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Am nächsten Morgen frühstückten wir gemeinsam. "Habt ihr gut geschlafen?" "Ja sehr gut sogar. Es war zwar im ersten Moment etwas ungewohnt, in einem fremden Haus zu schlafen, aber wirklich hundertmal besser als im Krankenhaus." "Das freut mich, ich hab auch gut geschlafen." "Schön." "Alex?" "Ja Mia?" "Kannst du mich heute in die Schule bringen?" fragte sie und sah meine Exfrau lächelnd an. Vorsichtig schaute ich zu Isa, von der ich ehrlich gesagt wieder einen kleinen Eifersuchtsanfall erwartete, aber das Gegenteil trat ein: "Das hört sich doch super an! Hast du Lust Alex?" Diese schien mit der Reaktion auch überhaupt nicht gerechnet zu haben, denn sie zögerte, bevor sie antwortete: "Also wenn du da nichts gegen hast, gerne... Aber uns muss jemand begleiten. Ich hab keine Ahnung wo deine Schule ist, geschweige denn wie man dahin kommt." "Das kann ich ja machen, dann können wir von da aus direkt zum Amt und deine neuen Papiere beantragen, was hältst du davon?" warf ich ein. "Ja, wenn das in deinen Zeitplan passt, gerne." "Keine Sorge, ich bin ziemlich flexibel." "Ok gut, dann machen wir das so." Mia freute sich riesig und ich staunte mal wieder darüber, wie glatt das alles, bis auf gestern Abend, lief. Wenn ich ehrlich bin hatte ich mit viel mehr Komplikationen gerechnet, aber wie es jetzt ist, war mir natürlich deutlich lieber. Mia verschanzte sich nicht, ganz im Gegenteil, sie ging sogar offen auf Alex zu und zwischen den beiden Frauen herrschte kein Zickenkrieg. Vielleicht konnten Isa und Alex sogar Freunde werden, wer weiß was die Zukunft bringt?

"Ich fahr jetzt zur Arbeit, bis später!" rief Isa wenig später. "Fahr vorsichtig, ich liebe dich." lächelte ich. "Mach ich, ich dich auch." Sie küsste mich und verließ das Haus. Kurz darauf fuhren Mia, Alex und ich ebenfalls los. Wir brachten sie in die Schule und danach ging es weiter zum Amt. "Meinst du denn, das geht so einfach? Ich hab schließlich gar keine Papiere." "Das werden wir jetzt rausfinden, ich hab keine Ahnung, wie das läuft, wenn man alles neu beantragen muss." "Ok." "Ach, das wird schon gut gehen." Ich lächelte und als wir da waren, stiegen wir aus und betraten das Gebäude. Am Empfang zogen wir eine Nummer und warteten im Wartezimmer. Einige Zeit später erschien unsere Nummer auf dem Bildschirm und wir konnten zu einem Sachbearbeiter.
"So, was kann ich für Sie beide tun?" fragte er, als wir uns ihm gegenüber an den Schreibtisch gesetzt und ihn begrüßt hatten. "Ich möchte bitte meine Papiere neu beantragen." "Ok, welche denn genau?" "Meinen Personalausweis und ich brauche auch eine persönliche Identifikationsnummer." Der Mann schaute uns erstaunt an. "Die ändert sich aber nicht, also wenn Sie die einmal bekommen haben, dann müssen Sie die nicht nochmal beantragen." "Ja, aber ich hab ja gar keine." "Gar keine? Ok... Also sind Sie nicht in Finnland geboren?" "Doch ist sie. Allerdings ist meine Frau - Entschuldigung, ich meine meine Exfrau - vor drei Jahren für tot erklärt worden, weil sie entführt wurde und niemand sie gefunden hat. Deswegen wurde unsere Ehe geschieden und ihre Identifikationsnummer wurde ungültig." "Genau und deshalb sitz ich hier." stimmte Alex zu. "Ach so! Ja gut, dann sind Sie hier natürlich richtig, tut mir Leid.""Kein Problem, wir hätten das vielleicht auch direkt am Anfang sagen können." "Ist ja egal, jetzt weiß ich es. Dann bräuchte ich bitte ein paar persönliche Informationen über Sie... Wie heißen Sie?" "Alexandra Haber... Aber eigentlich ist unsere Ehe ja geschieden, also..." Hilflos sah sie zu mir. "Ihr Name war Lindholm." "Lindholm ok. Augenfarbe?" "Braun." "Mhm... Wie groß sind Sie Frau Lindholm?" "Ähm... Keine Ahnung ehrlich gesagt... Ich tippe mal so auf 1,69... Oder was meinst du Samu?" "Ja das sollte passen..." "Gut. Ihr Geburtsdatum und Geburtsort?" "Das war der 12. August 1988 und sie ist hier in Helsinki geboren." "Ok, und wo wohnen Sie?" "Aktuell bei meinem Exmann." "Alles klar, dann brauche ich bitte noch Ihre Adresse Herr Haber." Ich nannte ihm diese und der Sachbearbeiter tippte alles in den PC ein. Wenig später musste Alex noch etwas unterschreiben und wir konnten gehen. Ihr Pass würde in etwa einem Monat fertig sein und ihre Identifikationsnummer hatte sie jetzt schon. Wir bedankten uns bei dem Herrn und verließen dann sein Büro. Auf dem Weg zum Auto dachte ich mal wieder darüber nach, warum das alles so einfach ging. Zumindest die Behördengänge hatte ich mir viel komplizierter vorgestellt, zumal ich damit gerechnet hatte, dass wir eine Geburtsurkunde von Alex brauchten, um zu beweisen, dass es sich wirklich um sie handelt, aber offensichtlich war dem nicht so. Natürlich war ich froh, dass es so lief, so war ein Gespräch mit ihren Eltern noch nicht notwendig, aber es irritierte mich trotzdem irgendwie.
"Ich wurde also für tot erklärt?" fragte sie, als wir im Wagen saßen und losgefahren waren. Ich schaute kurz zu ihr und nickte. "Ich wünschte du hättest das anders erfahren, aber ja. Bis zu deiner Flucht galtest du als tot." "Ok... Und wer hat das entschieden? Du etwa?" "Nein, ich war das nicht..." "Wer dann?" "Kann ich dir das gleich erklären, wenn wir zuhause sind?" "Ist das so kompliziert?" "Ja... Nein, ich hab einfach nur keine Ahnung wie du darauf reagierst und falls du eine Panikattacke bekommst oder so, kann ich dir nicht helfen, wenn ich mit fahren beschäftigt bin. Und bevor wir uns in Gefahr bringen, lass uns lieber gleich darüber reden, in Ordnung?" "Gut, aber dann sag es mir auch." "Das mache ich." "Ok."

So, ich hoffe es gefällt euch! Was denkt ihr wie sie reagieren wird, wenn sie erfährt, dass ihre Eltern sie für tot erklärt haben lassen? ❤️

Disappeared? Where stories live. Discover now