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"... Ja und dann haben wir rausgefunden, dass du schwanger bist. Nachdem ich das wusste stand die Entscheidung, Sunrise Avenue zu beenden, für mich endgültig fest. Ich hatte vorher schon öfter darüber nachgedacht und es nie gemacht, aber wenn ich die Band weitergemacht hätte, wäre unser Kind größtenteils ohne mich aufgewachsen, und das wollte ich auf jeden Fall verhindern." "Und wie verdienst du jetzt dein Geld? Oder hast du ausgesorgt?" "Ich mach seit 2020 wieder Musik, also eigentlich habe ich nie wirklich aufgehört. Diesmal aber auf finnisch und auch nicht so groß, wie damals mit der Band.. Ich hab ein Album veröffentlicht, aber auf Tour war ich nicht mehr. Damit wollte ich warten, bis Mia, so heißt unsere Tochter übrigens, alt genug ist... aber dann kam ja alles anders..." Er  schluckte und sah mich an. "Weißt du wie schlimm das für uns war, als du plötzlich nicht mehr bei uns warst? Mia hat die ersten paar Wochen ständig nach dir gefragt... und ich wusste einfach nicht, wie ich ihr das erklären sollte... Ich war ja selbst völlig überfordert... Hab mich das erste halbe Jahr nach deinem Verschwinden jeden Abend in den Schlaf geweint, weil du mir so gefehlt hast..." "Oh mein Gott... Das tut mir so Leid für euch Samu..." Mitleidig sah ich ihn an und legte meine Hand auf seine Schulter, aber er schüttelte den Kopf. "Alex, hör auf damit. Dir muss überhaupt nichts Leid tun. Du bist absolut nicht schuld an dem, was passiert ist, ok?" "Ich weiß... aber ich hab trotzdem ein schlechtes Gewissen. Ihr musstet wegen mir so etwas durchmachen." "Das was du durchmachen musstest, war glaube ich tausendmal schlimmer, also alles gut. Ich bin nur froh, dass du endlich wieder da bist." Er lächelte und nahm meine Hand. In dem Moment, in de unsere Finger sich berührten fühlte ich etwas, dass ich bei Henri, meinem angeblichen Ehemann, nie gefühlt hatte: Es war als ob ein kleiner Stromschlag durch meinen Körper fuhr. In meinem Bauch fing es an zu kribbeln und ich musste automatisch lächeln. Auch wenn ich Samu nicht wirklich kannte, fühlte ich mich so sicher und geborgen bei ihm. Wahrscheinlich weil ich wusste, dass wir mal verheiratet waren, auch wenn ich mich nicht an ein gemeinsames Leben mit ihm erinnern konnte. Eigentlich konnte ich mich nicht daran erinnern, überhaupt jemals so etwas gespürt zu haben. Dieses Gefühl war neu, aber irgendwie auch so vertraut. "Ist alles in Ordnung?" fragte Samu plötzlich und holte mich so aus meinen Gedanken. "Äh, ja... Ja, alles super. Warum?" "Du sahst so nachdenklich aus." "Ach so... Ich hab mich nur gewundert, wie vertraut du mir bist, obwohl ich dich, trotz der Tatsache, dass wir ein gemeinsames Kind haben und verheiratet waren, kaum kenne." Er lächelte leicht und erklärte: "Die Erinnerung an unsere Zeit ist bestimmt ganz tief in deinem Unterbewusstsein verborgen. Man muss sie nur wieder zum Vorschein bringen." "Aber Samu... du bist verheiratet..." gab ich zu bedenken und musste schlucken. "Ja und?" "Ich möchte nicht eure Ehe zerstören. Es freut mich, dass du nach mir eine Frau gefunden hast, die dich glücklich macht." "Alex, ganz langsam. Darauf wollte ich gar nicht hinaus. Ich meine, du bist eine tolle Frau, attraktiv und ich hab dich wirklich sehr geliebt, aber das ist Vergangenheit. Ich hab das nur gesagt, weil du die ganzen schlechten Erinnerungen der letzten sechs Jahre durch die guten aus unserer Zeit ersetzen sollst. Großer Gott, ich will meine Ehe auch nicht aufgeben..! Ich liebe Isa. Ja, ich liebe sie." "Oh... Oh man, das tut mir Leid... Da hab ich dich wohl falsch verstanden, aber ja, meinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge zu helfen ist wahrscheinlich nicht schlecht. Du hast gestern glaube ich irgendetwas von Fotos von unserer Tochter gesagt. Kannst du mir die vielleicht zeigen?" "Natürlich." Er rückte mit dem Stuhl etwas näher an mein Bett heran, holte sein Handy hervor und zeigte mir einige Bilder und Videos. Zwischendurch gab er kurze Erklärungen ab, sodass ich bald schon eine kleine Vorstellung hatte, wie behütet dieses Mädchen bei ihrem Vater aufwächst. Selbstverständlich war mir auch aufgefallen, wie ähnlich Mia mir ist. Sie war mir wie aus dem Gesicht geschnitten, das einzige, was sie von ihrem Papa hatte waren die strahlend blauen Augen und die blonden Haare. Leider tat sich bei meinem Gedächtnis nichts. Die Zeit zwischen meiner Trennung von Henri, an die ich mich noch sehr gut erinnern konnte, und dem Tag, an dem ich als seine Ehefrau aufwachte, war wie in in einer großen schwarzen Wolke. Ich erinnerte mich an gar nichts, genauso wie ich mich nicht an meine Eltern erinnern konnte, aber es war gut zu wissen, dass Samu mir dabei helfen wollte. Trotzdem machte mich eine Sache stutzig. Warum hatte er vorhin so oft wiederholt, welche Gefühle er für seine Frau hat? Es wirkte fast so, als wolle er sich selbst davon überzeugen... Aber vielleicht hab ich mir das auch nur eingebildet.

Was denkt ihr, warum er das so wiederholt hat? Steckt wirklich etwas dahinter oder war das ohne Grund und wie gefällt euch das Kapitel? Schreibt's in die Kommentare und bis bald 🥰

Disappeared? Where stories live. Discover now