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Samus Sicht:
"Ich dachte du hast deswegen mit deiner Band aufgehört, damit du mehr Zeit für uns hast und jetzt tourst du wieder jedes Jahr durchs Land?!" Fassungslos sah ich Alexandra an. Da komm ich von der Plattenfirma nach Hause, erzähle freudig, dass wir wieder auf Tour gehen können und sie reagiert so? "Du hast doch gesagt ich soll probieren wieder Musik zu machen!" "Aber in kleinem Rahmen Samu! Wenn du das wieder so groß machst, hättest du Sunrise nicht beenden müssen!" "Ach so, heißt ich darf meine Träume leben, solange sie deinem Vorstellungen entsprechen? So läuft das nicht Alexandra!" "Du bist jetzt nicht mehr nur für dich selbst verantwortlich man! Du hast ne achtjährige Tochter zuhause, benimm dich endlich wie ein verantwortungsbewusster Vater und nicht wie der größte Egoist!" rief sie wütend und verließ den Raum.

Ich wachte auf und sah mich um. Im Zimmer war es noch dunkel, aber ich konnte trotzdem erkennen, dass ich im Krankenhaus war. Das gerade war kein Traum, leider lief es zwischen Alex und mir seit Wochen so und das machte mich einfach fertig... Mittlerweile wusste ich auch, was das mit dieser Isa zu bedeuten hatte... Mein Unterbewusstsein hatte vermutlich versucht mir zu zeigen, wie sehr ich Alexandra liebe und sie brauche und das mit Erfolg. Wir waren seit acht Jahren verheiratet und auch wenn es in letzter Zeit überhaupt nicht lief, ich wollte sie nicht verlieren. Blieb nur zu hoffen, dass sie das inzwischen genauso sieht und wir es irgendwie schaffen, unsere Ehe zu retten.

Am nächsten Morgen klopfte es an der Tür. "Herein." rief ich und die Ärztin kam ins Zimmer. "Guten Morgen Herr Haber. Haben Sie gut geschlafen?" "Morgen, naja, hätte besser sein können ehrlich gesagt." "Oh ok. Hatten Sie Schmerzen oder was war los?" "Ne, mir sind nur meine Eheprobleme wieder in den Sinn gekommen...""Eheprobleme? Davon war aber ehrlich gesagt die letzten fünf Wochen nichts zu sehen. Ihre Frau und Ihre Tochter waren jeden Tag hier, von früh bis spät und es sah nicht so aus, als ob Ihre Frau das nur der kleinen Maus wegen gemacht hat." Ich fing leicht an zu lächeln. "Das hört man gerne." "Vielleicht sprechen Sie einfach nochmal mit Ihrer Frau. Häufig ist es ja so, dass manche Probleme gar keine richtigen Probleme sind." "Ja, das mache ich." "Sehr schön. Ich hab jetzt aber auch noch etwas mit Ihnen vor und zwar müsste ich einige Untersuchungen bei Ihnen durchführen, da Sie ja im Koma lagen und ich einfach kontrollieren möchte, ob noch alles so funktioniert, wie es soll, in Ordnung?" "Sicher." "Gut, dann hätte ich als erstes ein paar Fragen an Sie. Wissen Sie Ihren vollständigen Namen?" "Samu Aleksi Haber." "Sehr gut und welches Jahr haben wir?" "2028." "Richtig. Dann würde ich Sie bitten, einmal etwas hier aufzuschreiben." Sie reichte mir ein leeres Blatt und einen Stift. "Und was?" "Das ist egal, schreiben Sie einfach irgendwas, damit ich sehe, ob das noch funktioniert. Es kann nämlich sein, dass Sie durch das Koma gewisse Einschränkungen haben." "Ok." Ich nahm den Stift und schrieb meinen, Alex und Mias vollständigen Namen mitsamt Geburtsdatum. "Mhm, super. Hatten Sie Probleme beim schreiben oder bei den Zahlen?" "Nein." "So soll es sein. Wenn Sie sich das rechte Auge zuhalten, können Sie mich dann noch klar und deutlich sehen?" Ich machte dies und nickte. "Und wie sieht's mit der linken Seite aus?" Auch dies tat ich und nickte wieder. "Perfekt. Dann sind wir fast fertig, ich würde jetzt noch Ihre Reflexe testen und Sie danach einmal ans EEG schließen, um Ihre Hirnaktivität zu testen, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass Sie das Ganze ohne Schäden überstanden haben." "Ok." Nachdem auch diese Untersuchungen erledigt waren stand fest, dass ich, bis auf die Erkenntnis meiner Ehe betreffend, tatsächlich keine Spätfolgen zu befürchten hatte. "Wann kann ich denn nach Hause?" "Herr Haber, ich kann mir vorstellen, dass Sie zu Ihrer Familie wollen, aber ich kann Sie noch nicht entlassen. Sie waren fünf Wochen im Koma, dass Sie jetzt keine Hirnschäden davon getragen haben ist gut, aber leider keine Garantie, dass es so bleibt. Außerdem brauchen Sie Physiotherapie für Ihre Muskeln." "Das heißt, dass ich morgen eventuell nicht mehr in der Lage sein könnte zu sprechen oder sowas?" "Im EEG gab es keinen Hinweis darauf, aber ja. Es könnte sein, dass sich noch Schäden entwickeln und deswegen bleiben Sie erstmal bis Ende der Woche hier. Wenn dann immer noch alles normal ist, dürfen Sie gehen und die Physiotherapie ambulant durchführen." Ich seufzte und nickte. Das waren natürlich nicht die besten Voraussetzungen, um an meiner Ehe zu arbeiten, allerdings hatte ich scheinbar keine andere Wahl und wenn Alex genauso um uns kämpfen möchte, wird sie mich unterstützen, da bin ich ganz sicher!

Mias Sicht:
Nach dem Frühstück fuhren Mama und ich zu Papa ins Krankenhaus. Wir kamen dort an und vor seinem Zimmer klopften wir. "Herein." kam es von innen und ich öffnete die Tür. "Papa!" rief ich glücklich, als ich ihn lächelnd auf dem Bett sitzen sah. Er breitete die Arme aus und ich lief auf ihn zu. "Endlich kann ich dich wieder umarmen ohne diese ganzen Kabel...!" "Endlich kann ich dich überhaupt wieder umarmen! Du hast mir so gefehlt meine Süße...!" Er drückte mich an sich und gab mir einen Kuss auf die Haare. "Du mir auch Papa." Mama hatte währenddessen die Tür geschlossen und unsere Stühle ans Bett gestellt. "Ich hatte echt Angst, dass ich sowas nie wieder zu Gesicht bekomme..." sagte sie und sah uns überwältigt an. "Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht. Da muss schon mehr kommen, als so ein blöder Unfall, um mich von euch wegzubekommen." "Ja, offensichtlich schon." "Ich bin noch etwas unsicher auf den Beinen, also wenn du auch kuscheln möchtest musst du zu mir kommen." "Sehr gerne." erwiderte sie und legte die Arme um ihn. "Ich hab dich vermisst Samu... Wirklich sehr." "Ich dich auch Alex." Zu sehen, wie die beiden sich nach dem ganzen Ehekrach jetzt freudig in den Armen lagen war einfach wunderschön. Ich hoffte, dass dieser Unfall ihnen gezeigt hat, dass es so auf keinen Fall weitergehen kann und dass sie sich doch eigentlich sehr lieben.

"Wie geht's dir?" fragte meine Mutter, als sie sich einige Zeit später voneinander gelöst hatten. "Soweit ganz gut eigentlich. Wie gesagt, ich bin etwas wacklig auf den Beinen, aber sonst... Ich muss bis Ende der Woche hierbleiben und fürs laufen bekomm ich Physio." "Das ist sehr gut, also keine Folgeschäden." "Ich bin kein Pflegefall, nein." "Kann das denn noch passieren?" Ängstlich sah ich ihn an. "Die Ärztin meinte rein theoretisch ja, deswegen bin ich ja noch ein bisschen hier, aber ganz ehrlich ich glaub das nicht. Wenn was extremes passieren würde, dann wäre das bestimmt schon längst irgendwie zu bemerken." "Ok gut." "Ja."
Kurze Zeit später klopfte es erneut und nachdem mein Vater die Person hereingebeten hatte, kam seine Mutter herein. "Wie schön es ist deine Stimme zu hören mein Junge, lass dich drücken, ich bin so froh, dass du wach bist!" rief sie und umarmte ihn ganz feste, was er lächelnd erwiderte. "Ich freu mich auch Mama. Schön, dich zu sehen." "Mach das nie nie wieder hast du verstanden? Ich hatte Angst um dich..." "Ich weiß und es tut mir Leid. Ich pass beim nächsten Mal besser auf, versprochen." Nachdem sich meine Oma umfassend über Papas Gesundheitszustand informiert hatte und wir vier uns viel unterhalten hatten fragte sie plötzlich: "Hat noch jemand Lust auf Kaffee? Ich könnte eben welchen in der Cafeteria holen gehen, willst du mitkommen Mia?" "Ja, aber ich möchte Kakao." "Bekommst du. Was ist mit euch?" "Ich würde auch einen Kaffee nehmen und du?" Papa nickte. "Gerne." "Ok, dann komm Mia wir holen was." "Ja, bis gleich!" rief ich und verließ mit Oma das Zimmer.

So, hier gab es eine kleine unfreiwillige Pause, da ich mir schon wieder Corona eingefangen hatte. Diesmal zum Glück aber nicht so schlimm wie beim ersten Mal und ich bin mittlerweile auch wieder negativ. Ich hoffe euch geht's gut und euch gefällt das Kapitel! Bis bald 😊

Disappeared? Where stories live. Discover now