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"Wow... Ok... Und was passiert jetzt mit ihr?" fragte Isa und war offenbar genauso überrascht wie ich. "Keine Ahnung... Eine Polizistin ist gerade bei ihr, um herauszufinden, was geschehen ist, aber ich weiß nicht, ob das so erfolgreich sein wird..." "Warum?" "Laut Dr. Peltonen befindet sie sich in einem Schockzustand und spricht nur sehr wenig. Außerdem hat Alex eine retrograde Amnesie... Sie hat mich nicht mal mehr erkannt..." "Oh..." "Mhm..." "Und weiß sie von Mia?" "Ich glaube nicht... Wir haben zumindest nicht drüber gesprochen. Aber ich denke, dass ich vorhin ein bisschen zu ihr durchgedrungen bin." "Wie kommst du darauf?" "Naja, als die Ärztin uns gebeten hat den Raum zu verlassen, damit die Polizistin und Alex alleine sind, hab ich über ihren Handrücken gestrichen und sie 'Engel' genannt. Genau wie früher." "Und darauf hat sie reagiert?" "Ja. Sie hat mir direkt in die Augen gesehen und... Das hat irgendwas in ihr gemacht, das hab ich gesehen." "Aha, na dann. Ähm, weißt du schon, wann du wieder hier bist?" "Nein... Ich möchte mich ehrlich gesagt auch nicht so schnell wieder von Alex verabschieden, verstehst du?" fragte ich und wartete auf ihre Antwort. Isa blieb einen Moment lang still, bevor sie sagte: "Ok gut, dann hol ich später Mia ab in Ordnung?" Erleichtert nickte ich. "Natürlich." "Gut, bis später Schatz." "Danke, bis später." "Nicht dafür. Ich liebe dich." "Ich dich auch, tschüß!" "Tschüß!" Ich legte auf und ging wieder zu Alex Zimmer. Den leicht eifersüchtigen Unterton in Isas Stimme hatte ich überhört. Ich war einfach nur froh, dass Alex jetzt in Sicherheit war!
Der Polizist und die Ärztin standen immer noch vor dem Zimmer. "Ist das ein gutes Zeichen, dass wir solange hier sind?" fragte ich und sah Dr. Peltonen besorgt an. "Es heißt auf jeden Fall, dass Frau Haber nicht ausflippt." Auf einmal ging die Tür auf und Frau Kochs sagte: "Herr Haber, Sie sollen bitte einmal herein kommen. Sie möchte mit Ihnen reden." "Ok, danke..." murmelte ich und betrat den Raum, während die Polizistin sich zu ihrem Kollegen gesellte.
Alex saß aufrecht in dem Bett und sah mich an. "Samu, richtig?" fragte sie unsicher. Ich nickte und setzte mich ans Bett. "Ich... Ich glaube ich erinnere mich an etwas." "Ok und an was?" "Wir waren essen... In irgendeinem Restaurant an irgendeinem Strand. Danach sind wir glaube ich noch ein bisschen am Strand spazieren gegangen..." Während ich ihr zuhörte spürte ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigte. Sie erzählte nämlich gerade von dem Abend, an dem ich ihr den Heiratsantrag gemacht hatte." Weißt du was dann passiert ist?" fragte ich aufgeregt. Alex schien einen Moment nachzudenken, bevor sie langsam antwortete: "Ja, ich... Ich glaube du hast mir ganz viele süße Sachen gesagt und dich auf einmal vor mich gekniet... Und dann hast du mich was gefragt..." "Weißt du auch was?" "Nein... Aber ich vermute, dass das ein Antrag war... Oder?" "Ja! Ja genau!" rief ich und war überglücklich. Dass sie sich von all den schönen Momenten in unserer Beziehung ausgerechnet an den romantischen Heiratsantrag erinnert, machte mich einfach unglaublich stolz und froh. "Dann sind wir also verheiratet...?" Sofort wurde meine Freude gedämpft. "Wir waren es..." gab ich zu und musste schlucken. "Wieso? Hab ich nicht das getan, was du wolltest...?" Verständnislos sah ich sie an. "Wie nicht getan, was ich wollte? Du bist doch ein selbstständiger Mensch, du musst nicht tun, was ich sage." "Aber in meiner Ehe..." fing sie an und senkte den Kopf. "Alex, warte mal bitte. Welche Ehe? Ich weiß überhaupt nicht wovon du da sprichst. Wir waren glücklich verheiratet und haben eine Tochter... Und dann ist eines Tages jemand in unser Haus eingebrochen und du warst plötzlich verschwunden...! Deshalb sind wir nicht mehr verheiratet, weil deine Eltern dich für tot erklären lassen haben...!" "Tochter? Eltern? Ich hab keine Tochter... Und meine Eltern sind beide gestorben, als ich klein war." Wenn diese Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich Alex glatt gefragt ob sie mich gerade auf den Arm nehmen will. "Was soll das heißen du hast keine Tochter und keine Eltern?" "Ja... Hat mir mein Mann erzählt." erklärte sie und hob den Kopf. "Ich bin dein Mann Alex...! Und der Vater deiner Tochter, die zwei Jahre alt war, als du auf einmal entführt worden bist...! Deine Eltern sind auch noch sehr lebendig, zumindest waren sie das, als ich sie das letzte Mal gesehen habe...!" rief ich verzweifelt, aber Alex blieb bei ihrer Meinung: "Ich hab weder eine Tochter, noch leben meine Eltern... Das hätte mein Mann mir gesagt." Stur verschränkte sie die Arme vor der Brust und wandte den Blick ab. "Alex, wer auch immer dieser Kerl ist, er hat dich angelogen und entführt! Und dir wahrscheinlich auch diese ganzen Verletzungen beigebracht!" "Ist ja auch richtig so..." "Bitte?!" Fassungslos sah ich sie an. "Ja... Wenn ich nicht auf meinen Mann höre, muss ich bestraft werden. Ist doch ganz logisch." Ich schüttelte den Kopf. Wer hat meiner Alex so wehgetan, dass sie solche Sätze vom Stapel lässt und davon auch noch total überzeugt ist? "Ich glaub nicht, was ich da höre... Alex, was ist los mit dir? Du bist doch früher nicht so gewesen..." Wieder blieb sie still. "Ok... Dann sag mir, wie dein Mann heißt..." bat ich und bemerkte, wie viel Überwindung es mich kostete, die Worte 'dein Mann' mit dem Wissen zu verwenden, dass ich nicht gemeint sein kann. "Ist egal..." murmelte Alex vor sich hin. "Nein ist es nicht. Ich möchte bitte wissen, wer dir so einen Mist eingetrichtert hat." "Alex bitte..." flehte ich und nahm ihre Hand, als sie nach ein paar Sekunden immer noch nichts gesagt hatte. Sie drehte den Kopf zu mir und sah mir in die Augen. "Engel, ich flehe dich an, sag mir doch bitte die Wahrheit." "Es ist egal Samu..." "Warum? Er hat dir wehgetan, also ist es nicht egal." Sie atmete tief durch und fing dann endlich an zu sprechen: "Es ist egal, weil er tot ist. Ich hab ihn umgebracht..."

Ich hoffe der Teil gefällt euch! Schreibt's in die Kommentare und bis bald 🤗

Disappeared? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt