?" "Hm?" "Na sag schon." lächelte sie und sah mich an. "Ok, ähm... Ja ich hab dich sehr geliebt und als du verschwunden warst, dachte ich mein Leben wäre vorbei, aber dann habe ich Isa kennengelernt und mich verliebt. Du wirst für immer einen Platz in meinem Herzen haben und du bist mir unfassbar wichtig, immerhin hast du mir das wertvollste auf der ganzen Welt geschenkt, aber ich liebe dich nicht mehr. Zumindest nicht so, wie ich Isa liebe." "Ok... Es freut mich, dass du und Mia jemanden gefunden haben. Weiß sie eigentlich, dass sie eigentlich eine andere Mutter hat?" "Ja, ich hab ihr früher sehr viele Bilder von uns gezeigt und viel von dir erzählt, aber ich glaube ehrlich gesagt, dass sie sich nicht wirklich an dich erinnern kann... Sie weiß zwar, dass Isa nicht ihre leibliche Mutter ist, aber sie betrachtet sie als solche." "Das ist schön." Verwundert sah ich sie an. "Du bist nicht sauer?" "Wieso sollte ich sauer sein? Weil eine andere Frau die Erziehung meiner Tochter übernimmt? Nein, überhaupt nicht. Ganz und gar nicht, ich habe sechs Jahre ihres Lebens verpasst, sogar die sechs wichtigsten und kann mich gerade so an ihre Geburt erinnern... Ich hab doch gar keinen Anspruch auf die kleine Maus..." "Das stimmt doch nicht, natürlich hast du Anspruch. Ich möchte gerne, dass ihr euch kennenlernt." "Wirklich?" "Ja. Vorausgesetzt, die Ärztin gibt ihr Einverständnis dafür. Ich weiß schließlich nicht, wie sich das auf Mias Psyche auswirkt und ich möchte nicht, dass sie sich irgendwie wieder einigelt oder sowas..." "Das verstehe ich, wenn es für sie noch nicht sicher ist, warten wir vielleicht lieber." "Ja, wie gesagt, ich frag die Ärztin mal." "Mach das, aber weißt du was?" "Ne, was denn?" "Ich würde auch gerne Isa kennenlernen." "Ja?" "Ja... Oder denkst du, dass das keine gute Idee ist?" "Naja, ich bin ehrlich zu dir, ich glaube sie sieht dich als Konkurrenz... Obwohl das natürlich totaler Schwachsinn ist." Alex nickte leicht. "Aber sie weiß, dass du hier bist?" "Ja und sie meinte es ist ok, solange ich nicht den ganzen Tag bei dir bin." "Ok... Also wenn du meinst, dass das nicht so gut ist, dann muss ich sie auch nicht kennenlernen, aber ich dachte, es wäre interessant, die Frau zu kennen, die dich glücklich macht." "Weißt du was? Du bist Mias Mutter und auch, wenn sie sich nicht dran erinnern kann, hast du ein Recht darauf, deine Tochter regelmäßig zu sehen. Früher oder später werdet ihr euch also so oder so kennenlernen, dann können wir das auch jetzt arrangieren." "Ja, wenn das geht, wäre das schön. Aber denk bitte dran, ich will mich nirgendwo einnisten oder so. Ich weiß, dass unsere Beziehung nicht mehr aktuell ist." "Das weiß ich doch." "Ja du... Aber wenn Isa mich als Konkurrenz sieht..." "Isa weiß, dass ich sie liebe, mach dir da mal keine Gedanken." Alex öffnete den Mund, wahrscheinlich um wieder zu protestieren, doch dann klopfte es an der Tür. "Ja?" fragte sie und die Ärztin kam herein. "Hallo Frau Haber, ach und Ihr Exmann ist auch da. Hallo Herr Haber." "Hallo Dr. Peltonen." Wir gaben uns die Hand. "Wie geht es Ihnen Frau Haber?" "Ganz gut..." "Das freut mich. Haben Sie irgendwo Schmerzen oder noch irgendwas auf dem Herzen?" Alex schüttelte den Kopf. "Ok, Ihre letzten Werte waren auch wieder auf einem guten Weg, wenn alles so bleibt, können Sie Montag hier raus." erklärte sie lächelnd. "Echt?" "Ja. Ihre übrigen Verletzungen sind oberflächlich, dafür müssen Sie nicht hier bleiben und falls Sie sich für eine Psychotherapie entscheiden, was ich Ihnen sehr ans Herz legen würde, gibt es die Möglichkeit diese ambulant durchzuführen." "Oh... Ok..." "Oder gibt es da sonst noch etwas, was Sie mir sagen wollen?" "Äh, ne alles gut... Danke." "Gut, dann sehen wir uns morgen zur Visite nochmal." "Ja..." "Bis dahin." Die Ärztin lächelte und wollte gehen. "Entschuldigung?" Sie drehte sich wieder zu mir. "Ja, Herr Haber?" "Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen, könnten wir vielleicht kurz vor die Tür?" "Ja natürlich, kommen Sie." "Danke." "Kein Problem." "Ich bin gleich wieder da, ja?" "Ja." Ich lächelte leicht und folgte der Ärztin auf den Gang.

Ich hoffe es gefällt euch 💞

Disappeared? Donde viven las historias. Descúbrelo ahora